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Der DW-Kulturkalender für Oktober

28. September 2010

Der Herbst ist da, die Tage in Deutschland werden wieder kürzer. Kein Grund zum Verzweifeln, im Oktober gibt’s viele spannende Ausstellungen. Und auch einiges zu lesen: Die Frankfurter Buchmesse öffnet wieder ihre Tore.

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Kraftwerk Religion

Vier junge Frauen mit Kopftüchern in München (Foto: dpa)
Kopftuchverbot - ja oder nein? Auch in Deutschland sind die Meinungen geteilt.Bild: picture-alliance/dpa



Was beschäftigt die Menschen in Deutschland? Was sind die Themen, die auf der Straße, in den Schulen, in den Medien und in der Politik diskutiert werden? Solche Fragen stellt man sich im Deutschen Hygiene Museum in Dresden, wenn es darum geht, neue Ausstellungen zu konzipieren. "Kraftwerk Religion. Über Gott und die Menschen" heißt die neue Sonderausstellung, die im Oktober beginnt (2.10. bis 5.6.2011). Dabei geht es nicht primär darum, die Religionen der Welt vorzustellen, man will vielmehr zeigen, wie die moderne Gesellschaft mit dem Thema Religion umgeht - unter anderem, indem man versucht, die gegenwärtigen öffentlichen Debatten abzubilden. Darunter die Diskussionen um Kruzifixe und Kopftücher, den Umgang der verschiedenen Religionen untereinander oder auch die Frage, welche Rolle Religion in unserer wissenschaftlich-technisch geprägten Welt überhaupt noch spielt. Führungen, Vorträge und Lesungen laden zum Diskutieren und Reflektieren ein, aber auch diverse Videos mit unterschiedlichen Stellungnahmen und Sichtweisen.

Bilder einer Metropole

Gustave Caillebotte, Le pont de l'Europe, Der Pont de l'Europe, 1876, Association des Amis du Petit Palais, Genève, © Foto: Studio Monique Bernaz, Genève
Impressionen aus Paris - Gustave Caillebotte: Le pont de l'Europe (1876)

Ein Rundgang durch Paris – mitten im Ruhrgebiet. Dazu lädt ab Oktober das Museum Folkwang in Essen. Und das nicht ohne Grund: Paris war Ende des 19. Jahrhunderts das kulturelle Zentrum Europas, viele Künstler waren fasziniert von der rasanten Entwicklung der Stadt, die sich in kürzester Zeit in eine modernen Metropole verwandelte, mit Boulevards und Theatern, Cafés und Parkanlagen und einer stets wachsenden Industrie. Die Maler der Zeit hielten dies in ihren Bildern fest, das Leben in der modernen Großstadt wurde ihr zentrales Thema. Viele von ihnen sind weltberühmt, darunter Edouard Manet, Pierre Auguste Renoir oder Claude Monet. Ihre Werke sind in der Ausstellung "Bilder einer Metropole – Die Impressionisten in Paris" ( 2. Oktober bis 30. Januar 2011) zu sehen. Sie ist Teil des Programms der Kulturhauptstadt 2010 und dürfte vielleicht gerade hier auf Interesse stoßen. Auch das Ruhrgebiet war und ist eine Region, die sich in relativ kurzer Zeit stark gewandelt hat und die sich heute selbstbewusst "Metropole Ruhr" nennt.

20 Jahre Deutsche Einheit

Drei in Schwarz, Rot und Gelb gekleidete Figuren gehen während des Bürgerfests zum Tag der deutschen Einheit (Foto: dpa)
Bürgerfest am Tag der Deutschen Einheit - hoffentlich regnet's nicht ...Bild: picture alliance/dpa



Viele haben es vielleicht schon ein bisschen satt – die Berichte und Bilder vom Fall der Mauer 1989. Am 9. November letzen Jahres jährte sich das historische Datum zum zwanzigsten Mal, für die Medien ein Anlass für zahlreiche Sondersendungen und Spezialausgaben, und auch in der Politik durfte das Thema natürlich nicht fehlen. Normalerweise kehrt dann irgendwann wieder Ruhe ein, nicht aber in diesem Fall. Denn 2010 ist das Jahr, in dem die deutsche Einheit ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert. Am 3. Oktober 1990 traten die fünf neuen Bundesländer und Ost-Berlin der Bundesrepublik Deutschland bei, die Teilung Deutschlands hatte ein Ende. Dieser Tag ist seitdem der Tag der Deutschen Einheit, der diesmal natürlich besonders gefeiert wird. Ausrichter der zentralen Feierlichkeiten ist immer das Bundesland, das den Bundesratspräsidenten stellt. In diesem Jahr trifft es mit Bremen das kleinste der sechzehn Länder. Die Feier soll dafür umso größer werden. Auf der Webseite der Stadt Bremen werden schon die Tage runtergezählt, der Veranstaltungskalender rund um das Thema Deutsche Einheit ist seitenlang. Insgesamt werden mehrere hunderttausend Menschen erwartet, darunter natürlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff.

Frankfurter Buchmesse



Wer in der Buchbranche tätig ist, für den gibt es im Jahr einen zentralen Termin: die Frankfurter Buchmesse (6. bis 10. Oktober). Sie ist die größte weltweit und zieht Verleger und Autoren aus aller Welt an. Und sie ist bei weitem nicht nur eine Fachmesse. Auch das Publikum kommt auf seine Kosten. Sind die ersten Tage noch dem Fachpublikum vorbehalten, öffnen sich die Tore am Samstag und Sonntag für private Besucher, die sich dann zwei Tage lang durch die großen Hallen schieben, Kataloge einsammeln und Lesungen beiwohnen. Seit Ende der 1980er Jahre gibt es zudem jedes Jahr ein Gastland, das einen besonderen Auftritt bekommt. Im letzten Jahr war es China, in diesem Jahr ist es Argentinien. Das hat zur Folge, dass sich schon Monate zuvor Veranstaltungen in ganz Deutschland auf dieses Land beziehen, seien es Konzerte, Filmreihen, Lesungen und natürlich auch die Berichterstattung in den Medien. Kamen bei China vorrangig Themen wie Menschenrechte und Pressefreiheit zur Sprache, liegt der Fokus bei Argentinien vor allem auf seiner jüngeren Vergangenheit: der Aufarbeitung der Militärdiktatur von 1976 bis 1983.

Donaueschinger Musiktage

Vorschau-Pressekonferenz zur Frankfurter Buchmesse am 9. September 2010 im Literaturhaus Frankfurt: Präsentation der drei Plakate des Ehrengastes Argentinien - Argentinien am Main, Fußballtrikot, Stier mit Brille (Foto: Frankfurter Buchmesse / Fernando Baptista)
Pressekonferenz im September: Dieses Jahr steht Argentinien im Mittelpunkt.Bild: Frankfurter Buchmesse / Fernando Baptista
Proben zu Georg Friedrich Haas' 'limited approximations', Konzert für sechs Klaviere im Zwölfteltonabstand und Orchester von Georg Friedrich Haas (Foto: Südwestrundfunk)
Probe: Konzert für sechs Klaviere im Zwölfteltonabstand und OrchesterBild: SWR

Neue Musik – das ist nicht jedermanns Sache. Doch wer sich in Deutschland dafür interessiert oder zumindest neugierig ist, der wird die Donaueschinger Musiktage (15.-17. Oktober) sicher nicht verpassen - das älteste und traditionsreichste Festival für Neue Musik weltweit. In den Tagen des Festivals herrscht auf den Straßen der Stadt, die mit zwanzigtausend Einwohnern eher klein ist, eine regelrechte Laboratmosphäre. Da wird diskutiert und gestritten, und das in allen möglichen Sprachen. Denn die Besucher kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden, Österreich, Frankreich und der Schweiz. Die meisten von ihnen bleiben das ganze Wochenende, die wenigsten wollen ein Konzert – insgesamt gibt es neun, die meisten davon Uraufführungen - verpassen. Also doch eine Veranstaltung für Insider? Nicht unbedingt. In der Woche davor, während des Aufbaus, arrangieren die Veranstalter verschiedene Einführungsveranstaltungen, bei denen die Besucher die Künstler treffen können und Fragen stellen zu ihrem Werk. Für manch einen sicherlich ein hilfreicher Schritt um sich der experimentellen Musik zu nähern.

Hitler und die Deutschen

Filmszene aus 'Mein Führer' von Dany Levi: Adolf Hitler (Helge Schneider) liegt in der Badewanne mit einem Modell-Kriegsschiff und streckt seinen Arm zum Gruß (Foto: dpa)
Helge Schneider in der Filmkomödie "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler"Bild: picture alliance/dpa



Wie war es möglich, dass ein Mann wie Adolf Hitler bei so vielen Deutschen auf Akzeptanz stieß? Oder mehr noch: Wie kann es sein, dass es zu Massenhysterien kam, wenn er auftrat? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin: "Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen" (15.10. - 6.2.2011). Anhand von Dokumenten und Bildern, Videos und Gegenständen aus der Zeit sollen den Besuchern Antworten gegeben werden, was den Mythos der Figur Adolf Hitlers ausgemacht hat. Dazu gibt es eine Kinoreihe, die einen Querschnitt durch die deutsche Filmgeschichte und ihre Hitlerdarstellungen zeigt. Darunter die Filme von Leni Riefenstahl, die von den Nazis persönlich dazu beauftragt wurde, die Parteitage der Nationalsozialisten zu verfilmen, aber auch Filme wie "Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" – eine Komödie des Schweizer Regisseurs Dani Levy aus dem Jahr 2007. In der Hauptrolle als Adolf Hitler: der in Deutschland beliebte Komiker Helge Schneider.

Kulturen der Welt in Köln

Eine Frau geht an einem verhüllten indonesischen Reisspeicher im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln vorbei (Foto: dpa)
Wird im Oktober enthüllt: das größte Exponat des Museums, ein indonesischer ReisspeicherBild: picture-alliance/dpa

Einen Umzug zu planen – das kostet Zeit. Und wenn es sich dabei auch noch um ein Museum handelt, dann kann das schon mal gut 15 Jahre dauern. Dreimal wurde der Umzugstermin des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln verschoben, doch inzwischen ist alles unter Dach und Fach, die Eröffnung des neuen Museumskomplexes steht kurz bevor. Gezeigt werden hier "Kulturen der Welt", allerdings nicht geordnet nach Erdteilen, sondern nach Themengebieten: Wie gestalten Menschen in unterschiedlichen Teilen der Welt ihr Leben, wie funktioniert das Zusammenleben in der Gemeinschaft, wie wird mit dem Thema Tod umgegangen? Der Ansatz ist neu und wird von der Fachwelt natürlich genau begutachtet. Für den Besucher ist es sicherlich spannend, da die Fragen ihn dort abholen, wo er gerade steht: in seiner oder ihrer Gegenwart.


Autorin: Petra Lambeck
Redaktion: Ramón García Ziemsen