Das geheimnisumwobene Volk der Maya
Sie waren brillante Architekten und Astronomen. Heute locken ihre Bauten Touristen aus aller Welt. Der Untergang des Maya-Imperiums gibt viele Rätsel auf.
Städtebau im Dschungel
Die Maya waren das einzige Volk der Antike, das riesige Städte im tropischen Regenwald errichtete. Zeitweise lebten hier bis zu 100.000 Menschen. Warum die Maya im 9. Jahrhundert ihre Häuser aufgaben, ist bis heute ein Rätsel. Waren es Kriege oder Naturkatastrophen, die sie vertrieben? Von der versunkenen Hochkultur zeugen heute beeindruckende Tempel und Paläste.
Versunkene Pracht
Als die Spanier im 16. Jahrhundert auf die von Lianen überwucherten Prachtbauten stießen, staunten sie nicht schlecht. Den Vorfahren der Indios trauten sie derartige Gebäude allerdings nicht zu. Stattdessen glaubte man, ägyptische Überreste oder gar das sagenhafte Atlantis entdeckt zu haben. Erst ab 1784 versuchten Forscher, das Geheimnis zu lüften, darunter Alexander von Humboldt.
Friedliche Sterngucker?
Noch im 21. Jahrhundert glaubten viele Menschen an die Prophezeiung des Maya-Kalenders: die Welt würde 2012 untergehen - sie tat es nicht. Aufgrund der hochentwickelten Astronomie wurden die Maya lange für friedliche Sterngucker gehalten. Als man dann vor rund 40 Jahren endlich ihre Schrift entschlüsselte, wurde klar: Auch die Maya führten regelmäßig Kriege mit Nachbarstädten.
Gottkönige und Königinnen
Die Maya-Gesellschaft war streng hierarchisch. An der Spitze stand der Gottkönig: Durch ihn, so glaubte das Volk, sprachen die Götter. Für ihn wurden prächtige Tempel gebaut. Wenn einer Dynastie ein männlicher Thronfolger fehlte, übernahm auch schon mal eine Königin die Macht. Legendär war die kriegerische Wakchanjalam, die sich viele Monumente errichten ließ.
Opferrituale
Sklaven gab es bei den Maya nicht, stattdessen wurden Kriegsgefangene zu Frondiensten wie zum Tempel- oder Palastbau herangezogen. Bei der Einweihung wurden sie den Göttern manchmal als Menschenopfer dargebracht - wie hier auf einem Trinkgefäß dargestellt. Das war allerdings selten: Höher im Kurs standen Weihrauch, Tabak und Blutopfer. Hier durchbohrten sich Frauen die Zunge, Männer das Glied.
Für jede Todesart einen Todesgott
Diese Todesgottdarstellung stammt aus dem Grab eines wohlhabenden Würdenträgers. Für jede Todesart gab es einen eigenen Gott. Ganz so ernst nahmen die Maya diese Götter allerdings nicht. Oft wurden sie als tanzende Skelettfiguren dargestellt, so wie noch heute in Mexiko beim Tag der Toten. Die Maya glaubten nämlich an die Wiedergeburt - in Form von Maispflanzen oder gar als Maisgott.
Mais über alles
Die Maya hatten rund 8000 Götter, der Maisgott gehörte zu den wichtigsten, hier auf einem Teller dargestellt. Mais war nicht nur Hauptnahrungsmittel, die Maya glaubten sogar, Mais sei der Ursprung allen Lebens. In ihrer Mythologie formte nämlich Hunab Ku, der Schöpfer des Kosmos, die Menschen aus Maismasse. Er war der Herr aller Götter - und der einzige, der nie als Figur dargestellt wurde.
Kakao für den Adel
Auch Kakao war begehrt, allerdings ist die Pflanze ungleich anspruchsvoller. Das Luxusgetränk galt als heilig und war dem König und Adel vorbehalten. Und natürlich gab es auch eine Kakaogöttin, die das seltene Konsumprodukt schützte. Hier ziert sie den Deckel eines Weihrauchgefäßes, das rundum mit Kakaobohnen verziert ist. Weihrauch wurde regelmäßig bei Ritualen eingesetzt.
Verbreiteter Handel
Zu Hochzeiten der Maya-Kultur zwischen dem 2. und 9. Jahrhundert gab es keine Lasttiere; erst die Spanier brachten Pferde und Esel in die Neue Welt. Die Maya mussten also Ernte und Waren auf dem Rücken tragen, wie diese Tonfigur eines Händlers zeigt. Warum der Künstler der Skulptur den Kopf eines Nasenbärs verpasst hat, ist nur eines der vielen Rätsel, die bis heute ungelöst bleiben.
Feinarbeit ohne Metallwerkzeug
Diese kleine Jademaske zierte wahrscheinlich eine Gürtelschnalle. Das harte Gestein bearbeiteten die Maya kunstvoll mit Wasser und Sand, denn Metall war unbekannt. Die Lippen wurden mit Korallen rot gefärbt. Forscher glauben, dass vor allem Mitglieder des Adels zahlreiche Kunstwerke schufen; viele der gefunden Skulpturen und Artefakte tragen ihre Signaturen.
Stummes Zeugnis
Diese fast drei Meter lange und ein Meter breite Kalksteinskulptur schmückte vor vielen Jahrhunderten die Fassade eines Gebäudes. Wer war der Mann mit der Maske des Jaguargottes? Der Herrscher über die Unterwelt, ein König oder ein Krieger? Die Antwort bleibt ungewiss, die Steine können nur ein stummes Zeugnis über die versunkene Kultur ablegen.
Götter bleiben unvergessen
Zwar ging die Hochkultur der Maya unter, doch noch heute leben rund sechs Millionen Maya auf dem Gebiet ihrer Vorfahren. Viele Traditionen sind in Vergessenheit geraten, unterdrückt von den Spaniern, die eine fremde Kultur mitbrachten. Doch noch heute huldigen die Maya den Göttern ihrer Ahnen: Christus ist mit dem Maisgott verschmolzen und den Regengott bittet man um eine gute Ernte.
Endlich entschlüsselt
Es gibt viele Theorien über das Volk der Maya - und genauso viele Rätsel. Bis in die 1960er-Jahre leiteten nordamerikanische und europäische Forscher die Ausgrabungen. Mittlerweile sind Wissenschaftler aus Mexiko und Guatemala federführend - auf der Suche nach ihrer eigenen Geschichte.