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Costa-Eigner überprüft Notfall-Richtlinien

20. Januar 2012

Nach der Havarie der "Costa Concordia" nimmt der US-Eigner Carnival die Sicherheitsvorkehrungen auf allen seinen Kreuzfahrtschiffen unter die Lupe. Derweil musste die Suche nach Vermissten abermals unterbrochen werden.

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Schlot der havarierten 'Costa Concordia' (Foto: dapd)
Retter verlassen die "Costa Concordia"Bild: dapd

"Diese Tragödie stellt die Sicherheits- und Notfall-Prozeduren unserer Firma in Frage", sagte Carnival-Chef Micky Arison in Miami. Zwar seien die Bestimmungen in der Branche bereits umfangreich. Eine Überprüfung solle aber sicherstellen, "dass sich diese Art von Unglück nicht wiederholt".

Fels im Schiffsrumpf (Foto: dapd)
Dieser Fels wurde dem Luxusliner zum VerhängnisBild: dapd

Die Federführung bei der Überprüfung der Notfall-Richtlinien übernimmt der ehemalige Navy-Kapitän James Hunn, der nach einer 32-jährigen Karriere in der US-Kriegsmarine bei der weltgrößten Kreuzfahrt-Reederei angeheuert hatte. Auch außenstehende Experten sollen einen Blick auf die Sicherheitsvorkehrungen werfen. Zu Carnival gehören mehr als 100 Schiffe, die unter eigenem und dem Namen diverser Tochtergesellschaften fahren, darunter der italienischen "Costa Cruises".

Chaos pur

Nach einer Kursänderung von Kapitän Francesco Schettino hatte die 290 Meter lange "Costa Concordia" vor einer Woche einen Felsen vor der italienischen Insel Giglio gerammt und war leckgeschlagen. Passagiere berichteten von chaotischen Zuständen bei der Evakuierung der mehr als 4200 Menschen an Bord. Bisher wurden mindestens elf Todesopfer geborgen. Etwa 20 Personen werden noch vermisst, unter ihnen zwölf Deutsche. Aus Sicherheitsgründen wurde die Suche nach ihnen an der Unglücksstelle erneut unterbrochen. Die Concordia habe sich am Freitagmorgen wieder bewegt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Retter haben mit zunehmenden Wellengang zu kämpfen.

Kapitän Schettino (mit einer Costa-Mitarbeiterin) (Foto: dpa)
Beschuldigt: Kapitän Schettino (mit einer Costa-Mitarbeiterin)Bild: picture-alliance/dpa

Neben fahrlässiger Tötung wird Kapitän Schettino auch vorgeworfen, als einer der ersten sein Schiff verlassen zu haben. Dem 52-Jährigen, der von der Reederei mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert wurde und nun unter Hausarrest steht, drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. In etwa eineinhalb Wochen sollen toxikologische Untersuchungen abgeschlossen sein, die Aufschluss über einen möglichen Drogenkonsum des Kapitäns geben. Ausgeschlossen scheine es, dass Schettino während der Havarie betrunken war, heißt es.

"Ausgeschlossen"?

Für Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ist eine ähnliche Katastrophe "vor Deutschlands Küsten nahezu ausgeschlossen". Für Evakuierungen gebe es dort ein engmaschiges Sicherheitsnetz. "Dieses System hat sich bewährt. Wir hatten in letzter Zeit zwei größere Havarien von Passagierschiffen, ohne dass auch nur ein einziges Todesopfer zu beklagen war", sagte der CSU-Politiker der Zeitung "Passauer Neue Presse" (Freitagsausgabe).

Peter Ramsauer (Foto: dpa)
Entschlossen: Peter RamsauerBild: picture-alliance/dpa

Auf internationaler Ebene aber müsse darüber diskutiert werden, ob noch mehr für die Sicherheit von Schiffen getan werden könne, erklärte Ramsauer: "Ich werde das Thema aktiv beim Weltverkehrsforum in Leipzig Anfang Mai ansprechen. (...) Da wird es dann um Sicherheit, Ausbildungsstandards und Evakuierungsregeln für Passagiere gehen", kündigte der deutsche Minister an.

Autor: Christian Walz (dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Rainer Esser