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Politik

Das Chaos in Afghanistan wächst

21. November 2017

Hunderttausende neue Flüchtlinge seit Jahresbeginn, eine zunehmend zerrüttete Wirtschaft: Der Krieg mit den erstarkenden Taliban belastet Afghanistan schwer.

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Soldat der afghanischen Armee in der umkämpfen Provinz Helmand
Soldat der afghanischen Armee in der umkämpfen Provinz HelmandBild: picture-alliance/Zumapress/A.A. Safdari

In Afghanistan sind seit Jahresbeginn knapp 350.000 Menschen vor Gefechten zwischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatorten geflohen. Das geht aus einem Bericht der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) hervor. Zwischen dem 1. Januar und dem 19. November sind demnach 343.958 Afghanen heimatlos geworden. 

Kinder in einem Flüchtlingslager in der Provinz Ghazn
Kinder in einem Flüchtlingslager in der Provinz GhazniBild: picture-alliance/Zumapress/S. Mominzadah

Im früher als eher ruhig geltenden Norden und Nordosten, wo bis 2013 die Bundeswehr Schutzmacht war und wo sie immer noch ein großes Feldlager führt, würden mittlerweile 32 Prozent aller Kriegsvertriebenen registriert, melden die UN. 

Der regelmäßig veröffentlichte Bericht, der auch detaillierte Schilderungen von Kampfhandlungen enthält, verzeichnet zum Beispiel für die schwer umkämpfte Provinz Kundus allein in der vergangenen Woche fast 16.000 Binnenflüchtlinge. Im vergangenen Jahr waren mehr als 660.000 Afghanen aus ihren Dörfern geflohen. Für 2017 hatten die UN zu Jahresbeginn noch mindestens 450.000 weitere Zwangsvertriebene erwartet.

Einen allenfalls schwachen Lichtblick enthalten auch die jüngsten Zahlen zur afghanischen Wirtschaft, die bis Jahresende um etwa 2,6 Prozent wachsen dürfte. "Während das eine bescheidene Verbesserung im Vergleich zu 2014 und 2015 bedeutet, liegt es doch erheblich unter dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 9,6 Prozent in den Jahren zwischen 2003 und 2012", heißt es im Bericht der Weltbank. Bei insgesamt noch schwächerer Wirtschaftsleistung können oft höhere Wachstumsraten erzielt werden.

Nach dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes im Dezember 2014 waren die Zahlen jedoch dramatisch eingebrochen. Das lag nach Einschätzung der Weltbank an der "politischen Ungewissheit und schlechten Sicherheitslage", aber auch am kleineren Entwicklungshilfe-Aufkommen. Dieses sei von durchschnittlich 12,5 Milliarden Dollar pro Jahr zwischen 2009 und 2012 auf 8,8 Milliarden im Jahr 2015 gesunken. 2018 werde sich das Wirtschaftswachstum wohl auf 3,2 Prozent leicht erhöhen – "gesetzt den Fall, dass sich die Sicherheitslage nicht weiter verschlechtert". 

Der Anbau von Mohn zur Herstellung von Opium und Heroin ist illegal, gehört aber zu den profitableren Wirtschaftszweigen
Der Anbau von Mohn zur Herstellung von Opium und Heroin ist illegal, gehört aber zu den profitableren WirtschaftszweigenBild: Getty Images/AFP/N. Shirzada

Es gebe Anzeichen, dass sich das allgemeine Vertrauen leicht verbessere, weil es nach der Verkündung der neuen Afghanistan-Strategie der USA im August nun keine Ungewissheit mehr über den Verbleib der US-Truppen gebe, heißt es. Immerhin seien im dritten Jahr in Folge die Einnahmen aus Steuern und Zöllen stark gestiegen - um 13 beziehungsweise 15 Prozent. "Die starke Einkommens-Performance in diesem Jahr hängt vor allem mit kontinuierlichen Verbesserungen in der Verwaltung und der Eintreibung von Steuern und Zöllen zusammen." Afghanistan ist eines der ärmsten Länder der Welt und wird massiv von der internationalen Gemeinschaft unterstützt.

stu/as (dpa, unocha.org, worldbank.org)