Conny Plank: Genialer Klangkünstler und Soundforscher
Der Musikproduzent Conny Plank hatte ein untrügliches Gespür für ungewöhnliche Klänge und half legendären Musikern, ihre künstlerische Identität zu finden.
Kraftwerk
Die Düsseldorfer Elektro-Pioniere gelten als eine der einflussreichsten Bands weltweit. Kraftwerk arbeiteten schon mit Plank zusammen, als sie noch gar nicht Kraftwerk hießen: an der unter dem Namen "Organisation" veröffentlichten LP "Tone Float". In den Folgejahren entwickelten die "Roboter" mit Plank ihren einzigartigen Sound. Nach der LP "Autobahn" trennten sich die Wege von Band und Produzent.
Duke Ellington & His Orchestra
Eine ungewöhnlich atonale Session des weltberühmten Bandleaders und seines Orchesters war einer der ersten Coups von Musikproduzent Conny Plank. Aufgenommen wurde sie im Rhenus-Tonstudio in Köln. 2015 kam das Album dank Herbert Grönemeyers Label "Grönland Records" endlich auf den Markt. Seine Jazz-Erfahrung und sein Charme halfen Plank dabei, Altmeister Ellington aus seiner Komfortzone zu locken.
Neu!
Klaus Dinger und Michael Rother von Neu! kreierten gemeinsam mit anderen Musikern und Plank im Studio die berühmte "Motorik", einen durchgehenden, pulsierenden Beat, der über mehrere Takte oder ein ganzes Stück lang gleich bleibt. Er gilt als das Erkennungszeichen des Krautrock, wie der experimentelle Sound westdeutscher Bands jener Zeit bald darauf in England getauft wurde.
Can
Can gehören zu den wichtigsten Vertretern des Krautrock - ohne sich selbst je so bezeichnet zu haben. In Deutschland verwendete kaum jemand diesen Begriff. Plank produzierte eines ihrer späteren Alben, davor jedoch viele andere Genre-Legenden: Guru Guru, Cluster, Kraan, Bröselmaschine oder La Düsseldorf. Plank war Geburtshelfer des Avantgarde-Rock und der frühen Elektronik in Deutschland.
Scorpions
Wer hätte das gedacht? Auch für Hard Rocker aus Hannover hatte Conny Plank ein Herz - wobei man sagen muss, dass die Scorpions 1972 noch wesentlich psychedelischer klangen als später. Plank produzierte ihr Debütalbum "Lonesome Crow". Hier Gitarrist Rudolf Schenker und Sänger Klaus Meine im Film "Conny Plank - The Potential of Noise", den Connys Sohn Stephan Plank mit Reto Caduff gedreht hat.
Ultravox
Die britischen New Wave-Heroen nahmen gemeinsam mit Conny Plank zunächst "Systems Of Romance", ihr drittes und wohl elektronischstes Album auf. In der Folge entwickelte sich eine langjährige und äußerst fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Londonern und dem deutschen Produzenten. Auch ihr größter Hit "Vienna" entstand unter der Ägide von Conny Plank.
DAF - Deutsch-Amerikanische Freundschaft
Die Band um Gabi Delgado-López (vorne) und Robert Görl (hinten am Schlagzeug) gehörte früh zur Künstler- und Musikerszene um den Ratinger Hof in Düsseldorf. Mit ihrer harten Mischung aus Punk, Pop und Elektronik beeinflussten sie Genres wie die Neue Deutsche Welle, Electropunk und Techno. Britische Musikkritiker liebten ihre provokanten Hits wie "Tanz den Mussolini". Produced by...Conny Plank!
Eurythmics
Dave Stewart und Annie Lennox produzierten mit Plank ihr Debütalbum "In The Garden". Dafür fand sich eine beeindruckende Mannschaft an Kollaborateuren in Wolperath ein, darunter Blondie-Drummer Clem Burke, Robert Görl von DAF, sowie Holger Czukay und Jaki Liebezeit von Can. Das Album war kommerziell nicht erfolgreich, half den beiden aber, ihren Sound zu finden. Kurz darauf wurden sie Weltstars.
Gianna Nannini
Hierzulande ist sie vor allem für ihren Schmacht-Hit "Bello e Impossibile" bekannt. Dabei ist Gianna Nannini eine extrem vielseitige Singer/Songwriterin, die in ihrer Heimat Italien seit Jahrzehnten hohes Ansehen bei Fans und Musikkritikern genießt. Die erste Zusammenarbeit mit Conny Plank war ihr Album "Latin Lover", mit Gastauftritten von Annie Lennox, Annette Humpe und Jaki Liebezeit.
Abgeblitzt: David Bowie
Auch der "Thin White Duke" wurde stark von deutschen Krautrock-Bands beeinflusst. Er versuchte Ende der 1970er, Plank zu überzeugen, ein Album mit ihm zu produzieren. Der Weltstar reiste eigens von Berlin nach Wolperath und nahm in der berühmten Küche Platz. Doch Plank lehnte ab. Die genauen Gründe der Absage liegen im Dunkeln. Vielleicht war Bowie Conny Plank einfach nicht sympathisch.
Brian Eno
Bowies Freund und Musikerkollege Brian Eno hatte bei Plank mehr Glück. Er nahm mit ihm in den 70ern und 80ern zahlreiche Alben auf und ging im Studio in Wolperath regelmäßig ein und aus. Eno wurde - neben seinen Erfolgen mit Bands wie Roxy Music und als Solokünstler - mit der Zeit selbst zu einem gefragten Produzenten, unter anderem von Grace Jones, Coldplay oder den irischen Superstars von U2.
Auch abgeblitzt: U2
Trotz der Vermittlung von Brian Eno konnte Conny Plank mit dem gigantischen Ego von Frontmann Bono (im Bild) nichts anfangen. "Ich kann mit diesem Sänger nicht arbeiten", sagte Plank, nachdem die Iren durch seinen Küchentisch-Test gefallen waren. Sie verehren Plank dennoch bis heute und haben ihm als Musikproduzenten erst kürzlich bei einem Konzert in Berlin gehuldigt.
Conny Plank - ein großer Klangvisionär
Seine musikalische Bandbreite reichte von Jazz über Rock, Pop und Folk bis hin zu experimentellem Avantgarde-Rock und Elektronik. Conny Plank war einer der talentiertesten und prägendsten Musikproduzenten der Popgeschichte - noch vor der Zeit der "Produzenten-Stars" der 1990er und Nullerjahre. Angesichts seines viel zu frühen Todes 1987 fragt man sich, was er wohl noch für Alben produziert hätte.