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Der Präsident bemüht die Geschichte

27. Mai 2002

Patriotische Erinnerungen auf den früheren Schlachtfeldern und geschichtliche Vergleiche prägten den Besuch George Bushs in Frankreich. Strittige Fragen ignorierte er schlicht.

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Auf einer Linie ohne größere Irritationen: Bush und ChiracBild: AP

US-Präsident George W. Bush hat beim Besuch von US-Kriegsgräbern in Nordfrankreich einen Bogen vom Kampf gegen die Nazi-Herrschaft zur Terrorismusbekämpfung geschlagen. "Dort wo wir heute stehen, befreite die Neue Welt die Alte", sagte Bush an der Gedenkstätte für 9387 US-Soldaten in Colleville-sur-Mer in der französischen Normandie. Dort landeten die Weltkriegs-Alliierten am 6. Juni 1944 von Großbritannien kommend und drängten die deutsche Wehrmacht fortan rasch zurück. Die heutige Sicherheit werde noch immer durch die transatlantische Allianz gewährleistet, sagte Bush. Ähnlich hatte sich zuvor Frankreichs Präsident Jacques Chirac geäußert.

Passend zum "Memorial Day"

Am Heldengedenktag (Memorial Day) der Vereinigten Staaten besuchten Bush und Chirac gemeinsam mehrere Schauplätze der Landung der Alliierten, wie etwa die Kleinstadt Sainte-Mère-Eglise im Norden der Normandie. Diese wurde im Juni 1944 als erste Stadt mit Hilfe der US-Armee befreit.

Die Gedenkfeiern fanden ihren Höhepunkt in Colleville-sur-Mer. Dort liegt der Strandabschnitt Omaha Beach, über den große Teile der alliierten Truppen 1944 nach Frankreich vorgedrungen waren. Die Gedenkstätte wurde von Fliegerstaffeln überflogen.

Strittige Fragen am Rande

Bush und Chirac sprachen bei dem zweitägigen Besuch des US-Präsidenten auch strittige Fragen an. Der französische Präsident protestierte gegen Antisemitismus-Vorwürfe aus den USA. In den Vereinigten Staaten gebe es eine Kampagne, in der sein Land als antisemitisch diffamiert werde, sagte Chirac nach Angaben des Pariser Präsidialamtes am Sonntagabend (26.5.2002) beim Gala-Dinner zu Ehren seines Staatsgastes. Chirac habe die Vorwürfe energisch zurückgewiesen und gefordert, es dürfe keine Konfusion bei dem Thema geben.

Chirac hatte vor Journalisten im Elysée-Palast auch darauf hingewiesen, dass es Meinungsverschiedenheiten in der Handels- und Umweltpolitik gebe. Bei den vom US-Repräsentantenhaus beschlossenen Agrarsubventionen und beim Streit um die US-Schutzzölle auf Stahl müssten Lösungen ausgehandelt werden, sagte Chirac. Erneut bedauerte er, dass Washington nicht zur Unterzeichnung des Klimaschutzprotokolls von Kyoto bereit sei. George Bush ging auf diese Bemerkungen in der Öffentlichkeit nicht ein.