Club der Kolonisierten
22. November 2007Simbabwe ist dabei, Südafrika macht mit, Indien auch - und noch ist auch Pakistan drin: im Commonwealth of Nations. Was heute ein Zusammenschluss von 53 Staaten auf der ganzen Welt ist, ging einst hervor aus dem britischen Kolonialreich.
Verbindung zur Krone
Erste Wurzeln des Commonwealth reichen zurück bis in das Jahr 1884, als mehr und mehr Staaten des Kolonialreiches der Briten ihre Unabhängigkeit deklarierten. Die offizielle Gründung wird heute auf das Jahr 1926 datiert, als Großbritannien den ehemaligen Kolonialstaaten die Gleichrangigkeit mit dem Vereinigten Königreich bescheinigte.
Die Mitgliedsstaaten setzten ihre eigenen Monarchen oder Demokraten ein, doch durch das Commonwealth blieb stets eine besondere Verbindung zur Krone. Etwas Monarchisches hat sich bis heute gehalten: Das Oberhaupt des Commonwealth ist nach wie vor die britische Königin, auch wenn sie der freiwilligen Vereinigung nur als Symbol dient.
Freiwilliger Zusammenschluss
Jeder der 53 Staaten ist heute freiwillig im Commonwealth. Die Staaten liegen auf allen fünf Kontinenten, sind arm oder reich, klein oder groß. Dreißig Prozent der Weltbevölkerung sind Teil des Bündnisses. Gemeinsam ist ihnen ihr früherer Status als britische Kolonie und die gemeinsame Sprache Englisch. Auch wenn sie in den meisten Staaten nur noch als zweite Amtssprache dient.
In ihrer Singapur-Erklärung haben die Commonwealth-Staaten 1971 ihre gemeinsamen Werte und Ziele festgelegt: Das Voranbringen der Demokratie und der Menschenrechte, Freiheit des Einzelnen, freier Handel und Weltfrieden gehören dazu. Die Mitgliedsstaaten verpflichten sich, in diesen Belangen zusammenzuarbeiten.
Mitmachen oder nicht?
Praktisch hat die Mitgliedschaft für ärmere Länder eine größere Bedeutung als für die reicheren. Denn wer im Commonwealth vereint ist, der bekommt beispielsweise technische Hilfe von Experten aus anderen Commonwealth-Staaten. Das Commonwealth Office ist die Zentrale des Staatenbundes. Ihren Sitz hat sie in London. Ähnlich wie die UNO entsendet jedes Mitgliedsland einen Vertreter dahin. Alle zwei Jahre treffen sich die Staats- und Regierungschef der Mitgliedsländer zudem in einem der Commonwealth-Staaten, um politische und wirtschaftliche Fragen zu besprechen.
So manch ein Staat hat sich auch ganz bewusst gegen die Mitgliedschaft entschieden: Der Irak, Myanmar oder Ägypten - sie alle haben niemals Interesse gezeigt, dem Commonwealth beizutreten, obwohl ihnen das offen gestanden hätte. Und auch die USA, unabhängig seit 1775, also lange Zeit bevor der Name Commonwealth auftauchte, sind dem Club der Kolonisierten nie beigetreten.
Rein und wieder raus
Wenn nun über den Ausschluss Pakistans aus dem Commonwealth diskutiert wird, erinnern sich einige Staatenchefs noch an das Jahr 1972. Damals trat Pakistan freiwillig aus dem Staatenbündnis aus um gegen den vom Commonwealth akzeptierten Austritt Bangladeschs zu protestieren. Erst 17 Jahre später, 1989, fand Pakistan zurück in das Bündnis.
Wer die selbst auferlegten Prinzipien des Bündnis nicht wahrt, den können die Mitgliedsstaaten auch mit Sanktionen belegen. Als sich 1999 General Pervez Musharraf an die Spitze des pakistanischen Staates putschte, wurden Pakistans Mitgliedsrechte vorübergehend eingeschränkt. Pakistan wurde bis 2004 deshalb von den Treffen der Mitgliedsstaaten ausgeschlossen.
May the Games begin
Wer aber mitmischt im Commonwealth of Nations, der darf auch seine Sportler zu den Commonwealth Games schicken. Das Multi-Sport Event wird seit 1930 alle vier Jahre ausgetragen. Neben den olympischen Sportarten locken hier vor allem die traditionell britischen Sportarten, wie Rugby oder Netball, die Zuschauer ins Stadium. Für die Mitgliedsstaaten ein Event das die UNO garantiert nicht bietet. (lvier)