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Wetterfeste Grüne Hölle

Manfred Böhm23. Juni 2008

Die legendäre Grüne Hölle ist Deutschlands älteste Rennstrecke. Zurzeit unterzieht er sich einer gründlichen Frischzellen-Kur - der Nürburgring erfindet sich neu als ganzjähriges Geschäftszentrum.

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Europas größtes RockfestivalBild: picture-alliance/ dpa
Deutschland Nürburgring
Hoffnung in strukturschwacher Region: Der NürburgringBild: DW

Tollkühne Fahrer, glänzende Sieger und zahlreiche Tote: Der Nürburrring in der Eifel sah hunderte Rennen und tragische Unfälle, wie den von Niki Lauda beim Grand Prix 1976, dem der Fahrer mit schwersten Verbrennungen nur knapp entkam. Seit 1927 werden auf dem legendären Nürburgring Rennen gefahren. Doch jetzt wird vieles anders.

Dort, wo bis zum Frühjahr an der Start- und Zielgeraden noch die Haupttribünen standen, herrscht reges Baugeschehen. Ein ganzjähriges Freizeit- und Businesszentrum entsteht hier, mit Flaniermeile, einer Arena für kleinere Veranstaltungen, einer Halle für Kongresse und Veranstaltungen und einer neuen Haupttribüne. Es kommen zwei Hotels im Vier-Sterne- und Drei-Sterne-Bereich und eine Bungalow-Siedlung mit 1000 Betten hinzu. "Wir investieren 215 Millionen Euro bis zum Frühjahr 2009", sagt Walter Kafitz, der Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH.

Wenn die Formel 1 wieder kommt

Binnen eines Jahres nach dem ersten Spatenstich soll alles fertig sein. Dann steht auch die Formel 1 wieder auf dem Programm, die nur noch alle zwei Jahre in die Eifel kommt. Die neuen Grand-Prix-Strecken in Abu Dhabi, Shanghai oder Singapur sind für Formel-1-Boss Bernie Eccleston lukrativer, als der angestaubte Mythos Nürburgring - einer der Gründe, alles auf den Kopf zu stellen, wenn auch nicht der einzige.

"Was wir Nürburgring 2009 nennen, ist eine konsequente Weiterentwicklung unserer Wachstumsstrategie", sagt Kafitz. Schon jetzt sei der Nürburgring die Rennstrecke auf der Welt mit den meisten Besuchern. Es sind rund zwei Millionen pro Jahr, etwa beim Weltmeisterschaftslauf der Superbike-Motorräder oder einer anderen Motorsportveranstaltung oder auch beim größten Rockfestival Europas "Rock am Ring". "Neue Wachstumsschritte müssten nun von außerhalb kommen", sagt Kafitz. "Wir wollen dem Motorsport zusätzliche Impulse verleihen, wir wollen aber auch vom Motorsport unabhängiger werden. Von daher ist es nur konsequent, uns dauerhaft von Januar bis Dezember anzubieten."

P.O.D begeistert bei "Rock am Ring" am Nürburgring
Einmal pro Jahr wird vor Zehntausenden gerockt am RingBild: AP

Über die Hälfte des Investitionsvolumens wird von privaten Investoren getragen. Das Projekt "Nürburgring 2009" ist aber keinesfalls unumstritten. Kritiker monieren, dass die Nürburgring GmbH zu 90 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz gehört - und Verluste somit durch Steuergelder abgesichert werden. Doch der Nürburgring ist für die strukturschwache Eifel mehr als eine Renn- und Kultstätte des Motorsports. In den letzten 15 Jahren wurden nach Angaben der Betreiber die selbst erwirtschafteten Gewinne in einer Höhe von circa 100 Millionen Euro ohne nennenswerte öffentliche Unterstützung investiert, etwa in ein modernes Boxengebäude und den Ausbau der Rennstrecken. Der Ring, so Kafitz, sei damit der Wirtschaftsmotor der Region schlechthin. 40 Arbeitsplätze seien so entstanden, für die nächsten beiden Jahre verspricht er 500 weitere.

Manager im Rausch

Nach der Fertigstellung sollen pro Jahr eine halbe Millionen zusätzliche Besucher in die Eifel pilgern. Derzeit macht die Ring-Firma ungefähr 50 Millionen Umsatz im Jahr - bald soll es das Doppelte sein. Zusätzliche Einnahmequellen erhoffen sich die Nürburgring-Betreiber auch durch Firmenevents, etwa wenn Manager zum Ausspannen den neuen 18-Loch-Golfplatz nutzen oder mit einem hoch motorisierten Leihwagen über die Nordschleife ihren Geschwindigkeitsrausch befriedigen.

Nürburgring, Rennstrecke
Das Herz des Nürburgrings; Blick auf Boxengasse und Fahrerlager mit der Ruine der Nürburg im HintergrundBild: Nürburgring GmbH

Für Unternehmen, die sich als Sponsor im Motorsport engagieren - wie zum Beispiel Xerox beim renommierten italienischen Motorrad-Rennstall Ducati - ist der Nürburgring eine lukrative Adresse. "Wir haben hier das Hotel direkt am Ring. Das ist natürlich ein tolles Erlebnis, vom Zimmer direkt auf die Rennstrecke sehen zu können", erläutert Marketing-Manager Albert Brenner. "Wir haben hier eine sehr gute Umgebung, um mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen."

Immer Benzin

Der Ausbau des Nürburgrings zu einem ganzjährigen Freizeit- und Businesszentrum ist – so heißt es offiziell - der wichtigste Meilenstein in seiner Geschichte seit Errichtung der Nordschleife 1927 und der Ergänzung durch die Grand-Prix-Strecke 1984. Trotzdem soll der Motorsport immer im Zentrum bleiben. "Das ist nach wie vor unser Kerngeschäft", sagt Ring-Chef Kafitz: "Hier wird es immer nach Benzin riechen."