Der Familie soll's gefallen
1. Juli 2003Vor etwa acht Jahren fing alles an. Ulrich Gebhardt – 33 Jahre, von Beruf Computerfachmann – tingelte mit seiner Frau an Wochenenden durch die Freizeitparks Deutschlands. Dann schloss sich der Schwager an, schließlich auch noch dessen Freunde – da waren sie schon zu acht.
Und es kam, wie es kommen musste: Dem einen gefielen die Achterbahnen, der andere wollte zum Autoscooter. Die eine fand die Limo gut, die andere mäkelte am Essen. Die Kinder standen maulig am Rand, während sich die Erwachsenen aus 20 Metern Höhe in die Tiefe stürzten. Irgendeiner war immer glücklich. Irgendeiner war immer unglücklich. Und ganz bestimmt ging es Tausenden anderen Parkpilgerern genauso.
Aus der Not eine Tugend machen
Gebhardt hatte es satt. "Das ziehen wir jetzt professionell auf", sagte er sich. "Wir gründen eine Website, auf der jeder nachlesen kann, was ihn in diesem oder jenem Freizeitpark erwartet. Die anderen können doch aus unseren Erfahrungen lernen. Wir fahren ja sowieso dauernd hin."
Gesagt, getan: Seit 1997 durchforsten er und seine Verwandten - oder auch die Kumpels - das Erlebnisparkangebot in Deutschland, Italien und Österreich. In Gruppen von zwei bis zehn Leuten verkosten sie Zuckerwatte, tasten sich durch das Spiegelkabinett, schlingern über die Wasserrutsche. Was auffällt, wird notiert. Positives wie Negatives.
Absolute Spitzenklasse oder furchtbar
Die Tester haben während ihres nunmehr sechsjährigen Probierens Vorlieben und Abneigungen entwickelt. Auch Gebhardt hat sich spezialisiert. "Ich persönlich steh' auf Achterbahnen. Angst kenne ich da nicht. Bauchkitzeln muss irgendwie immer dabei sein." Doch der Kick hat auch seine Grenzen. "Am Freefall-Tower, wo auch noch die Sitze nach vorn schaukeln, da lass' ich lieber die anderen vor."
Beim Testen zählt nicht allein das Kribbeln im Bauch. Die Tester arbeiten ganze Kriterienlisten" ab: Schmeckt das Essen? Sind die Geräte kinderfreundlich? Stimmen Parkthema und Inszenierung überein? Nicht alle haben das drauf. Enttäuschung herrschte zum Beispiel im pfälzischen Holiday Park. "Der hat zwar eine der größten Achterbahnen weltweit, aber sonst nicht viel. Das Ding ist rausgeputzt und der Rest gammelt vor sich hin", sagt Parkprüfer Gebhardt. Noten wie "mäßig" oder "furchtbar" waren die Quittung.
Votum in Familie
Die Note "absolute Spitzenklasse" erhielt der Disney Park in Paris. Gebhardt hat sie insbesondere für die spektakuläre Achterbahn in der Western-Landschaft verteilt. "Da macht das Fahren und Gucken Spaß", sagt er. "Wir schauen ganz genau, ob das Gesamtbild stimmt. Ein guter Park muss mehrere Tage lang Spaß machen. Denn es soll der ganzen Familie gefallen." Damit man weiß, ob es auch der gesamten Familie gefällt, dürfen die Kinder ebenfalls ihren Schiedsspruch abgeben. Ganz hoch im Kurs steht bei denen momentan "alles, was mit Steuern und Lenken zu tun hat."