Arbeitsbedingungen bei Foxconn
24. August 2012Viel Kritik gibt es an den Arbeitsbedingungen bei Foxconn – einem der größten Elektronikhersteller der Welt. Das taiwanesische Unternehmen, das Geräte und Bauteile für Handys, Fernseher und Computer fertigt, hat traurige Berühmtheit erlangt. Unter teilweise unmenschlichen Bedingungen bauen über eine Million Foxconn-Arbeiter in riesigen Fabriken in China iPhones und iPads zusammen. Seit 2010 eine ganze Reihe von Foxconn-Arbeitern in diesen Fabriken Selbstmord begingen, wird nicht nur Foxconn, sondern auch der Auftraggeber Apple öffentlich angeprangert.
"Doch bis heute hat sich an diesen Bedingungen nichts Grundlegendes geändert", so das Fazit der in Hongkong ansässigen Organisation "Students and Scholars against Corporate Misbehavior" (SACOM). SACOM führte zuletzt im Mai dieses Jahres Umfragen bei 170 Mitarbeitern von Foxconn durch.
Überstunden für Apple
Das Ergebnis sei ernüchternd, sagt SACOM-Sprecherin Debbie Chan. "Viele Arbeiter müssen exzessiv Überstunden machen wegen der unflexiblen Aufträge von Apple. Bevor das neueste iPad auf den Markt kam, konnten die Arbeiter der Fabrik Longhua nicht einmal während des bedeutenden chinesischen Frühlingsfests nach Hause fahren."
Rund 250.000 Menschen arbeiten in der Foxconn-Fabrik Longhua. Der Arbeitsschutz in der Fabrik habe nach wie vor gravierende Mängel, kritisiert Chan. "Die Arbeiter müssen mit Chemikalien arbeiten, deren Namen sie nicht einmal kennen. Niemand weiß, ob diese Stoffe gesundheitsschädlich sind."
Kritik von allen Seiten
Die Mitarbeiter würden außerdem vom mittleren Management oft sehr schlecht behandelt, so Chan weiter. Drakonische Strafen bei kleinen Vergehen seien an der Tagesordnung. Foxconn selbst verweigert jede Stellungnahme zu den Vorwürfen – eine schriftliche Anfrage der DW blieb unbeantwortet.
Erst im Februar 2012 hatte Apple die Arbeitsschutzorganisation Fair Labor Association (FLA) beauftragt, die Arbeitsbedingungen bei Foxconn zu überprüfen. Die FLA bestätigte inzwischen viele Vorwürfe, die SACOM seit 2010 gegen Foxconn erhebt. Dabei gilt die FLA als industrienahe Organisation, die nicht unabhängig ist. Im Vorstand sitzen neben Vertretern von Universitäten und Nichtregierungsorganisationen auch Konzerne wie Nike oder Hanes: Unternehmen, die ebenfalls wegen schlechter Produktionsbedingungen in Schwellenländern in die Kritik geraten sind.
Verantwortung beim Auftraggeber
Apple treffe eindeutig eine Mitschuld an den schlechten Arbeitsbedingungen, resümiert Debbie Chan. "Es ist eine Tatsache, dass Apple großen Einfluss auf Foxconn hat." Wenn Apple wolle, dass Foxconn die Probleme löst, würde Foxconn sie auch in kurzer Zeit lösen. "Nach dem Bericht der FLA haben wir herausgefunden, dass die Probleme in den Fabriken weiter bestehen. Das heißt, Apple kümmert sich nicht wirklich um die Verletzungen der Arbeitnehmerrechte in den Fabriken."
Geoffrey Crothall von der Arbeitsschutzorganisation "China Labor Bulletin" kritisiert, dass auch Foxconn selbst zu wenig zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen tue. Es habe zwar Lohnsteigerungen gegeben, die aber die anderen Probleme nicht lösen könnten.
Fortschritt auf Kosten der Armen
Allerdings, so Chrothall weiter, seien die Arbeitsbedingungen im Elektroniksektor in China insgesamt schlecht. "Die meisten großen Elektronikkonzerne sind wie Foxconn, was Bezahlung, Überstunden und Arbeitsbedingungen betrifft. Foxconn ist da sicherlich keine Ausnahme." Auch die in New York ansässige Organisation "China Labor Watch" bestätigt die Missstände und beklagt die generell niedrigen Löhne. Diese würden viele Arbeiter dazu verleiten, schlecht bezahlte Überstunden zu akzeptieren.
Trotz der kritischen Medienberichte und eines zunehmenden Arbeitskräftemangels in China hat auch Foxconn offenbar weiterhin keine Probleme, Arbeiter zu rekrutieren. Erst im Juli stellte das Unternehmen tausende Arbeiter ein. Und in Zukunft will Foxconn auf Automatisierung setzen. In den nächsten Jahren wird der Elektronik-Riese, der unter anderem auch für Dell und Nintendo produziert, verstärkt Fertigungsroboter einsetzen. Dann werden die jetzt eingestellten Arbeiter vermutlich wieder entlassen.