"Das wäre ein schönes Handtuch gewesen"
24. März 2016Mit 56 Prozent der abgegeben Stimmen entschieden sich die Neuseeländer dafür, bei der alten Flagge zu bleiben. Zur Abstimmung stand ein Entwurf mit einem Silberfarn, der Sportinteressierte sofort an die All Blacks, Neuseelands Rugby Team, denken ließ. DW-Mitarbeiterin Samantha Early hat beim neuen Entwurf ganz andere Assoziationen.
DW: Was denken Sie über die Flagge, die nun zur Abstimmung stand?
Early: Das wäre ein schönes Handtuch geworden. Mir wäre es lieber gewesen, vielleicht so etwas wie den Kiwi als Nationalsymbol bei der Flagge zu berücksichtigen.
Wie wichtig wäre Ihrer Ansicht nach ein Flaggenwechsel gewesen?
Es wäre schön gewesen, wenn wir eine neue Flagge bekommen hätten. Der Union Jack gehört meines Erachtens nicht zu Neuseeland. Es wäre an der Zeit, eine neue Flagge zu kreieren, aber der Ablauf des Referendums war auch nicht so toll.
Was ist denn ihrer Ansicht nach nicht gut gelaufen?
Man hätte vorher klären lassen sollen, ob die Bevölkerung überhaupt eine neue Flagge haben möchte und dann erst über einen Entwurf abstimmen lassen. So wurden mehr als 26 Millionen Neuseeland-Dollar (rund 15,5 Millionen Euro) ausgegeben. Die hätte man besser anders investiert. Viele haben sich gefragt, warum wir mit dem Geld nichts Wichtigeres tun.
Wo hätte das Geld denn besser angelegt werden können?
Wir haben ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zwischen Reich und Arm. Immobilien werden immer teurer und auch im Bereich der Flüchtlingsarbeit hätte Neuseeland das Geld zum Beispiel besser investieren können. Unser Land nimmt pro Jahr nur 750 Flüchtlinge auf.
Premier John Key gilt als der Initiator des Flaggenreferendums. Hat die Ablehnung der Bürger ihm geschadet?
Ich denke nicht. John Key wurde dreimal ins Amt gewählt. Es ging in dieser Abstimmung um eine Flagge und nicht um eine Person.
Samatha Early arbeit als Journalistin in der englischen Redaktion der Deutschen Welle. Sie wurde 1986 in Auckland, Neusseland geboren und lebt seit drei Jahren in Deutschland.
Das Interview führte Carsten Grün.