Ramaphosa neuer ANC-Vorsitzender
18. Dezember 2017Bei der Abstimmung auf dem Parteitag des Afrikanischen Nationalkongress (ANC) in Johannesburg erhielt Ramaphosa (Artikelbild) 2440 Delegiertenstimmen, seine Rivalin Dlamini-Zuma kam auf 2261 Stimmen. "Wir erklären den Genossen Cyril Ramaphosa zum neuen Präsidenten des Afrikanischen Nationalkongresses", sagte ein ANC-Vertreter vor den Parteitagsdelegierten.
Die Wahl hatte sich seit Samstag immer wieder verzögert, da es Streit um die Zahl der wahlberechtigten Delegierten gab. Am Ende durften nur 4776 statt der zuvor genannten rund 5200 Delegierten an der Abstimmung teilnehmen.
Ramaphosa: Vom Gewerkschaftsführer zum Multimillionär
Der umstrittene langjährige ANC-Vorsitzende und Staatspräsident Jacob Zuma kandidierte nicht erneut, er will jedoch noch bis 2019 Staatsoberhaupt bleiben. Dann endet Zumas zweite fünfjährige Amtszeit in Folge. Nach seiner Wahl zum neuen ANC-Chef hat Ramaphosa gute Chancen, Zuma auch als Präsidenten abzulösen.
Ramaphosa gilt als wirtschaftsfreundlicher und pragmatischer Politiker. Der 65-Jährige führte zur Zeit des Anti-Apartheid-Kampfes den Gewerkschaftsbund Cosatu. Nach dem Ende des rassistischen Apartheid-Regimes in den 1990er Jahren ging er in die Politik und wurde bald unter Präsident Nelson Mandela ANC-Generalsekretär. Wenige Jahre später wechselte er in die Wirtschaft und wurde unter anderem mit Investitionen im Bergbausektor zum Multimillionär. Seit 2014 dient er unter Staatschef Zuma als Vizepräsident.
Zumas Favoritin muss sich geschlagen geben
Viele Parteitagsdelegierte hatten sich für ihn ausgesprochen, um sich von der von Korruptionsskandalen überschatteten Präsidentschaft Zumas zu distanzieren. Der 75-Jährige unterstützte hingegen relativ offen seine Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma, eine frühere Ministerin und Chefin der Kommission der Afrikanischen Union.
Zuma ist wegen zahlreicher Korruptionsaffären und der ihm zugeschriebenen Veruntreuung öffentlicher Gelder auch innerhalb der eigenen Partei stark unter Druck. Auch Dlamini-Zuma musste sich gegen Vorwürfe wehren, gemeinsam mit ihm Stimmen für ihren Wahlsieg beim ANC-Parteitag zu kaufen. Die 68-Jährige hatte damit geworben, sich mehr für die schwarze Mehrheit im Land einzusetzen.
Diese lebt zu einem großen Teil auch ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Apartheid noch in Armut. Gegner werfen der langjährigen Gesundheits-, Außen- und Innenministerin dagegen vor, dass ihr Ex-Mann sie als "Marionette" benutze und dass sie ihm zu strafrechtlicher Immunität verhelfen wolle.
ww/sam (afp, dpa)