Das wissen wir über die neue Corona-Variante Omikron
26. November 2021Wo ist die neue Variante bereits aufgetaucht?
Erstmals wurde die neue Variante B.1.1.529 am 11. November 2021 in Botswana, also nördlich von Südafrika, registriert. Inzwischen wurde die sogenannte Omikron-Variante auch in Südafrika nachgewiesen. Vor allem in der Provinz Gauteng rund um Johannesburg und Pretoria, wo die Inzidenzen aktuell bei 1200 liegen.
Bis zu 90 Prozent der neuen Fälle in Gauteng könnten auf B.1.1.529 zurückgehen, vermuten Wissenschaftler. Möglicherweise hat sich die neue Variante zudem bereits in acht anderen Provinzen in Südafrika ausgebreitet.
Auch weitere bestätigte Fälle weltweit stehen wohl im direkten Zusammenhang mit dem südlichen Afrika, deshalb haben viele Länder bereits die Flugverbindungen von und nach Südafrika konsequent eingeschränkt.
Den ersten bestätigten Fall in Europa meldete Belgien am Freitagnachmittag. Die Untersuchung der Virusprobe habe gezeigt, dass es sich um die Variante B.1.1.529 handele, so der belgische Virologe Marc Van Ranst auf Twitter, sie stamme von einem Reisenden, der am 11. November aus Ägypten zurück nach Belgien gekommen sei und am 22. November erste Symptome gezeigt habe. Mittlerweile gibt es in zahlreichen weiteren Ländern bestätigte Omikron-Fälle.
Wie gefährlich ist die neue Variante?
Sorgen bereitet diese neue Variante den Forschenden, weil sie eine "extrem hohe Anzahl von Mutationen" aufweist, nämlich 32 Mutationen im Spike-Protein. Zum Vergleich: Die hochansteckende Delta-Variante weist acht Mutationen auf.
Zwar sagt die reine Anzahl an Spike-Mutationen noch nicht über die Gefährlichkeit aus. Aber durch die sehr vielen Mutationen im Spike-Protein kann die Virus-Variante durch die Immunzellen schwerer bekämpft werden, es entzieht sich der Immunantwort, die sogenannte Immune Escape, also Immunflucht.
Durch eine neue Variante erkrankt man nicht unbedingt schwerer, aber das Virus kann sich schneller verbreiten und das Gesundheitssystem noch schneller überlasten. Denn durch die Immunflucht verlieren auch Impfungen weiter an Wirksamkeit.
Wie reagiert die WHO?
Die Verunsicherung ist groß. Aber bislang liegen noch keine wirklich belastbaren epidemiologische Daten dazu vor, wie infektiös diese neue Variante tatsächlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat B.1.1.529 an diesem Freitag als "besorgniserregend" eingestuft. Sie erklärte, dass der neuen Variante der griechische Buchstabe Omikron zugewiesen worden sei.
Wie ist die neue Variante entstanden?
Die große Anzahl von Mutationen in der Variante hat sich offenbar in einem einzigen Schub angehäuft. Das deutet nach Ansicht von Prof. Francois Balloux, Direktor des UCL Genetics Institute, darauf hin, dass sich B.1.1.529 während einer chronischen Infektion bei einer Person mit einem geschwächten Immunsystem, möglicherweise einem unbehandelten HIV/Aids-Patienten, entwickelt hat.
Denn bei immungeschwächten Menschen - und auch bei schwachen Impfungen - kämpft der Körper länger gegen das Virus an. Das Virus wiederum hat so mehr Zeit, Mutationen zu entwickeln, um sich der Immunantwort zu entziehen.
Gibt es einen Zusammenhang zur Beta-Variante aus Südafrika?
In ganz Afrika ist Südafrika am stärksten vom Coronavirus betroffen. Dort gab es bislang fast drei Millionen Corona-Fälle, fast 90.000 Menschen sind an oder mit dem Virus gestorben.
Verantwortlich für die hohen Zahlen war die zunächst in Südafrika entdeckte Beta-Variante C.1.2., die von der WHO als besorgniserregend eingestuft wurde, weil sie sehr ansteckend ist und die Impfstoffe weniger gut gegen sie wirken.
Im Laufe der Zeit hat sich aber auch in Südafrika - wie fast überall auf der Welt - die noch aggressivere Delta-Variante ausgebreitet und die Beta-Variante weitgehend verdrängt.
Wie kann man die neue Variante eindämmen?
Virusvarianten machen nicht an irgendwelchen Landesgrenzen halt, aber die Ausbreitung lässt sich eindämmen, etwa durch die Einschränkung des Flugverkehrs, was derzeit immer mehr Länder tun.
Solche Direktmaßnahmen können eine Ausbreitung der neue Variante sicherlich verzögern. Da die ersten Fälle in Botswana aber bereits Mitte November registriert wurden und sich der Infizierte in Belgien im nordafrikanischen Ägypten aufgehalten hatte, ist aber davon auszugehen, dass diese vermutlich hochansteckende Variante bereits in andere Weltregionen getragen wurde.