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Showdown bei den Tories

5. Juli 2016

Nach dem Brexit-Votum und dem angekündigten Rücktritt des britischen Premierministers David Cameron beginnt nun die heiße Phase des Nachfolgekampfes. Das Rennen könnten zwei Frauen unter sich ausmachen.

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David Cameron mit seiner denkbaren Nachfolgerin Theresa May (Archivbild: picture-alliance)
David Cameron mit seiner denkbaren Nachfolgerin Theresa May (Archivbild)Bild: picture-alliance/empics/N. Ansell

Die britischen Konservativen beginnen an diesem Dienstag ihre Auslese der Kandidaten für die Nachfolge von Parteichef und Premierminister David Cameron. Fünf Politiker haben ihren Hut in den Ring geworfen. In drei Wahlgängen stimmt die Unterhaus-Fraktion der Konservativen über die Kandidaten ab, wobei jeweils derjenige mit den wenigsten Stimmen aus dem Bewerberfeld ausscheidet.

Weitere Wahlgänge folgen am Donnerstag und am 12. Juli. Die dann übrig gebliebenen zwei Kandidaten werden in einer Urabstimmung unter den 150.000 Parteimitgliedern gegeneinander antreten. Der Sieger soll am 9. September bekanntgegeben werden.

Theresa May trat während des Referendums-Wahlkampfes wenig in Erscheinung (Foto: dpa)
Theresa May trat während des Referendums-Wahlkampfes wenig in ErscheinungBild: picture-alliance/dpa/Jonathan Brady

Als aussichtsreichste Kandidatin gilt Innenministerin Theresa May, die vor dem Brexit-Referendum für einen Verbleib der Briten in der EU geworben hatte – allerdings ohne allzu stark in Erscheinung zu treten. Sie steht seit sechs Jahren an der Spitze des Innenministeriums. Sollte sie die nächste Regierungschefin werden, will May im Rahmen eines neuen Handelsabkommens mit Brüssel die Einwanderung von EU-Bürgern begrenzen.

Das Votum der Briten für einen EU-Austritt sei auch eine deutliche Botschaft gegen die geltende Freizügigkeit gewesen, sagt May. Gleichzeitig bekräftigte sie, dass es keinen "Zeitraum" für den Brexit gebe. May empfiehlt sich der zerstrittenen Partei als Figur des Ausgleichs. Für sie wirbt unter anderem Außenminister Philip Hammond. Sie sei mit ihrem Pragmatismus die geeignetste Person, den besten Scheidungsvertrag zwischen Großbritannien und der EU auszuhandeln, schrieb Hammond in einer Kolumne des "Daily Telegraph".

Als ihre härteste Konkurrentin gilt Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom, die anders als May den Ausstieg so schnell wie möglich umsetzen will. Die 53-jährige ehemalige Bankerin und Fondsmanagerin gehörte zu den führenden Vertreter des "Leave"-Lagers. Nach dem Votum vom 23. Juni rief sie zur Feier von Großbritanniens "Unabhängigkeit" auf. Leadsom hat die Unterstützung des Brexit-Wortführers und Ex-Bürgermeisters von London, Boris Johnson. Die Politikerin habe den nötigen "Schwung" und die "Entschlossenheit", die der nächste Regierungschef des Landes benötige, erklärte Johnson. Er selbst hatte vergangene Woche überraschend seinen Verzicht auf eine Kandidatur bekanntgegeben.

Schwerer Schlag

Für allgemeine Überraschung sorgte die Kandidatur des 48-jährigen Justizministers Michael Gove. Der ehemalige Journalist war unter Cameron bis 2014 Bildungsminister, nach der Wahl 2015 leitete er das Justizressort. Gove ist ein enger Freund und langjähriger Weggefährte Camerons - seine Entscheidung, dem Brexit-Lager beizutreten, war ein schwerer Schlag für den Tory-Chef. Im Gespann mit Brexit-Wortführer Boris Johnson galt Gove als der nüchternere, intellektuellere Vertreter der "Leave"-Kampagne. Mit seiner überraschenden Kandidatur als Cameron-Nachfolger erzwang Gove den Verzicht des ehemaligen Londoner Bürgermeisters Johnson auf das Amt. Im Falle seiner Wahl zum Premier will Gove nach eigenen Worten nicht vor dem kommenden Jahr den EU-Austritt einleiten.

Michael Gove haftet das Image des Verräters an, nachdem er sich erst gegen Cameron und dann gegen Johnson wendete (Foto: picture-alliance)
Michael Gove haftet das Image des Verräters an, nachdem er sich erst gegen Cameron und dann gegen Johnson wendeteBild: picture-alliance/empics/S. Rousseau

Dem 43-jährigen Arbeitsminister Stephen Crabb werden wenig Chancen auf Camerons Nachfolge eingeräumt. Der Befürworter für einen EU-Verbleib ist erst seit dem Rücktritt von Iain Duncan Smith im März im Amt, davor war er als Minister für Wales zuständig. Crabb stammt von dort; er wuchs als Sohn einer alleinerziehenden Mutter in einer Sozialwohnung auf - ein ungewöhnlicher Lebenslauf in einer Partei, die von manchen als elitär kritisiert wird. Seine Kollegen schätzen den bekennenden Christen als liebenswürdig und gewissenhaft, zweifeln aber an seinen Führungsqualitäten.

Außenseiter ist auch der ehemalige Verteidigungsminister und notorische Euroskeptiker Liam Fox. Der 54-jährige ehemalige Arzt gehört dem rechten Lager der Tories an. 2011 musste er wegen zweifelhafter Beziehungen zu einem befreundeten Lobbyisten sein Amt niederlegen. Vor elf Jahren hatte sich Fox schon einmal für das Amt des Premierministers beworben, den Sieg trug allerdings Cameron davon.

stu/rb (afp, dpa, rtr)