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c/o pop

20. Juni 2011

Elektronik und Indie, aber auch Pop aus Deutschland und aktuelle Klänge aus Lateinamerika stehen auf dem Programm der c/o pop: Bands, die jeder kennt, und Acts, die sogar den Eingeweihten neu sein dürften.

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c/o pop Logo

Zunächst sah es aus wie ein herber Schlag für die Musikstadt Köln, als sich im Jahr 2003 abzeichnete, dass die Musikmesse Popkomm nach Berlin umziehen würde. Die übriggebliebenen Konzertveranstalter, Plattenlabels und Musikjournalisten mussten quasi neu anfangen. Sie besannen sich auf Kölns Ruf als Zentrum elektronischer Musik und etablierten ein Festival mit angeschlossenem Kongress, das zwar nicht so groß war wie die Popkomm, sich aber schnell den Ruf eines musikalischen Trendsetters erarbeitete. Die c/o pop (Cologne on pop), die vom 22. - 26. Juni zum achten Mal stattfindet, startete im Jahr 2004 als Festival für elektronische Popkultur. Seitdem ist sie zu einer Veranstaltung mit 30.000 Besuchern angewachsen und musikalisch wesentlich breiter aufgestellt als in den Anfangstagen.

Pop trifft Hochkultur

Programmdirektor Tobias Thomas (Quelle: kompakt)
Programmdirektor Tobias ThomasBild: kompakt

Die c/o pop setzt sich deutlich von Festivals ab, die auf der grünen Wiese stattfinden und in möglichst kurzer Zeit viele Bands durchschleusen. Stattdessen präsentieren die Veranstalter Konzerte an ungewöhnlichen Orten in Köln: Die Kölner Philharmonie, das WDR-Funkhaus, der Kammermusiksaal des Deutschlandfunks, das Museum Ludwig und das Museum für angewandte Kunst sind Teil eines Festival-Programms, das man eigentlich eher in Clubs erwarten würde.

"Dahinter steht der Anspruch, dass die Festivalbesucher durch die Kombination von ungewöhnlichen Orten und ungewöhnlicher Musik ihre Stadt kulturell neu kennenlernen sollen", erklärt Tobias Thomas, Programmgestalter der c/o pop. "Wir sind ein urbanes Festival, das sich einen kulturellen Auftrag auf die Fahne geschrieben hat, und wir versuchen, den Musikstandort Köln wieder nach vorne zu bringen."

Dass sich ein solches Festival nicht allein durch Ticketverkäufe rechnet, ist fast schon selbstverständlich. Wie bei Theater oder Oper geht es nicht ohne öffentliche Förderung. Dennoch gibt es bei der c/o pop nicht nur Avantgarde oder Indie Rock. Philipp Poisel und Wir sind Helden gehören ebenso zum Festival-Programm wie DJ Paul Kalkbrenner oder der kommende Soul Superstar Janell Monáe.

Das Trüffelschweinfestival

Soulsängerin Janelle Monáe (Foto: c/o pop)
Wird als zukünftiger Soulstar gehandelt: Janelle MonáeBild: c/o pop

Die c/o pop hat sich in den letzten Jahren den Ruf erworben, Künstler zu präsentieren, bevor sie zu Weltruhm gelangen. Das galt zum Beispiel für Bands wie Franz Ferdinand oder Arcade Fire. Tobias Thomas, der selbst Musikjournalist und DJ ist, betont, dass solcherlei Glücksfälle durchaus auch mit Sachverstand und Kennerschaft zu tun haben. Zum Beispiel war die c/o pop in den ersten Jahren personell mit der Musikzeitschrift Spex verbandelt, deren Verlag das Festival auch finanziell unterstützt hat.

Ob es in diesem Jahr wieder einen kommenden Superstar zu entdecken gibt, weiß Thomas nicht, aber Empfehlungen spricht er schon aus, etwa die Landauer Band Sizarr, die Briten von Wu Lyf oder die rheinischen Lokal-Heroen Beat! Beat! Beat!

Netzwerken ist alles

c'n B Kongress (Foto: c/o pop)
Spielfeld der Netzwerker: der C'n'B KongressBild: c/o pop

Für die c/o Pop ist das kulturelle Umfeld wichtig, ebenso aber auch der wirtschaftliche Gesamtrahmen. Zum Festival gehört daher ein Kongress, die C'n'B, auf der sich Fachleute aus Musik- und Kreativwirtschaft treffen, um Fragen von Urheberrecht bis hin zu internationaler Vernetzung zu diskutieren. Teil dieses Kongresses ist seit sechs Jahren das Netzwerk Europareise, ein Zusammenschluss von Festivals, die ähnlich aufgestellt sind wie die c/o pop. Hier sind mittlerweile bis zu 100 Festivalveranstalter vertreten, und die Europareise ist fast schon zu einer Weltreise geworden. Auch wird erfolgreich mit verschiedenen Musikexportbüros zusammengearbeitet, die dem c/o-pop-Publikum dann aktuelle Bands aus Kanada, Italien oder Dänemark präsentieren.

Beim Wachsen innehalten

DJ Matias Aguayo in der Wüste (Foto: c/o pop)
Matias Aguayo: Meister der Techno CumbiaBild: c/o pop

Die c/o pop existiert seit acht Jahren, und bis zum letzten Jahr ist sie stetig gewachsen. Und auf einmal war es zu viel: zu viele Veranstaltungen gleichzeitig, zu unübersichtlich, und dann reichte beim einen oder anderen Konzert das Publikum nicht mehr aus. Die Veranstalter haben für 2011 Konsequenzen gezogen und einen Gang zurückgeschaltet. Es gibt weniger Konzerte zur gleichen Zeit, weniger Veranstaltungen im Rahmenprogramm und ein übersichtlicheres Programmheft.

Eine Pause beim "höher, schneller, weiter" kommt auch dem Publikum zugute: Es muss sich nicht mehr zwischen zehn parallel laufenden Konzerten entscheiden, sondern nur noch zwischen zwei. Und vielleicht haben ja so auch die unbekannten Bands eine bessere Chance, von möglichst vielen Interessierten entdeckt zu werden.

Autor: Matthias Klaus
Redaktion: Suzanne Cords