Der erste Riss im Eisernen Vorhang
Die deutsche Einheit und das Ende des "Eisernen Vorhangs" begannen in Ungarn. Im Mai 1989, sechs Monate vor dem Mauerfall, ließ die ungarische Führung die Grenzbefestigungen zu Österreich abreißen - ohne Wissen der DDR.
Der Anfang vom Ende
Am 2. Mai 1989 rissen ungarische Beamte die Zäune an der Grenze zu Österreich ab. Die Zäune waren verrostet und Ministerpräsident Miklos Nehmet wollte kein Geld ausgeben, um sie zu ersetzen. Aber die Regierung hielt auch nicht mehr viel von den Grenzanlagen: Sie seien "technisch, politisch und moralisch veraltet", hieß es bereits 1987 in einem Bericht.
Show-Zaun für den Presseauftritt
Wenige Wochen später wollten der ungarische Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Kollege Alois Mock ein Stück Zaun medienwirksam zerschneiden. Für den symbolischen Akt am 27. Juni 1989 musste ein Stück der Grenze allerdings noch einmal neu aufgebaut werden: Alle alten Drahtzäune waren bereits entfernt worden.
Paneuropäisches Großereignis
Die DDR-Führung war nicht begeistert, doch Budapest widerstand dem Druck aus Ost-Berlin. Ein Paneuropäisches Picknick am 19. August 1989 stellte die vorherigen Aktionen der ungarischen Führung in den Schatten: Das Paneuropa-Forum und ungarische Oppositionelle luden zu einem Picknick in der Nähe der Grenzstadt Sopron ein - bei dem für drei Stunden ein Grenztor zu Österreich geöffnet wurde.
Grenzübergang in die Freiheit
Angekündigt war eigentlich eine Delegation, die die Grenze überschreiten sollte. Mehr als 600 DDR-Bürger, die durch Flugblätter von dem Ereignis erfahren hatten, stürmten dann aber die Grenze nach Österreich. Sie nahmen nur mit, was sie tragen konnten. Auch Familien mit Kindern flüchteten auf diese Weise aus ihrem kommunistischen Heimatland in den Westen.
Chefgrenzer und Lebensretter
Arpad Bella sah als leitender Grenzoffizier zu, wie hunderte Menschen während des Paneuropäischen Picknicks in den Westen flüchteten. Bella (hier links vor einer Gedenktafel mit seinem österreichischen Kollegen 2009) gab seinen Männern den Befehl, nicht zu schießen und verhinderte so wahrscheinlich ein Massaker. Vielen Kollegen galt er lange als Verräter, später wurde er für sein Handeln geehrt.
Geschafft!
Bei den mehr als 600 Flüchtigen, die es am 19. August nach Österreich schafften, war die Freude groß. Wegen der vielen DDR-Bürger, die auch über die ungarische Grenze versuchten, nach Österreich zu gelangen, nahm die Regierung in Budapest Kontakt zur ostdeutschen Führung auf. Aber die verweigerte eine offizielle Lösung. Insgesamt sollen bis November 50.000 Menschen über die Grenze gekommen sein.
Ein historischer Tag
Nach dem grenzübergreifenden Picknick dauerte es noch 82 Tage, bis die Grenze zwischen Ost und West endgültig niedergerissen wurde. Der 9. November 1989 ging als Tag des Berliner Mauerfalls in die Geschichte ein.