Ein König des Volkes
28. März 2009Der spanische König ist beliebt, die Umfragen zeigen es. Der 71-jährige Juan Carlos erreicht regelmäßig Spitzenwerte. In einer Fernsehsendung wurde er sogar zum größten Spanier aller Zeiten gekürt. Und die königliche Familie ist eine der angesehensten Institutionen Spaniens.
Durch den König zur Demokratie
Doch bis dahin war es ein schwieriger Weg: Im November 1975 stirbt der spanische Diktator Francisco Franco. Per Gesetz verfügt er, dass Prinz Juan Carlos sein Nachfolger sein soll. Und so wird dieser im Alter von 37 Jahren der erste König Spaniens seit über vier Jahrzehnten. "Wir Spanier sind sehr stolz auf den Übergang zur Demokratie, ohne Tote, ohne Blutvergießen. Ohne den König, der von Franco eingesetzt wurde, wäre das nicht so schnell möglich gewesen", sagt der spanische Journalist und Adelsexperte Fernando Rayon.
Nach Francos Tod macht sich Juan Carlos unverzüglich an die demokratische Umgestaltung Spaniens. Parteien werden wieder erlaubt und es gibt freie Parlamentswahlen. Im Dezember 1978 schließlich stimmt das Volk mit großer Mehrheit für die neue, demokratische Verfassung.
Spanien wird zur parlamentarischen Erbmonarchie und ist somit der einzige Staat Europas, der im 20. Jahrhundert zur Regierungsform der Monarchie zurückkehrt. Der König ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er treffe aber weder exekutive Entscheidungen, noch habe er exekutive Kompetenzen, sagt Juan Barranco Gallardo von der sozialistischen Partei PSOE. "Aber er ist wichtig als Staatschef."
Feuerprobe im Februar 1981
Doch auch nach seinem Tod hat Franco noch viele Anhänger. Und so wird der 23. Februar 1981 zur Feuerprobe für die junge Demokratie: Angehörige der Armee und der Guardia Civil stürmen den Kongress in Madrid. Sie nehmen alle Abgeordneten, das Kabinett und Regierungschef Adolfo Suárez als Geiseln. "Wir dachten, dass dies eine Rückkehr zur Diktatur bedeuten würde. Wir hatten Angst und waren voller Sorge, dass unser Kampf letztendlich doch umsonst gewesen sei", erinnert sich Juan Barranco.
In der Region Valencia sind die zivilen Behörden entmachtet, Panzer rollen durch die Straßen, lokale Radio- und Fernsehsender sind besetzt. Die Frage ist: Was wird der König tun? Um ein Uhr morgens tritt er in der Uniform des Oberbefehlshabers der spanischen Armee vor die Fernsehkameras. "Die Krone, Symbol der Fortdauer und der Einheit des Vaterlandes, toleriert nicht, wenn Personen versuchen, den demokratischen Prozess mit Gewalt zu unterbrechen. Die demokratische Verfassung wurde vom spanischen Volk mittels Referendum bestätigt", sagt er.
Damit hatten die Putschisten nicht gerechnet. Bereits am nächsten Morgen geben sie widerstandslos auf. Dieses Eingreifen des Königs habe die Demokratie geretettet, sagt Barranco, der sich selbst als Republikaner und ein bisschen auch als "Juancarlist" bezeichnet.
Glühende Bewunderung für Juan Carlos
Der Putschversuch des "23 F", wie der Tag in Spanien genannt wird, festigt Juan Carlos Position - bis heute. Der König gilt als spontan, ehrlich und volksnah, auch wegen seiner nicht immer perfekten Familie. Die griechische Prinzessin Sophia ist seit 47 Jahren Juan Carlos Ehefrau. Tochter Cristina ist mit einem ehemaligen Handballspieler verheiratet und Elena lebt von ihrem Mann getrennt. Kronprinz Felipe hatte eine Vorliebe für Model-Freundinnen, bevor er vor fünf Jahren der Journalistin Letizia das Ja-Wort gab.
Eines Tages wird Felipe seinem Vater auf den Thron folgen. Ob ihm der gleiche Respekt und die gleiche, mitunter glühende Bewunderung entgegengebracht werden wie seinem Vater, ist offen. Rückhalt im Volk hat er aber auf jeden Fall: zwei von drei Spaniern halten die parlamentarische Monarchie für die beste Staatsform überhaupt.
Autorin: Nina Funke-Kaiser
Redaktion: Julia Kuckelkorn