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Politik

Der Fall Peggy - eine Chronologie

14. Oktober 2016

Der Mord an der neunjährigen Peggy ist seit 15 Jahren unaufgeklärt. Wo später Skelettteile des Mädchens entdeckt wurden, befanden sich offenbar auch DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt. Eine Chronologie.

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Deutschland Absperrband der Polizei bei Rodacherbrunn Fall Peggy
Bild: picture-alliance/dpa/B. Schackow

7. Mai 2001: Die neun Jahre alte Peggy aus dem oberfränkischen Ort Lichtenberg verschwindet auf dem Heimweg von der Schule. Die eingerichtete Sonderkommission "Peggy" geht in den folgenden Monaten 4800 Spuren nach.

August 2001: Die Polizei verhaftet Ulvi K., den geistig behinderten Sohn eines Gastwirtpaares. Er gesteht, Peggy und andere Kinder missbraucht zu haben.

Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage gegen K. Er wird des Mordes an Peggy verdächtigt. Im Oktober 2003 wird der Prozess eröffnet.

April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. auf Grundlage von Indizien wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht ist der Überzeugung, K. habe Peggy missbraucht und aus Sorge, sie könnte ihn verraten, umgebracht. Es beruft sich dabei auf ein Geständnis des Angeklagten, das er bei der polizeilichen Vernehmung gemacht haben soll. Bei der Vernehmung war allerdings weder der Anwalt des Verurteilten anwesend, noch existiert eine Tonaufnahme. Während des Prozesses widerruft Ulvi K. das Geständnis.

September 2010: Ein Zeuge, der K. im Prozess belastet hatte, widerruft seine Aussage. Er hatte K. in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik kennengelernt und im Prozess erklärt, K. habe ihm die Tat gestanden. Zugleich erhebt der Zeuge schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden. Die Polizei habe ihn zu der Aussage gedrängt und ihm seine Entlassung versprochen. Dennoch wird das Verfahren nicht neu aufgerollt.

April 2013: Ulvi K.s Anwalt beantragt beim Landgericht Bayreuth, den Fall wieder aufzunehmen. Er beruft sich unter anderem auf Entlastungszeugen, die erklären, Peggy noch am Nachmittag des 7. Mais gesehen zu haben.

Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet an, den Fall wieder aufzunehmen. Es begründet seine Entscheidung vor allem mit der Aussage jenes Zeugen, der 2010 seine Aussage widerrufen hatte. Auch das damalige psychologische Gutachten zu Ulvi K. erscheint dem Gericht mittlerweile als zweifelhaft.

April 2014: Der Wiederaufnahmeprozess beginnt.

Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

März 2015: Das Oberlandesgericht Bamberg ordnet an, Ulvi K. aus der Psychiatrie zu entlassen.

2. Juli 2016: In einem Waldstück in Thüringen, 12 Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenberg entfernt, werden die Knochen eines Kindes entdeckt. Zwei Tage später erklären Staatsanwaltschaft und Polizei, sie stammten"höchstwahrscheinlich" von Peggy.

13. Oktober 2016: Am Fundort des Skeletts werden DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden. Sie befinden sich auf einem Stück Stoff, das bei den Skelettteilen gefunden wurde.

DW Kommentarbild | Autor Kersten Knipp
Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika