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Politik

Containerschiff "Ever Given" ist wieder frei

29. März 2021

Durch den Suezkanal fahren fast alle Containerschiffe, die zwischen Deutschland und China unterwegs sind. Viele Lieferketten hängen von diesem Nadelöhr ab. Jetzt kann der Schiffsverkehr wieder aufgenommen werden.

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Ägypten | Suezkanal | Ever Given ist freigelegt
Mehr als 220.000 Tonnen schwer: die "Ever Given", umgeben von SchlepperbootenBild: Suez Canal Authority/REUTERS

Die im Suezkanal auf Grund gelaufene "Ever Given" ist, Stunden nachdem sie teilweise freigelegt werden konnte, jetzt komplett aus ihrer Blockade befreit. Die ägyptische Kanalbehörde (SCA) vermeldete, der Schiffsverkehr durch die Wasserstraße werde wieder aufgenommen. Ein sogenannter Schiffstracker und das ägyptische Fernsehen zeigten, das sich der Frachter in der Mitte des Kanals langsam fortbewegte.

Die beiden Webseiten Myshiptracking und Vesselfinder hatten am Morgen zunächst übereinstimmend gezeigt, dass sich das Heck des Schiffes vom Westufer des Kanals weg bewegte. Die Kanalbehörde erklärte daraufhin, man habe die "Ever Given" "zu 80 Prozent" in die gewünschte Richtung gedreht. Das Heck des Frachters sei inzwischen 102 Meter vom Ufer entfernt. Zuvor habe der Abstand lediglich vier Meter betragen. Nun müsse das Schiff in einen breiteren Abschnitt der Wasserstraße geleitet werden.

Das Schifffahrtsunternehmen Inch Cape Shipping Services hatte zuvor auf Twitter mitgeteilt, der Frachter der Reederei Evergreen sei wieder flott; er werde derzeit gesichert. 

"Freuen Sie sich nicht zu früh", hatte Peter Berdowski, Chef des Unternehmens Boskalis, das an der Bergung der "Ever Given" beteiligt ist, am Morgen noch gewarnt. Die gute Nachricht sei, dass das Heck in die Fahrrinne gebracht werden konnte. Der Bug, also der vordere Teil, dürfte allerdings noch eine Menge Arbeit machen.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte bereits angeordnet, etliche der tonnenschweren Container von Bord zu hieven, falls die "Ever Given" anders nicht wieder auf Kurs käme. Ein solches Unterfangen - mitten in der Wüste, ohne die Infrastruktur eines Hafens - würde vermutlich Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen.

Ägypten | Suezkanal blockiert | Containerschiff Ever Given
Die "Ever Given" am Samstag im LuftbildBild: Maxar Technologies/REUTERS

Die Flut bei Vollmond in der Nacht zu diesem Montag half den Bergungsteams, die seit Tagen versuchen, das Schiff mit Hilfe von Schleppern und Baggern wieder auf Kurs zu bringen. Der Druck auf die Verantwortlichen war immer weiter gewachsen, da derweil mehr als 400 Schiffe auf Durchfahrt warten, darunter zahlreiche Öltanker. Der wirtschaftliche Schaden ist jetzt schon immens: Schätzungen des Versicherungskonzerns Allianz belaufen sich - mit Blick auf den gesamten Welthandel - auf mehrere Milliarden Dollar pro Tag.

Entscheidender Ölkorridor

Das knapp 400 Meter lange Schiff eines japanischen Eigentümers war in Richtung Rotterdam unterwegs, als es am Dienstag beim Durchfahren des Kanals mit zwei Lotsen an Bord auf Grund lief.

Der 193 Kilometer lange Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und verkürzt den Weg zwischen Asien und Europa erheblich. 2020 durchfuhren nach Angaben der Kanalbehörde SCA fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße. Sie ist der entscheidende Korridor für Rohöl und Importwaren nach Europa.

Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge fahren 98 Prozent der Containerschiffe durch den Kanal, wenn sie zwischen Deutschland und China unterwegs sind. Etwa acht bis neun Prozent der gesamten deutschen Warenimporte und -exporte gehen durch dieses Nadelöhr. Für Ägypten wiederum stand nicht nur das eigene Image auf dem Spiel: Laut SCA entgingen dem Land durch die Blockade auch Durchfahrtsgebühren bis zu 14 Millionen Dollar (knapp 12 Millionen Euro) pro Tag.

jj/se (dpa, rtr, twitter)