Der mühsame Weg der Bologna-Reform
27. April 2012Keine Frage, die Idee vom Europa der Universitäten, vom grenzenlosen europäischen Hochschulraum fasziniert. Kein Wunder, dass mittlerweile 47 Staaten und damit weit mehr als nur die Mitglieder der Europäischen Union beim Bologna-Prozess mitmachen. Mehr Mobilität von Studenten und Wissenschaftlern, vergleichbare Abschlüsse in allen beteiligten Ländern und einen möglichst einfachen Zugang zur höheren Bildung – zu diesen Zielen bekennen sich die teilnehmenden Staaten.
Seit dem Start der europäischen Hochschulreform 1999 im italienischen Bologna kommen Vertreter der Länder alle zwei Jahre zusammen, um Bilanz zu ziehen. Diesmal trafen sie sich im rumänischen Bukarest. Während die Wissenschaftsminister die großen Fortschritte im Reformprozess lobten, blieben die Studenten skeptisch.
Verschiedene Blickwinkel von Studenten und Politikern
" Was die Anerkennung von Leistungen aus anderen Hochschulen geht, gibt es noch sehr viel zu tun", sagte etwa Julian Hiller vom "freien zusammenschluss der studentenschaften", dem studentischen Dachverband in Deutschland. Und seine rumänische Kollegin Daniela Alexei ergänzt: "Für rumänische Studenten ist die Studienfinanzierung das wichtigste Thema. Viele Studenten können ohne Job nicht studieren – und darunter leidet dann die Qualität ihrer Ausbildung."
Für die Wissenschaftsminister und Hochschulvertreter standen diese Themen nicht im Fokus. Sie haben andere Sorgen. Wegen der anhaltenden Finanzkrise könne der große Traum vom einheitlichen europäischen Hochschulraum in Gefahr geraten, fürchtet Lesley Wilson, Generalsekretärin der "European University Association", in der sich die europäischen Unis zusammengeschlossen haben.
Mehr Mobilität gewünscht
"Die Situation an den Universitäten hat sich nicht gerade verbessert", sagt Wilson. "Bologna ist aber wichtig für die Zukunft Europas, denn wir brauchen gut qualifizierte junge Leute." Umso notwendiger sei es deshalb, an den ursprünglichen Zielen der Hochschulreform festzuhalten, fordert sie: Mehr Mobilität, vergleichbare Abschlüsse in allen beteiligten Ländern, eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen über alle Grenzen hinweg.
Helge Braun, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin, sieht das genauso. "Ein ganz wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Thema überhaupt ist die Steigerung der Mobilität." Zwar sei es heute unter den Studenten selbstverständlicher, im Ausland zu studieren. "Aber der Durchschnittswert von 20 Prozent Auslandsaufenthalten im Bologna-Raum ist noch nicht erreicht", erklärt Braun.
Bologna - ein Generationenprojekt ?
Dennoch hofft der Staatssekretär, dass sich viele Probleme relativieren oder sogar von selbst lösen, wenn Studenten und Forscher die Idee vom europäischen Hochschulraum mit Leben füllen. Dass die Reform, wie ursprünglich vorgesehen, bis zum Jahr 2020 vollbracht ist, glaubt auf der Konferenz allerdings niemand.
"Bologna ist kein Projekt von Jahren, sondern von Generationen", sagt Studentenvertreter Julian Hiller aus Hannover. Anders gesagt: Heutige Studenten werden von den Reformen nur zum Teil profitieren können.