Der Kaptalismus ist (war) museumsreif
"Wir Kapitalisten" - Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt den Kapitalismus als soziokulturelles Phänomen, dessen Auswüchse unser Leben bestimmen. Vielleicht mehr als je zuvor.
Nicht alles, was Gold ist, glänzt
Ein echter Goldbarren ist der Star der Bonner Kapitalismus-Schau. Kein Wunder, denn als Krisenwährung hat sich das Edelmetall bewährt und ist auch in der Corona-Krise wieder gefragt, während die Aktienkurse abstürzen. Auch für den Kapitalismus gilt: Totgesagte leben länger...
Schwarze Tränen im Kapitalismus
Wenn der Künstler schwarze Tränen weint, die einen kleinen See bilden, dann muss die Lage ernst sein. Die Ausstellungsmacher haben die vielsagende Arbeit des US-Bildhauers Duane Hanson (1925-1996) zwischen Gitterregale platziert, die an ein Lager des Online-Versandhändlers Amazon erinnern. Der Turbo-Kapitalismus lässt grüßen.
Vom Absturz des Kapitalismus
Ikarus wollte zu hoch hinaus, kam der Sonne zu nah - und stürzte ab. "Der Fall Daidalos und Ikarus (Otto Lilienthal)" hat schon 1985 der Künstler Rolf Scholz seine Bronzeskulptur genannt und damit an den deutschen Luftfahrtpionier Otto Lilienthal (1848-1896) erinnert - der seinerseits bei einem Probeflug umkam. Absturz und Kapitalismus? Ein Schelm, wer da eine Analogie erkennt.
Leben in Saus und Braus
Leicht bekleidet lümmeln diese Frauen in einem Badehaus vor dem Wandbild eines arabischen Hammam. Die Aufnahme der mexikanischen Fotografin Daniela Rossel gehört zu ihrer Serie "Reich und Berühmt". Die Abgebildeten gehören wie Rossel zur gesellschaftlichen Elite des Landes und sind Mitglieder der langjährigen - und heute oppositionellen - Institutional Revolutionary Party (PRI),
Planvolle Ausbeutung der Natur
Ein Riesenaffe liegt auf dem Museumsboden. Kleinstwesen bevölkern seinen Körper und verwerten ihn nach Strich und Faden - rasieren sein Fell, zapfen sein Blut ab und pumpen selbst die Augenflüssigkeit in Schläuche, bevor sie mit ihrer Beute durch ein Loch in der Wand entschwinden. Die Künstler Matthias Böhler und Christian Orendt haben damit ein Bild für die Ausbeutung der Natur geschaffen.
Kapital für die Eroberung der Welt
Auch ein Modell der Schiffswerft der niederländischen Ostindienkompagnie (VOC) steht in der Bundeskunsthalle in Bonn. Es illustriert den Aufbruchs- und Eroberungswillen, aber auch die Innovation, die den Kapitalismus zu allen Zeiten befeuert hat: Die VOC gilt als erste Aktiengesellschaft der Welt. Mit dem eingesammelten Betriebskapital konnte sie Märkte erobern - und Konkurrenten abhängen.
Ausstellung auf, Ausstellung zu
Ein Mann desinfiziert im Foyer der Bundeskunsthalle seine Hände und drückt dabei vorschriftsmäßig den Bügel des Spenders mit seinem Ellenbogen herunter. Ein Bild aus besseren Tagen, denn wegen der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus hat das Museum seine Pforten vorläufig geschlossen. Die Schau "Wir Kapitalisten - Von Anfang bis Turbo" währte gerade mal einen Tag.