Deutsche Hilfe für Ostafrika ist angelaufen
31. Juli 2011Am Sonntag (31.07.2011) landete ein Charterflugzeug der Hilfsorganisation humedica aus dem bayerischen Kaufbeuren mit 30 Tonnen Hilfsgütern von München im ostafrikanischen Kenia. Von der Hauptstadt Nairobi aus werden die Hilfsgüter mit Lastwagen in die Flüchtlingslager in der Region Dadaab im Norden des Landes transportiert und in Kooperation mit einem humedica-Partner vor Ort verteilt. An Bord der ersten deutschen Hilfsmaschine befänden sich Milchpulver, Medikamente und Infusionen mit speziellen Nährstoffen, teilte die Organisation mit.
"Es handelt sich hierbei um Zusatznahrung, nicht um Grundnahrungsmittel. Weil die Menschen ausgetrocknet sind und feste Nahrung oft gar nicht bei sich behalten können, müssen sie zunächst künstlich ernährt werden", sagte humedica-Geschäftsführer Wolfgang Groß der Deutschen Presse-Agentur. In Dadaab haben im derzeit größten Flüchtlingslager der Welt rund 400.000 Menschen überwiegend aus dem Bürgerkriegsland Somalia Zuflucht vor der Hungersnot gesucht. Ein zweiter Flug mit Hilfsgütern für die kenianische Bevölkerung in der nördlichen Region Turkana sei in Planung, hieß es. Er könne frühestens Ende kommender Woche starten.
Transport ist nicht sichergestellt
Auch das Technische Hilfswerk (THW) kommt im Krisengebiet zum Einsatz. Im Auftrag der Bundesregierung wurde am Samstag ein Erkundungsteam aus fünf Experten nach Äthiopien entsandt. Sie sollen das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) beim Kampf gegen die Hungersnot beraten. Aufgabe des Erkundungsteams ist es nun, Möglichkeiten für weitere Camps und geeignete Hilfsmaßnahmen durch das THW zu identifizieren.
Der Deutschland-Chef des Hilfswerks "Ärzte ohne Grenzen", Tankred Stöbe, betonte, dass es noch immer sehr schwierig sei, die Hilfsmittel zu den betroffenen Menschen zu bringen. "Was uns besorgt, ist die Frage, wie die Hilfsgüter die Bedürftigsten in Somalia tatsächlich erreichen können. Das ist weiterhin nicht sichergestellt und das kann auch die jetzige Luftbrücke nicht leisten", sagte Stöbe dem Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg.
Niebel fordert Gespräche mit Islamisten in Somalia
Die Vereinten Nationen hatten vor wenigen Tagen eine Luftbrücke in die somalische Hauptstadt Mogadischu gestartet. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel sagte der Nachrichtenagentur dpa, es sei wichtig, dass diese nun "kontinuierlich und verlässlich" fortgeführt werde. Dazu müsse unbedingt der Luftraum über Mogadischu und der dortige Flugplatz gesichert werden, sagte der FDP-Politiker. Das sei Aufgabe der Truppen der Afrikanischen Union.
Zudem sprach sich Niebel für Gespräche mit den gemäßigten Milizen in Somalia aus, um die politische Lage in dem Land zu stabilisieren. "Wichtig ist, dass die Afrikanische Union den politischen Dialog mit den (islamistischen) Al-Schabaab-Milizen sucht", das heiße aber nicht, dass man diese politisch anerkenne.
Die Hungersnot am Horn von Afrika wurde durch die schwerste Dürre in der Region seit rund 60 Jahren ausgelöst. Besonders stark betroffen sind Somalia, Kenia und Äthiopien. Unter den Leidtragenden sind viele Kinder.
Töpfer fordert UN-Einsatz
Unterdessen forderte der Vizepräsident der Welthungerhilfe und frühere UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer einen Einsatz der Vereinten Nationen, um die Hungersnot in Somalia zu bekämpfen.
"Auf dem Rücken verhungernder Menschen werden Stammesfehden ausgetragen, dazu kommt der islamische Fundamentalismus der Al-Shabaab-Miliz", schreibt er in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag". "Dem darf die Weltgemeinschaft nicht länger zusehen", fordert Töpfer und fragt: "Wo bleibt die schnelle Einsatztruppe der UN?"
Nach Ansicht des CDU-Politikers und ehemaligen Bundesumweltministers muss bei der Hungerhilfe die Souveränität der betroffenen Staaten in den Hintergrund treten. Die Souveränität sei zu Recht völkerrechtlich ein hohes Gut, betont Töpfer, aber wenn dadurch Menschen verhungerten, dann müsse eingegriffen werden.
Autor: Thomas Grimmer (dpa, dapd)
Redaktion: Gerhard M Friese/Ursula Kissel