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Spitzenerlöse 2009

13. Januar 2010

Doch wie geht es dem Kunstmarkt? Auf den Messen ging es 2009 zurückhaltend zu: Frische Kunst unbekannter Newcomer wurde mit Vorsicht genossen. "In" sind dagegen - nach wie vor - die alten Klassiker.

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"Arschmänner" des Künstlers Joep van Lieshout auf der Sonderausstellung "Open Space" Kunstmesse artcologne in Köln. Foto: dpa.
Bild: dpa

Dass im Mai des vergangenen Jahres bei Christie’s in New York Picassos Gemälde "Mousquetaire à la pipe" für knapp neun Millionen Euro den Besitzer wechselte, war eine direkte Folge der Finanzkrise: Der Verkäufer war ein Opfer des Börsenbetrügers Bernard Madoff. Rund 103 Millionen Euro hatte er verloren, die Versteigerung war ein Notverkauf. Solche Gelegenheiten für Kunstkäufer waren 2009 jedoch die Ausnahme. Abgesehen von der Versteigerung des Yves-Saint-Laurent-Nachlasses war das vergangene Jahr eher arm an spektakulären Verkäufen. Den Grund weiß Ute Thon, Kunstmarktexpertin beim Hamburger Kunstmagazin Art: "Im Moment wird in allen Sparten weniger Kunst angeboten. Wer gerade nicht verkaufen muss, wartet ab, bis die Marktsituation wieder besser ist."

Henri Matisse: "Les coucous, tapis bleu et rose". Foto: AP
"Ein Spitzenwerk mit guter Provenienz" - 35 Millionen Euro für Henri Matisses "Gelbe Schlüsselblumen"Bild: AP

Spitzenreiter 2009: Matisses "Gelbe Schlüsselblumen"

Die zwei am teuersten versteigerten Bilder vergangenes Jahr waren dann auch echte Klassiker: Spitzenreiter ist das Gemälde "Gelbe Schlüsselblumen" von Henri Matisse, das für umgerechnet rund 35 Millionen Euro den Besitzer wechselte – ein angemessener Preis, findet Ute Thon: "Das ist ein Spitzenwerk mit guter Provenienz: Es stammt aus dem Nachlass von Yves Saint Laurent, der gute Name hat den Preis noch hochgetrieben. Über den Wertverlust braucht man sich bei so einem Kauf keine Sorgen machen."

Den zweiten Platz belegt eine Zeichnung des Renaissance-Künstlers Raffael mit einem stolzen Preis von 32 Millionen Euro. Dass ein Werk eines Alten Meisters überhaupt auf den Markt kommt, ist eine Sensation, was auch den Preis für die gerade mal 20 auf 30 Zentimeter große Kreidestudie rechtfertigt. "Diese Zeichnungen sind so selten, die meisten sind in Museen, das ist eine absolut sichere Wertanlage."

"Warhol ist Wallpower"

Dass ausgerechnet ein Siebdruck aus den 60erjahren mit umgerechnet 29 Millionen Euro den dritten Platz belegt, mag da erst recht verwundern. Doch es handelt sich um einen Siebdruck von Andy Warhol – eine Ikone der modernen Kunst, mit der reiche Menschen offenbar gerne ihre Wände schmücken: "Warhol ist Wallpower, würde ich mal sagen. Warhol ist einfach der bekannteste Gegenwartskünstler, und wer sich einen Warhol kauft, möchte ein Bild haben, das als Warhol sofort zu erkennen ist. Die Frage ob dieser Preis gerechtfertigt ist, scheidet allerdings die Kunstwelt."

Andy Warhol: "200 One Dollar Bills". Foto: AP
So billig ging es dann doch nicht weg auf der Auktion: Für Andy Warhols "200 One Dollar Bills" zahlte ein Sammler knapp 30 Millionen EuroBild: AP

Dabei wurden Warhol-Bilder auch schon für wesentlich mehr Geld verkauft. Überhaupt sind die Spitzen-Auktionsergebnisse nicht unbedingt die höchsten Preise, die für Kunst gezahlt werden. Picassos Gemälde "Junge mit Pfeife" wurde 2004 für 35 Millionen Euro versteigert – der höchste Auktionserlös, den ein Bild je erbracht hat. Doch nicht das teuerste Bild: 2006 soll der Film- und Musikproduzent David Geffen ein Jackson-Pollock-Gemälde für rund 97 Millionen Euro an einen mexikanischen Sammler verkauft haben. Solche Zahlen, gibt Ute Thon zu bedenken, sind allerdings nicht sehr sicher. Die Preise, die in Auktionen erzielt werden, sind dagegen verlässliche Zahlen.

Porträt Ute Thon. Foto: Ute Thon
Kunstexpertin Ute ThonBild: Ute Thon

Die großen Auktionshäuser sind wieder auf dem Stand von 2006

Insgesamt war nicht nur für die Finanzwelt, sondern auch für den Kunstmarkt 2009 ein schwarzes Jahr. Die großen Auktionshäuser wie Sotheby's und Christie's, schätzt Ute Thon, sind mit ihren Umsätzen etwa wieder auf dem Stand von 2006 – was auch kein schlechtes Jahr war.

Den Kunstmarkt, das ist Ute Thon wichtig, sollte man aber auf keinen Fall mit der Kunst verwechseln: "Wenn Sie mich fragen: Was ist mit der Kunst? Der Kunst geht es gut!"

Autor: Dirk Schneider
Redaktion: Elena Singer