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Das Leid mit dem Ei

Hannah Fuchs25. Februar 2013

Ein Lebensmittel-Skandal jagt den nächsten: Pünktlich vor Ostern kommen sogar Bio-Eier in Verruf. Kann man dem Stempel auf dem Ei also nicht mehr trauen und welche Siegel sind sicher?

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Freilaufende Hühner (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Kaufen wir Eier im Supermarkt, liefern sie uns bereits einige Informationen direkt auf der Schale. Denn die genaue Abstammung wird dem Ei aufgestempelt, bevor es in den Verkauf geht. Die Ziffern am Anfang geben dabei Auskunft über die Haltungsart: "3" steht für Käfig-, "2" für Boden- und die "1" für Freilandhaltung. Die "0" bedeutet, dass das Ei aus ökologischer Erzeugung stammt. Die danach folgenden Buchstaben-Codes stehen für das Erzeugerland, wie DE für Deutschland oder AT für Österreich und die restlichen Ziffern lassen auf den genauen Betrieb schließen. Das sollten die Verbraucher generell auch glauben können.

Zu viele Hennen auf zu wenig Raum

Trotzdem: Die auf den Eiern beschriebene Haltungsart ist das, was den neuesten Lebensmittel-Skandal ausgelöst hat. Denn deutschlandweit sollen sowohl Hühnerställe in konventionellen Betrieben mit Freiland- oder Bodenhaltung als auch Bio-Höfe überbelegt gewesen sein - zu viele Hennen auf zu wenig Raum, ein Verstoß gegen die EU-weiten Normen. Auch Joyce Moewius vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) glaubt mehr an den Verstoß gegen diese Haltungs-Richtlinien als dass Eier im Nachhinein umdeklariert wurden. "Noch laufen die Ermittlungen und das sind bisher die einzigen Infos, die wir von der Staatsanwaltschaft bekommen haben. Wir warten auf Neuigkeiten", erklärt sie.  

Die "0" auf dem Ei - ein ehrliches Bio-Ei?

Wenn sich die Anschuldigungen bewahrheiten, wäre der Verstoß jedoch besonders gravierend bei den Bio-Höfen. Denn sie versprechen dem Kunden mit der Null auf dem Ei die wahrscheinlich zufriedensten Legehennen auf der Haltungsskala - und Bio-Qualität. Denn die Voraussetzungen, dass eine Null auf das Ei gestempelt werden darf, gibt die Europäische Union vor. Nur die Produkte, die nach EU-weiten Öko-Standards hergestellt werden, dürfen das Bio-Siegel, eine Art geschwungenes Blatt auf grünem Hintergrund,  tragen.

Eier in einem Pappkarton (Foto: dpa)
Die unterschiedlichen Zahlen und Buchstaben sagen, woher das Ei stammtBild: picture-alliance/dpa

Hennen, die Eier dieser Güte produzieren, sollen demnach Futter aus ökologischem Anbau picken und genügend Platz und Möglichkeit zum Auslauf haben. Heißt: mindestens vier Quadratmeter an der frischen Luft und im Stall höchstens sechs Tiere auf einem Quadratmeter. Zum Vergleich: Bei der Freiland - und Bodenhaltung sind es neun Hennen, die sich denselben Platz im Stall teilen müssen.

Bio-Siegel von Verbänden haben strengere Standards

Neben diesem EU-Bio unterscheidet man in der Branche allerdings auch noch zwischen der Verbands-Bio. Hierbei setzen verschiedene Bioverbände freiwillig zusätzliche Qualitätsstandards, die über denen der EU-Öko-Mindeststandards liegen. Dazu zählen beispielsweise Bioland, Demeter und Naturland.  

Gerald Wehde ist von einem solchen Anbauverband - von Bioland. Er erzählt, dass sie bei ihren Legehennen beispielsweise besonders viel Wert auf Tiergesundheit legen und seit Jahren bei der Haltung auf ein dreifaches System schwören: "Zusätzlich zum Stall und Grünauslauf schalten wir den Hennen noch einen überdachten Auslauf zwischen - eine Art Wintergarten." Die Produkte von solchen Ökoproduzenten, wie auch von Demeter oder Naturland, nennen sich "Premium-Bio" und sind meist ausschließlich im Naturkosthandel zu finden. "Wir schließen Discounter wie Aldi und Co bewusst aus", erklärt Wehde das Ziel von Bioland. Denn man wolle hochwertig agieren, Spitzenqualität stehe im Vordergrund, keine Discountpreise, dafür ehrliche Bioware.

Den jetzigen Bio-Eier-Skandal hält Wehde für systematischen Betrug. Den Verantwortlichen müsse der Bio-Status für immer aberkannt werden, fordert er.