David gegen Goliath: Die Deutsche Umwelthilfe
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagt erfolgreich gegen Abgasbetrug, dreckige Luft und untätige Politik. In Deutschland erzielt der Umweltverband sehr große Aufmerksamkeit und Respekt. Wie arbeitet und wer ist die DUH?
Manipulation mit Todesfolge
Schon seit über 20 Jahren kämpft die DUH für saubere Luft und eine zukunftsfähige Mobilität. Hier protestiert sie 2015 vor der Internationalen Automobil -Ausstellung (IAA) gegen Abgasmanipulation und -betrug. Sie werfen den Automobilherstellern vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in vielen tausend Fällen vor.
Indizien für illegale Abgasmanipulation
Die Abgasmanipulationen von VW wurden im September 2015 bekannt. Nachmessungen vom International Council on Clean Transportation (ICCT) brachten den Skandal ins Rollen. Seit 2016 misst deshalb auch die DUH als bisher einziger Umweltverband die Emissionen von PKW selber. Sie stellte fest, dass es bei vielen Diesel-PKW Indizien für illegale Abgasabschalteinrichtungen gibt.
Kontrollen setzen Autoindustrie unter Druck
Ein DUH-Abgastest auf der Straße: Im Durchschnitt pusten Diesel-PKW sechs Mal mehr giftiges Stickstoffdioxid aus als erlaubt und von den Herstellern angegeben wird. Außer VW streiten alle Hersteller ab, dass ihr Vorgehen illegal sei und weigern sich die Fahrzeuge in Europa nachzurüsten oder die Besitzer zu entschädigen.
Erfolge bei Klagen für saubere Luft
Seit 2010 muss die Luft in den deutschen Städten sauberer sein. Zum Schutz der Gesundheit darf der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) deshalb nicht überschritten werden. Doch viele Städte halten die Grenzwerte nicht ein da Diesel-PKW zu viel giftiges NO2 ausstoßen. Die Gerichte geben der DUH recht: Die Städte müssen handeln und notfalls auch mit Fahrverboten.
DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch
Die DUH ist seit dem Dieselskandal in den Medien präsent. Mit den Autotests, Klagen und der Aufklärungsarbeit ist die DUH ein Stachel im Fleisch der Autoindustrie. Wird die DUH-Forderung zur Nachrüstung von Diesel-PKW wie in den USA umgesetzt, so würden viele tausend Menschen weniger in Europa sterben - sagen Epidemiologen. Doch für die Autoindustrie wäre dies teuer.
Bessere Kraftstoffe, besser Luft
Die DUH wurde 1975 gegründet. Wie andere Umweltverbände engagierte sie sich in den 1980er Jahren gegen das Waldsterben. In einer Allianz mit der deutschen Autoindustrie kämpfte die DUH erfolgreich für die Einführung von schwefelfreien und benzolarmen Kraftstoffen. Bis 2003 werden diese eingeführt und ermöglichten neue Techniken der Abgasreinigung.
Umweltverband mit Klagerecht
Die DUH ist seit 2004 ein klageberechtigter Verbraucherschutzverband. Sie testet zum Beispiel die hergestellten Waschmaschinen und kontrolliert die Herstellerangaben. Bei Verstößen gegen Wettbewerb und Verbraucherschutz mahnt die DUH die Hersteller ab und leitet auch Gerichtsverfahren ein. Gegen solche Kontrollen wehrt sich nur die Autoindustrie.
Von der Kampagne zum Gesetz
Die DUH gehört zu den großen deutschen Umweltverbänden und genießt großen Respekt. Es geht um weniger Müll, weniger Plastik, Recycling, saubere Luft und Wasser, Energiewende, Klima- und Artenschutz. Ein großer Erfolg war die Kampagne gegen die Dosenflut: 2003 wurde deshalb in Deutschland das Dosenpfand eingeführt.
Woher kommt das Geld?
100 Angestellte hat die DUH. Sie klären auf, machen Bildungsarbeit, Kampagnen wie Handyrecyling und kümmern sich um den Verbraucherschutz. Der Etat liegt bei 8,1 Millionen Euro und stammt aus Mitteln von Bundesbehörden, der EU, Stiftungen, Abmahngebühren und Spenden. Der einzige Spender unter den Autobauern ist Toyota. Er gibt 50.000 Euro pro Jahr für ein Projekt mit umweltfreundlichen Taxis.