Der Klima-Jahresrückblick 2021
Rekordkälte und -hitze, Feuer, Fluten, Tornados: Extreme Wettereignisse prägten auch das Jahr 2021. Aber es gab auch wichtige Urteile für den Klimaschutz und Einstiege in den Kohleausstieg. Ein Rückblick aus Umweltsicht.
Januar: Ruhe zum Jahreswechsel
Wie in vielen Staaten wird auch in Deutschland der Verkauf und das Zünden von Böllern und Raketen verboten, um die Krankenhäuser in der Corona-Pandemie zu entlasten. Damit landeten allein hier hochgerechnet 3500 Tonnen weniger Plastikmüll in der Umwelt. In Amsterdam bleibt privates Feuerwerk auch künftig tabu - die niederländische Hauptstadt will stattdessen zentrale Feuerwerkshows organisieren.
Februar: Eis und Schnee in Mitteleuropa
Vor allem Mitteldeutschland zittert in ungewöhnlich starker Kälte. Durch Dellen des Polarwirbels am Nordpol gelangten Kaltluftausbrüche bis in die Mitte Europas. Grund ist ein schwacher Jetstream, eine Art Gegenspieler zum Polarwirbel. Ist der Jetstream stark, hält er den Polarwirbel über der Arktis fest. Die Erwärmung der Arktis aber schwächt den Jetstream - der Polarwirbel bekommt Dellen.
März: Australiens Ostküste unter Wasser
Nach tagelangen starken Regenfällen werden im Osten Australiens viele Ortschaften überschwemmt. Tausende Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Besonders betroffen ist der Bundesstaat New South Wales. "Eine Situation, wie es sie in 100 Jahren nur einmal gibt", beschreibt die damalige Regierungschefin des bevölkerungsreichsten australischen Bundesstaats, Gladys Berejiklian, die Überflutungen.
April: wegweisendes Verfassungsurteil
Das Bundesverfassungsgericht erklärt das deutsche Klimaschutzgesetz für teilweise verfassungswidrig, weil es für die Zeit ab 2030 keine Klimaziele vorsah. Damit würden künftigen Generationen zu große Lasten aufgebürdet, so das Gericht. Umweltschützer jubeln. Der Bundestag verschärft das Klimaschutzgesetz: Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, will nun 2045 klimaneutral werden.
Mai: Urteil gegen Öl-Giganten
Noch ein wegweisendes Urteil: Ein Bezirksgericht im niederländischen Den Haag verurteilt den Mineralöl- und Erdgaskonzern Shell dazu, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um fast die Hälfte zu senken. Das Urteil betrifft auch die Zulieferer und Endabnehmer. In den Niederlanden können Unternehmen verpflichtet werden, die Entstehung künftiger Schäden zu verhindern.
Juni: Sommer der Flammeninfernos
Im kanadischen Lytton werden bei einer Hitzewelle Rekordtemperaturen von fast 50°C gemessen. In ganz Kanada sterben mehr als 230 Menschen während der Hitze. Lytton wird bei Waldbränden völlig zerstört. Auch rund um das Mittelmeer, in Kalifornien, in Sibieren und am Amazonas wüten in diesem Sommer extreme Brände.
Juli: verheerende Fluten
In Westen Mitteleuropas führen extreme Starkregenfälle zu großflächigen Überschwemmungen. Kleine Bäche verwandeln sich in reißende Flüsse. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sterben mehr als 180 Menschen durch die Fluten. Auch Belgien, die Niederlande und Baden-Württemberg sind betroffen. Die Sachschäden werden allein in Deutschland auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.
August: Klimawandel - menschengemacht
Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) stellt klar: Der Klimawandel ist weiter fortgeschritten, als bislang gedacht und mit Sicherheit menschengemacht. Das ist die Kernbotschaft, die das UN-Gremium seinem neuen Sachstandsbericht voranstellt. Er stützt sich auf mehr als 14.000 von Experten geprüfte Studien. Die IPCC-Berichte sind die ausführlichsten Bestandsaufnahmen zum Klimawandel.
September: Stopp für Kohlekraft im Ausland
Chinas Staatschef Xi Jinping verspricht in der UN-Generaldebatte, dass sein Land keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen will. Die Ankündigung gilt als großer Schritt für den Klimaschutz, denn China hat bereits hunderte Kohlekraftwerke in anderen Ländern errichtet. Allerdings: Trotz Kritik von Umweltschützern baut Peking im eigenen Land weiterhin neue Kraftwerke zur Kohleverstromung.
Oktober: Treibhausgas-Rekord
Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre hat laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2020 einen neuen Rekordwert erreicht - trotz des Wirtschaftsabschwungs durch die Corona-Pandemie. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr war demnach noch höher als die durchschnittliche Zunahme in den vergangenen zehn Jahren. Das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele sei erheblich gefährdet, so die WMO.
November: Kohle-Abschied statt Ausstieg
Nach pandemiebedingter Pause findet die Weltklimakonferenz dieses Jahr wieder statt. Im Abschlusstext der COP26, dem "Klimapakt von Glasgow", wird zum "Abschied von der Kohle" aufgerufen. Einen Ausstiegs-Apell verhindern China und Indien. Umweltgruppen wie auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigen sich enttäuscht: Die Klimakatastrophe stehe weiter vor der Tür, die Gefahr sei nicht gebannt.
Dezember: tödliche Tornados
36 Tornados fegen durch sechs US-Bundesstaaten und hinterlassen schwere Verwüstungen; besonders betroffen ist Kentucky. Insgesamt sterben mindestens 88 Menschen, viele werden auch Tage später noch vermisst. US-Präsident Joe Biden will untersuchen lassen, welche Rolle die Erderhitzung bei der Tornado-Serie spielte. Kurz darauf gibt es auf den Philippinen mindestens 375 Tote durch den Taifun "Rai".