Mladic trifft auf Karadzic
28. Januar 2014
Der frühere bosnisch-serbische Armeechef, General Ratko Mladic, soll ihn entlasten - so hoffte zumindest Serbenführer Radovan Karadzic. Der 68-jährige Serbenführer bat das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag, Ratko Mladic als Zeugen in seinem Prozess vorzuladen. Das Gericht gab der Bitte statt und so trafen Mladic und Karadzic nun an diesem Dienstag in Den Haag aufeinander.
Karadzic und Mladic sind in getrennten Prozessen unter anderem für den Völkermord in Srebrenica angeklagt.
"Ein satanisches Gericht"
Der frühere Präsident der bosnischen Serbenrepublik Karadzic fragte den Zeugen Mladic: "General, haben Sie mich informiert, schriftlich oder mündlich, dass Personen in Srebrenica getötet werden sollten?" Mladic lehnte die Aussage ab: "Ich verweigere die Aussage, weil dies meiner Gesundheit schaden und meine Rechte als Angeklagter gefährden könnte."
Der 71-jährige Ex-General nutzte seinen Auftritt, um das UN-Kriegsverbrechertribunal zu beschimpfen. "Das Tribunal ist eine Nato-Schöpfung, es ist ein satanisches Gericht", rief der Angeklagte, der nach Jahren im Untergrund erst 2011 festgenommen worden war. "Ich verteidige mich nicht. Sie verteidigen sich nicht", sagte er in Bezug auf Karadzic. "Wir verteidigen nur unser Volk.“ Mit dem Verweis, er habe seine dritten Zähne im Gefängnis vergessen, erzwang Mladic vor seiner Aussage eine Unterbrechung des Verfahrens. Sein Anwalt betonte erneut, dass sein Mandant nicht verhandlungsfähig sei. Er leide an einer Gedächtnisschwäche und könne die Realität nicht von Erfundenem unterscheiden.
Urteile frühestens 2015
Unter Führung von Mladic hatten serbische Einheiten 1995 die damalige UN-Schutzzone im Osten von Bosnien-Herzegowina erobert und anschließend fast 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet. Es war der größte Völkermord in Europa nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ex-Armeechef Mladic und Serbenführer Karadzic werden außerdem ethnische Vertreibungen im Bosnienkrieg zur Last gelegt. Zwischen 1992 und 1995 wurden mehr als zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Der Konflikt kostete insgesamt 100.000 Menschen das Leben. Die Urteile gegen Mladic und Karadzic werden frühestens im Jahr 2015 erwartet.
cw/qu (dpa, afp)