Der Siegeszug des Samba
Gott ist Brasilianer, Gott ist Samba! Brasilien feiert 100 Jahre Samba, und die Welt feiert mit. Annäherung in zehn Schritten an den musikalischen Herzschlag einer Nation, der die ganze Welt erobert hat.
Die Klagen der Sklaven sind nicht verklungen
"Semba" oder Sàmba" nannten die aus Angola nach Brasilien verschleppten Sklaven ihre Tänze und Gesänge. Was in ihrer Heimat als Hymne an die Fruchtbarkeit galt, entwickelte sich in Bahia, wo die meisten Sklaven ankamen, zum festen Bestandteil religiöser Kulte. In Rio de Janeiro entstand aus der Mischung afrikanischer und europäischer Musiktraditionen der original brasilianische Samba.
Samba am Telefon
"Pelo Telefone" (deutsch: "Über's Telefon") - so lautete der erste - offiziell am 27. November 1916 in der brasilianischen Nationalbibliothek registrierte - Samba. Der Karnevalshit wird dem brasilianischen Musiker Ernesto Joaquim Maria dos Santos, genannt Donga, zugeschrieben. Die Klavierpartitur (Bild) verfasste der berühmte brasilianische Saxophonist, Sänger und Komponist Pixinguinha.
Black and beautiful
"Samba" heißt dieses Gemälde des berühmten brasilianischen Künstlers Emiliano Di Cavalcanti aus dem Jahr 1925. Es gilt als Flaggschiff der brasilianischen Moderne, sein Werk als Ausdruck für das Selbstbewusstsein schwarzer brasilianischer Kunst. Im August 2012 wurde das Ölgemälde bei einem Brand zerstört.
"Samba ist eine Form des Gebets"
Weiße Poesie für den schwarzen Samba: Von Vinicius de Moraes (1913 - 1980), Brasiliens bekanntem Dichter und Diplomat, stammt eine der schönsten Definitionen des Samba. In dem gemeinsam mit Baden Powell komponierten "Samba da Benção" sang er: "Ein guter Samba ist wie ein Gebet. Für einen guten Samba braucht es eine Portion Leid, denn im Leid schwingt stets ein Stück Hoffnung mit."
Samba ist Melancholie
Von Vinícius de Moraes stammt auch die Vorlage für den Film "Orfeu Negro" aus dem Jahr 1959. In dem mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Film wird das antike Drama von Orpheus und Eurydike in den Karneval von Rio de Janeiro verlegt. Die Filmmusik von Antônio Carlos Jobim und Luiz Bonfá schafft eine Klangkulisse aus Samba und Bossa Nova, aus der viele Klassiker hervorgehen.
Samba ist Klischee
Ihr Markenzeichen war der Tutti-Frutti-Hut, berühmt wurde sie durch Samba: Hutmacherin Carmen Miranda (1909-1955). Die Tochter portugiesischer Einwanderer nahm 1929 den Hit "Samba não vá sim'bora" (deutsch: "Samba, bitte geh nicht weg") auf und ging 1939 in die USA. Dort machte sie als "Brazilian Bombshell" Karriere. Ein Stern auf dem "Hollywood Walk of Fame" erinnert an ihr Schaffen.
Samba kann mehr als Karneval
Er gehört zu den Väterfiguren des Samba: Martinho da Vila, brasilianischer Komponist, Sänger und Anhänger der Sambaschule "Unidos de Vila Isabel" in Rio de Janeiro. Sein 1974 aufgenommener Song "Canta Canta, Minha Gente" wurde auch in Deutschland unter dem Titel "Guten Morgen Sonnenschein" ein Hit. Bei den Olympischen Spielen trat er gemeinsam mit seinen Töchtern bei der Abschlussfeier auf.
Samba verbindet
Jeden Montag treffen sich im Stadtzentrum von Rio an der "Pedra do Sal" (Salzstein) Musiker zu einer Samba-Runde. Jeder kann mitmachen, jeder ist willkommen. Samba ist der gemeinsame kulturelle Nenner, der die Bewohner der Stadt miteinander verbindet, auch wenn sie aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen.
Samba macht stark
Mit dem Samba aufwachsen: Kinder aus dem Armenviertel Cantagalo in Rio de Janeiro proben für ihre Samba-Schule. Die Rhythmen, Liedtexte und Melodien der berühmten Samba-Schulen prägen die Gemeinschaft in Rios Favelas. Viele Kinder träumen von einer Karriere im Samba-Business mit Fernsehauftritten und Auslandsreisen.
Samba ist überall
Von Brasilien in die ganze Welt: Der globale Siegeszug des Samba ist auch längst in Deutschland angekommen. Beim Berliner Karneval der Kulturen gehören brasilianische Samba-Schulen mit Anhängern aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern mittlerweile zum festen Bestandteil des Umzugs.