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Mexiko: Demonstranten fordern Klarheit

26. September 2015

Noch immer gibt es keine Klarheit über das Schicksal der 43 entführten Studenten in Mexiko. Ein Jahr nach ihrem Verschwinden gehen tausende Menschen auf die Straßen. Vor allem die Eltern der Studenten fordern Aufklärung.

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Proteste zum Jahrestag des Verschwindens der 43 Studenten in Mexiko (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/Y. Cortez

Ein Jahr nach der Entführung und dem mutmaßlichen Mord an 43 Studenten protestierten die Eltern der verschwundenen jungen Männer und zahlreiche weitere Demonstranten in Mexiko-Stadt wegen der fehlenden Ermittlungsergebnisse. Sie trugen Banner und symbolisch schwarz gefärbte Nationalflaggen. Präsident Enrique Peña Nieto hatte zuvor versichert, dass die Ermittlungen weiter gehen würden. Seine Regierung sei der Wahrheit und der Gerechtigkeit verpflichtet, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Familienangehörigen weisen die offizielle Version der Tat zurück und fordern weitere Untersuchungen.

Ein Jahr nach der Entführung bewerten die mexikanischen Behörden den Fall neu. Es stehe keineswegs fest, dass die jungen Männer getötet und ihre Leichen verbrannt worden seien, sagte der Staatsanwalt für Menschenrechte, Eber Betanzos. "Die Ermittlungen waren immer ergebnisoffen." Die Studenten würden weiterhin als vermisst geführt. Das gelte auch für die beiden jungen Männer, deren Überreste auf einer Müllkippe entdeckt wurden. Gerichtsmediziner der Medizinischen Universität Innsbruck hatten Knochenfragmente zwei der verschleppten Studenten zugeordnet.

Suche geht weiter

Die Suche nach den jungen Männern werde fortgesetzt, sagte der Staatssekretär für Menschenrechte, Roberto Campa. Die Studenten würden als Opfer des Verschwindenlassens geführt. Unter Verschwindenlassen verstehen Strafrechtler die Entführung von Zivilisten durch staatliche Sicherheitskräfte, ohne die Angehörige über deren Verbleib zu informieren.

Am 26. September 2014 hatten Polizisten die 43 Studenten in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero verschleppt und sie der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben. Bislang lautete die offizielle Version, Bandenmitglieder hätten die jungen Männer getötet und ihre Leichen verbrannt. "Das ist die historische Wahrheit", sagte der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam, als er die Ermittlungsergebnisse vorlegte. Der Bürgermeister von Iguala habe den Polizeieinsatz angeordnet, um zu verhindern, dass die Studenten eine Rede seiner Ehefrau störten, hieß es in den Schlussfolgerungen der Ermittler. Die Guerreros Unidos wiederum hätten die jungen Männer für Mitglieder einer rivalisierenden Drogengang gehalten und sie deshalb getötet.

Eltern bleiben misstrauisch

Die Angehörigen der Opfer sowie die Interamerikanische Menschenrechtskommission weisen die offizielle Version zurück und fordern weitere Untersuchungen. Viele der Eltern glauben, das Militär halte die linksgerichteten Studenten an einem geheimen Ort fest. Sie verlangen eine Durchsuchung der Kasernen in der Region. "Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück", war bei den zahlreichen Demonstrationen im vergangenen Jahr immer wieder zu hören.

Zuletzt hatte auch eine unabhängige Expertengruppe erhebliche Zweifel an den Ermittlungsergebnissen der Generalstaatsanwaltschaft geäußert. So sei es unmöglich, so viele Leichen in kurzer Zeit zu verbrennen, hieß es in dem Bericht. Zudem brachten sie ein neues mögliches Motiv für das Verbrechen ins Spiel: Die Studenten könnten versehentlich einen Bus gekapert haben, den die Guerreros Unidos zum Drogenschmuggel in die USA nutzen.

kle/sosa (dpa, afp, rtr)