Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Der Erste Weltkrieg hat die Kunst der klassischen Moderne geprägt. Die Veränderungen reichen weit über die Zeit nach Kriegsende hinaus, wie die Bonner Ausstellung "Avantgarden im Kampf" zeigte.
Düstere Vorahnung
Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschäftigen sich die Künstler mit dem Thema: Als der Deutsche Emil Nolde sein Bild "Soldaten" 1913 malt, liegt der Krieg bereits in der Luft. Während die einen von Endzeitstimmung erfasst sind oder den Krieg fürchten, sehnen andere den Krieg als reinigende Kraft herbei, in der Hoffnung, dass daraus eine neue Epoche hervorgehen wird.
Den Zusammenbruch vorhergesehen
Das Bild "Die Schrecken des Krieges" des deutschen Malers Ludwig Meidner ist schon fast prophetisch zu nennen. In seinen "Apokalyptischen Landschaften" malt er bereits 1911 eine zusammenbrechende Welt, der die Menschen schutzlos ausgeliefert sind.
Neue bildnerische Mittel
Mit dem Kriegsbeginn scheint bei Max Beckmann die Farbe aus den Bildern zu verschwinden. Seine "Kriegserklärung" von 1914 wirkt nicht gemalt, sondern gestrichelt. Beckmann findet zu einer neuen Formensprache, die von Einfachheit und Strenge gekennzeichnet ist.
Künstler in Uniform
Auch Paul Klee verwirft die alten Bildmittel. 1915 entsteht seine "Ansicht der schwer bedrohten Stadt Pinz". 1916 wird er vom Fronteinsatz freigestellt und ist nun in einer Flugzeugwerft bei München tätig. In jeder freien Minute zeichnet er, greift zu Feder und Aquarellstiften, zu Papier und Karton.
Patriotische Aufwallung
Der französische Maler Raoul Dufy zeichnet 1915 "Das Ende des großen Krieges", so wie er und die meisten seiner Landsleute sich das Ende vorstellen – mit einem Sieg Frankreichs: Dem aufgeplusterten gallischen Hahn liegt der deutsche Adler zu Füßen.
Traumatisierende Erfahrungen
Der Weißrusse Ossip Zadkine ist einer Ambulanz der französischen Armee an der Westfront zugeteilt. Dort erlebt er den Schrecken des Stellungskrieges, des Giftgases, des Artilleriefeuers. Ende 1916 erleidet er selbst eine Gasvergiftung. Er überlebt den Krieg und verarbeitet seine Erlebnisse in einer Reihe von Zeichnungen.
Wie ein Mahnmal gegen den Krieg
Der deutsche Bildhauer Wilhelm Lehmbruck erschafft 1915 die überlebensgroße, beeindruckende Skulptur eines nackten Mannes. Er nennt das Werk "Der Gestürzte". Es steht symbolisch wie kaum ein anderes Werk der Ausstellung "Die Avantgarden im Kampf" für die Schutzlosigkeit des Menschen angesichts der zerstörerischen Kraft des Krieges.
Programm für die Zeit nach dem Krieg
Noch 1914 schafft der Russe Kasimir Malewitsch patriotisch-folkloristische Darstellungen. Der Wechsel, den er ab 1915 vollzieht, ist radikal. "Suprematismus" nennt er seine Werke vollständiger Abstraktion. Oben in der Bildmitte ist sein programmatisches Gemälde dieser Zeit "Das schwarze Quadrat" zu sehen. Es weist weit in die Zeit nach 1918 hinaus.