Große Retrospektive von Cindy Sherman in Paris
Die Fondation Louis Vuitton in Paris ehrt die US-Künstlerin Cindy Sherman mit einer großen Ausstellung. 170 ihrer Selbstporträts sind dort zu sehen.
Filmstills
Filme sind eine frühe Inspirationsquelle für Cindy Sherman. In den 80er Jahren steigt Sherman wie ein Komet am Kunsthimmel auf. Sie startet ihre Karriere mit der schwarz-weißen Serie "Untitled Film Stills", in denen sie klischeehafte Frauenfiguren der 40er und 50er Jahre in fiktiven Filmszenen verkörpert. Zu dieser Zeit sind ihre Arbeiten noch kleinformatig und wirken nostalgisch.
Frauenklischees
Die Frauen in ihren gestellten Fotos wirken vertraut und fremd zugleich. Immer ist die Künstlerin zu sehen, die in wechselnden Kostümierungen ein fantasievolles Rollenspiel betreibt, das die Geschlechterrollen hinterfragt. Ihre Bilder haben meist keine Titel, sondern werden nur nummeriert. Hier ist "Untitled #92" aus dem Jahr 1992 zu sehen.
Historische Porträts
Das Rollenspiel hält sie ihr ganzes Werk über durch. So schlüpft sie in andere Identitäten, die sie aus Kunstwerken kopiert und nachstellt. Auf diese Weise gibt sie nichts über ihre eigene Identität preis. Im Gegenteil: Sie zeigt, dass Frauen immer in Rollen agieren und sich je nach Anforderung aufspalten können.
Emotionale Abgründe
Im Laufe ihres Schaffens werden die Farben ihrer Fotografien immer greller. Genauso wie ihre Motive, die zum Teil in aggressiver Weise die Fremdbestimmung von Frauen kritisiert. Für ihr Projekt "Clowns" (ab 2004) fotografierte Sherman sich mit verschiedenen Clownmasken, Perücken und Clownskostümen vor grellbuntem, computergeneriertem Hintergrund.
Historienporträts
Cindy Sherman schuf sogenannte "Ekelbilder", experimentierte mit fragmentierten Geschlechtsteilen oder inszenierte sich in diversen Frauengestalten der (Kunst-) Geschichte. Immer geht es ihr darum zu zeigen, wie sehr die Kultur und die Welt durch den Blick der Männer auf die Frau geprägt ist.
Ohne Maske
Cindy Sherman wurde 1954 in New Jersey in den USA geboren. Sie nahm an der Documenta in Kassel, der Biennale von Venedig und wichtigen Ausstellungen weltweit teil. Die Fondation Louis Vuitton in Paris präsentiert jetzt die größte Retrospektive ihres Werks in Frankreich. Die Ausstellung vereint 170 Werke aus den Jahren 1975 bis 2020. Sie ist vom 23.September 2020 bis zum 3. Januar 2021 zu sehen.