Staatstrauer nach Anschlägen in Beirut
13. November 2015Die Flaggen wehen auf Halbmast, Schulen und Universitäten bleiben geschlossen: Nach dem Doppelanschlag in der Hauptstadt Beirut trauert der Libanon um die Opfer. Zwei Selbstmordattentäter hatten sich am Vortag im vor allem von Schiiten bewohnten Beiruter Stadtteil Brudsch al-Baradscheh in die Luft gesprengt. Das Gesundheitsministerium sprach von 43 Toten und 239 Verletzten.
Dem libanisischen Sender LBC zufolge hätten sich zwei weitere Selbstmordattentäter im Stadtteil aufgehalten, von denen einer fliehen konnte und ein anderer vor der Detonation seines Sprengsatzes getötet wurde. In einer schriftlichen Erklärung bekannte sich die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu den Anschlägen. Sie hätten gezielt Schiiten töten wollen.
Weltweites Entsetzen
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Anschhkläge scharf und sagte der Regierung von Ministerpräsident Tamman Salam Unterstützung der Vereinten Nationen zu. Bundesaußenminister Frank-Walter Seinmeier bezeichnete den Terror als einen direkten und bewussten Angriff auf die Stabilität des Landes. Er forderte "alle gemäßigten politischen Kräfte im Libanon auf, sich nun mehr denn je um einen politischen Ausgleich zu bemühen und einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken."
Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "widerlichen" Anschlag. Die US-Regierung verurteilte den Doppelanschlag als "entsetzlichen" Terrorakt. "Solche Terrorakte stärken nur unsere Verpflichtung zur Unterstützung der staatlichen Institutionen des Libanon, einschließlich der Sicherheitskräfte, um einen stabilen, souveränen und sicheren Libanon zu gewährleisten", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price.
Der Libanon als Opfer des Syrienkonflikts
Der Doppelanschlag nahe einem Einkaufszentrum war eines der schwersten Attentate im Libanon seit Jahren. Zwischen Juli 2013 und Februar 2014 kam es in den Hisbollah-Hochburgen zu neun Terrorakten. Zuletzt war in den südlichen Stadtvierteln der libanesischen Hauptstadt im Juni 2014 ein Anschlag verübt worden. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien 2011 leidet der Libanon unter den Folgen des Konflikts. Die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah kämpft im Bürgerkrieg an der Seite des syrischen Regimes. Derzeit befinden sich mehr als eine Million Syrer im Libanon, die vor der Gewalt in ihrer Heimat geflohen sind.
hk/stu (afp, dpa, rtr)