Der Wanderalbatros profitiert vom Klimawandel
10. Februar 2012Der größte Seevogel der Welt hat seit einigen Jahren im Schnitt ein Kilo mehr auf den Hüften. Das ist ganz schön viel, wenn man überlegt, dass Weibchen durchschnittlich acht und Männchen neun Kilo wiegen.
Ein Deutsch-Französisches Forscherteam ist dem Gewichtsproblem der Wanderalbatrosse auf den Crozet-Inseln im Südindischen Ozean auf den Grund gegangen und hat Erstaunliches herausgefunden. Forscher Thorsten Wiegand vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung erklärt das der Deutschen Welle gegenüber: "Durch den starken Wind können die Albertrosse schneller fliegen und verbrauchen weniger Energie. Außerdem legen sie weitere Strecken zurück und können so mehr Nahrung fangen. Wenn die Vögel mehr zu Fressen haben und gleichzeitig weniger Energie beim Fliegen verbrauchen, werden sie natürlich schwerer." Eine zweite Erklärung für die Gewichtszunahme der eleganten Segler ist ebenfalls auf den Klimawandel zurückzuführen: Die Vögel können nämlich mit zunehmendem Gewicht besser mit Sturm umgehen.
Starke Polarwinde sorgen für mehr Mini-Albatrosse
Dank der Erderwärmung haben die Albatrospärchen auch mehr Nachwuchs: "Der Bruterfolg hängt davon ab, wie lange Mutter oder Vater auf Nahrungssuche sind", sagt Wiegand. Sprich, je schneller Mama oder Papa vom mehrtägigen Futtersuchflug zurück sind, umso mehr Nestlinge überleben.
In den 70-er Jahren dauerten die Futtersuchflüge circa 13 Tage, heute nur noch 10 Tage. Deshalb schlüpft pro Vogelpärchen heute auch ein Junges mehr als noch vor vierzig Jahren. Damals erblickten zwei Mini-Albatrossen pro Butpaar das Tageslicht, heute liegt die Quote bei drei Jungvögeln.
Dank Klimaerwärmung gibt es mehr Wanderalbatrosse weltweit
Durch die starken Polarwinde konnte sich die Anzahl der Gesamtpopulation der weißen Seevögel in den letzten Jahren leicht erholen. Zurzeit leben circa 8000 Brutpaare weltweit. Der Deutschen Welle gegenüber erklärt Wiegand, dass der Anstieg des Nachwuchses ein Grund für die höhere Gesamtpopulation der Albatrosse sei. Die zweite Ursache ist, "dass die Albatrosse aufgrund der Windveränderungen vermehrt im Südpolarmeer nach Futter suchen und so den gefährlichen Fischernetzen der Langleinenfischerei entgehen."
Für immer werden die Wanderalbatrosse jedoch wahrscheinlich nicht vom Klimawandel profitieren können. Forscher sagen voraus, dass sich die Windverhältnisse 2080 erneut verändern werden und dieses Mal wohl zum Nachteil der größten Seevögel der Welt. Noch stehen die eleganten Segler jedoch auf der Sonnenseite des Klimawandels.
Autorin: Cosima Gill
Redaktion: Andreas Sten-Ziemons