Deutsche Bahn will pünktlicher werden
17. Dezember 2015Im kommenden Jahr sollen vier von fünf Zügen im Fernverkehr pünktlich fahren. Damit wolle die Bahn sich gegen die Konkurrenz von Fernbussen stemmen, sagte Konzernchef Rüdiger Grube in Berlin. Derzeit fahren nur etwa 74 Prozent der Züge gemäß Fahrplan. Die Bahn will in der Zukunft digitale Technik und mobile Einsatzteams nutzen und damit die technischen Störungen an den Fahrzeugen und der Infrastruktur reduzieren.
Grube räumte auch ein, dass die schwachen Geschäftszahlen des Unternehmens mit Fehlern der Konzernleitung zusammenhingen."Vielleicht haben wir bisher zu sehr in Zuständigkeiten gedacht - und nicht in Verantwortlichkeiten“, erklärte der Bahnchef. In den vergangenen Jahren sei manchmal der Eindruck entstanden, "die Bahn als ehemaliger Staatsmonopolist habe sich im Wesentlichen aufs Defensivspiel verlegt", sagte er. Jetzt spiele der Konzern offensiv.
"Offensiv", damit meint Grube auch den Konzernumbau, der unter dem Titel „Zukunft Bahn“ läuft. Dieser geplante Umbau werde allerdings tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der Konzernchef erwartet in diesem und im nächsten Geschäftsjahr zusätzliche Kosten von zwei Milliarden Euro. Wie hoch die Zahlen tatsächlich ausfallen, zeige sich erst beim Jahresabschluss 2015.
Höhere Schulden für Investitionen
Bis 2020 will die Bahn 20 Milliarden Euro investieren. Um einen Teil dieses Betrags zu finanzieren, hat der Konzern vor, höhere Schulden auf sich zu nehmen. Der Konzern will 1,2 Milliarden Euro in den Schienengüterverkehr und 1,4 Milliarden Euro in die Bahntochter DB Schenker Logistics investieren.
Bei der Sanierung des Konzerns sind nach Angaben des Unternehmens im Güterverkehr mittelfristig bis zu 2600 Stellen gefährdet. Grube erhofft sich dort eine höhere Profitabilität durch „schlankere Strukturen“. Das Ergebnis im Güterverkehr sei nicht akzeptabel, sagte Vizevorstand Voker Kefer. 2015 bleibe die Bahn in diesem Bereich etwa 500 Millionen Euro hinter den Umsatzplanungen zurück.
Zudem will der Konzern im Februar darüber beraten, seine Tochterunternehmen zu teilprivatisieren. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, Investoren am Kapital der Logistikunternehmen DB Schenker Logistics und der britischen Nahverkehrstochter Arriva zu beteiligen. Einen Verkauf schließt Finanzvorstand Richard Lutz jedoch aus. „Die zwei hübschesten Töchter, die wir in der Familie haben, sollen in der Familie bleiben.“ Der Erlös aus diesen Teilprivatisierungen soll die finanzielle Lage der Bahn entschärfen.
mst/hb (afp, dpa, rtre)