Corona-Krise: Die Ästhetik des Stillstands
Nichts ist mehr so, wie es war. Die Corona-Pandemie hat das gesamte öffentliche und soziale Leben stark verändert, auch in Deutschland. Wo früher Betriebsamkeit war, herrscht heute gähnende Leere.
Biergarten ohne Bier
Es sind Osterferien und es herrscht herrlichstes Frühlingswetter in Deutschland. Was gibt es da Schöneres, als den Nachmittag oder Abend mit Freunden oder Familie im Biergarten zu verbringen? Aber so isses nich´. So wie der Hirschgarten in München sehen aktuell alle Biergärten in Deutschland aus: leer. Darüber kann auch das fast geometrische Muster der Bierbänke und -tische nicht hinwegtrösten.
Badestrand ohne Badegäste
Viele Menschen fahren in den Osterferien gern auf Nord- und Ostseeinseln. Wie wäre es mit Usedom zum Beispiel? Da ist alles so schön wie immer. Es fehlen nur die Besucher. Ähnlich wie Biergärten dürfen auch Cafés, Restaurants und Hotels nicht öffnen - und die Menschen nicht frei verreisen. Bleibt nur, sich die Fußspuren im Sand auf Fotos anzuschauen.
Kinderspielplatz ohne Kinder
Das arme Schaf. Oder was ist das für ein Tier? Schnauze, Schwanz und Hals mit Absperrband umwickelt. Das rot-weiße Absperrband sieht man jetzt häufig auf Spielplätzen. Denn auch deren Benutzung ist tabu. Wissen dürfte das vermutlich jeder. Aber sicher ist sicher: Also wurden Spielplätze rot-weiß eingewickelt. Erscheint fast wie eine deutschlandweite Kunstinstallation.
Sportplatz ohne Sportler
Wenn Kinder nicht draußen spielen dürfen, ist es Erwachsenen auch verboten. Also sind Sportplätze in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ebenfalls mit Absperrband verziert. Zusammen mit dem schief am Schild hängenden Mundschutz hat auch dieses Bild fast etwas Künstlerisches. Neben dem Absperrband haben sich auch Verbotsschilder auffällig vermehrt.
Touristenattraktion ohne Touristen
Sonst drängen sich hier Touristen aus aller Welt - aber obwohl das Brandenburger Tor in Berlin frei zugänglich ist, zieht es derzeit kaum jemanden an. Kein Wunder, sind doch Reisen zu touristischen Zwecken verboten. So bliebt Platz für (optische) Reflexion: Die Menschen spiegeln sich hier, und seien es noch so wenige.
Bundestag ohne Abgeordnete
Auf diesem Bild sind keine Bundestagsabgeordneten zu sehen. Dafür aber (mal wieder) Verbotsschilder - die weißen Punkte auf den blauen Stühlen. Dort steht allerdings nicht "Hinsetzen verboten", sondern "Bitte freilassen". Denn der Bundestag darf weiterhin betreten werden, allerdings nicht von allen Abgeordneten gleichzeitig, wegen des Abstandsgebots. So schafft Corona neue Muster.
Kirche ohne Gläubige
In Krisenzeiten sind die Kirchen meist voll. Aber auch das ist in dieser Krise anders. Aus Angst vor Ansteckung bleiben auch die Kirchen geschlossen. Der evangelische Pfarrer Hannes Schott in der Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth filmt seinen Gottesdienst fürs Internet. So kann man ihn zumindest digital miterleben. Hoch lebe die Video-Installation!
Bordelle ohne Freier
Die Herbertstraße im Rotlichtviertel nahe der Reeperbahn auf Hamburg St. Pauli ist deutschlandweit bekannt. Seit ihrem Bau im 19. Jahrhundert wird sie zur Prostitution genutzt. Während sich sonst dort Sexarbeiterinnen und ihre Kunden drängen, ist sie heute wie ausgestorben. Beratungsstellen warnen, dass die Corona-Krise Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter besonders hart trifft.
Schule ohne Schüler
Zugegeben: In den Osterferien wären die Schulen sowieso geschlossen. Aber um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, wurden sie bereits Wochen vorher dicht gemacht. Keine Schüler, keine Lehrer - nur Fernunterricht über digitale Kanäle. Und wahnsinnig aufgeräumte Klassenzimmer.
Bahnhof ohne Bahnfahrer
Bahnhöfe galten mal als Kathedralen der Moderne. Jetzt, wo sie so leer sind wie sonst nie, kann man sie ungestört bestaunen - wie hier den Kölner Hauptbahnhof. Aber vielleicht haben die einsamen Reisenden auf dem Bahnsteig auch gar kein Auge dafür - vielleicht warten sie einfach darauf, dass ihr Zug in der Krise endlich mal pünktlich kommt.
Flughafen ohne Fluggäste
Wenn Fluggäste ausbleiben, sammeln sich Flugzeuge am Boden. Dieses Foto symbolisiert gewissermaßen den weitgehenden Stillstand der Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland - wie in vielen anderen Ländern - wird in diesem Jahr zurückgehen. Fürs Klima dagegen ist es sicherlich nicht schlecht, dass die großen Vögel in Reih und Glied parken.