D-Day: Die zweite Front gegen Hitler
Vor 70 Jahren landeten die Alliierten in der Normandie und eröffneten eine zweite Front gegen Hitler. Es war der Beginn des Endes des Zweiten Weltkriegs - und ein mythisch aufgeladener Moment des 20. Jahrhunderts.
Tag der Entscheidung
Als "D-Day" ging der 6. Juni 1944 in die Geschichte ein. Ob das "D" nun für "Day" oder für "Decision" steht, eines ist klar: Es war der Tag der Entscheidung. Im Deutschen würde man sagen, der "Tag X". Mit der Landung der Alliierten in der Normandie wurde an diesem Tag eine zweite Front gegen Hitler eröffnet. Es war der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs und vom Ende der Naziherrschaft.
Operation "Overlord"
So lautete der Deckname der militärischen Operation. Auch die Landungsstrände in der Normandie erhielten militärische Tarnbezeichnungen: "Utah", "Omaha", "Gold", "Sword" und "Juno" Beach. 14 Nationen waren an dieser historischen Landungsaktion beteiligt. Neben Amerikanern, Briten, Polen, Kanadiern und Franzosen, stellten auch Griechenland, Tschechien und Australien alliierte Truppenkontingente.
Der Oberbefehlshaber
Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordeuropa war US-General Dwight D. Eisenhower, der spätere 34. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In den Monaten davor hatte Eisenhower bereits die Landung der alliierten Truppen auf Sizilien und dem italienischen Festland befehligt.
Die Morgenstunden des 6.6.1944
Kurz vor dem lange geplanten Start der streng geheimen Operation "Overlord" brachen Stürme und Dauerregen über die Normandie herein. Ausgerechnet das Wetter zwang die Verantwortlichen dazu, die Invasion um einen Tag zu verschieben - auf die frühen Morgenstunden des 6. Juni 1944. Dann begann die größte Landungsoperation der Militärgeschichte.
Todeskommando
Rund 160.000 Soldaten gingen am "D-Day" an Land. An fünf Strandabschnitten stürmten sie die Befestigungen des sogenannten "Atlantikwalls", hinter denen sich die deutsche Wehrmacht verschanzt hatte. Ungeschützt mussten die alliierten Soldaten erst durchs Wasser, dann über die offen einsehbaren Strände gegen die feindlichen deutschen Linien anrennen: ein Todeskommando.
Fallschirmjäger
Im Rückblick wurden die Fallschirmflieger zu Helden stilisiert, die wenigsten überlebten. Sie waren die ersten, die noch im Dunkeln im feindlichen Hinterland absprangen und dort Schlüsselpositionen erobern sollten. Einige von Ihnen bemalten sich nicht nur die Gesichter zur Tarnung, wie hier im Bild. Sie verpassten sich auch Kriegsbemalung und Irokesenschnitt - um den Feind zu erschrecken.
Angriff aus der Luft und von See
Zuerst wurden die Strände der Normandie von den Alliierten bombardiert. Im Hinterland sprangen tausende Fallschirmjäger ab, dann näherten sich mehr als 1000 Kriegsschiffe und fast 4200 Landungsboote der französischen Küste. Tausende Flugzeuge und Panzer waren zur Unterstützung eingesetzt. Ein Bombenregen ging auf umliegende Dörfer und vor allem auf die deutschen Stellungen der Wehrmacht nieder.
Nachschub für die folgenden Tage
Zu dieser größten Landungsoperation der Militärgeschichte gehörte auch, dass die Alliierten nach der erfolgreichen Landung in der Normandie zwei große Anlegestellen für Transportschiffe vorgesehen hatten. Die Einzelteile wurden in England vorgefertigt und dann an der Küste der Normandie zusammengesetzt. Im Bild: Der Mulberry-Hafen von Colleville kurz nach der Invasion.
Geglücktes Täuschungsmanöver
Die "Operation Overlord" konnte unter anderem deshalb gelingen, weil die deutsche Führung von der Landung in der Normandie vollkommen überrascht wurde. Bis zuletzt hatten die Alliierten alles daran gesetzt, Nazi-Deutschland im Glauben zu wiegen, der weiter nordöstlich gelegene Ort Calais werde Ziel einer geplanten Invasion sein - zu einem späteren Zeitpunkt.
NS-Führung auf Heimaturlaub
Und genau diese Täuschung gelang: Führende NS-Militärs glaubten sich eine Vergnügungstour in Paris oder Heimaturlaub erlauben zu können, so auch der sagenumwobene Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der zum 50. Geburtstag seiner Frau nach Süddeutschland gereist war. Im Bild: Deutsche Wehrmachtstruppen 1940 an der Küste der Normandie, nicht ahnend, dass sie hier vier Jahre später geschlagen würden.
Hitlers Vermessenheit
Hitler befand sich am 6.6.1944 auf dem Obersalzberg. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, er sei erst gegen 10 Uhr morgens von seinen Militärs informiert worden. Niemand habe sich getraut, den "Führer" zu wecken. Hitler soll daraufhin euphorisiert ausgerufen haben: "Die Nachrichten könnten nicht besser sein." Jetzt habe man die Engländer endlich dort, "wo wir sie schlagen können".
Elf verlustreiche Monate
Auch wenn die Landung der Alliierten in der Normandie einer der wichtigen Wendepunkte des Zweiten Weltkriegs ist, so dauerte es doch noch weitere elf Monate bis der Krieg in Europa endlich beendet sein sollte. Viele der Soldaten, die beim D-Day mitgekämpft hatten, wurden danach zum Kampfeinsatz in den Asien-Pazifik-Raum weiter geschickt. Dort dauerte der Krieg noch bis September 1945.
Helden des Krieges
Rund 57.000 alliierte Soldaten wurden im Zuge der Operation "Overlord" getötet, 155.000 Verwundete wurden gezählt und 18.000 Vermisste. Auf deutscher Seite gab es 200.000 Tote. Noch heute wird jedes Jahr am 6. Juni der Landung der Alliierten in der Normandie gedacht. Neben Staatsvertretern aller beteiligten Nationen, reisen dazu auch etliche, hochbetagte Veteranen an - oft von weit her.
Von Gegnern zu Freunden
Vor zehn Jahren, am 6.6.2004 nahm erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt an den Feierlichkeiten zum D-Day teil. Bundeskanzler Gerhard Schröder bezog damals bewusst Position: "Wir werden die Opfer nicht vergessen." Und fügte hinzu: "Es ist nicht das alte Deutschland jener finsteren Jahre, das ich hier vertrete." In Caen umarmte er den damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac.
70 Jahre nach dem D-Day
In diesem Jahr werden zur Gedenkfeier an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren neben dem Gastgeber, dem französischen Staatspräsident François Hollande, auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die britische Königin Elizabeth II., US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin anreisen.