Cholera jetzt auch in der Dominikanische Republik
17. November 2010Der 32-Jährige, der eine Arbeitsgenehmigung für die Dominikanische Republik hat, sei in einem Krankenhaus der Stadt Higüey im Osten des Landes isoliert worden, nachdem die Erkrankung nachgewiesen worden sei, berichtete die Zeitung El Nacional am Dienstag (16.11.) Das Gesundheitsministerium betonte, dass es keinen Grund zur Besorgnis gebe, da der Infizierte von den Gesundheitsbehörden überwacht werde.
Der Haitianer war vor wenigen Tagen von einem Besuch in der Heimat zurückgekehrt, wo er sich offensichtlich angesteckt hatte. Die Dominikanische Republik und Haiti teilen sich die Insel Hispaniola in der Karibik östlich Kubas. Die Cholera war am 19. Oktober im zentralen haitianischen Department Artibonite ausgebrochen. Über 1000 Menschen sind mittlerweile gestorben, rund 16 000 haben sich infiziert.
Die gefährliche, aber heilbare Krankheit wird hauptsächlich durch bakterienverseuchtes Wasser übertragen. In Haiti trinken viele Menschen vor allem auf dem Lande ungereinigtes Flusswasser. An den Grenzübergängen zu Haiti hat die Dominikanische Republik strenge sanitäre Kontrollen eingeführt.
Wahlen in Zeiten der Cholera
Der Andrang neuer Patienten überfordert die Gesundheitszentren in der haitischen Hauptstadt Port-au-Prince zunehmend, meldete die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Mittwoch (17.11.) “Falls die Zahl der Erkrankten weiter so rasch steigt, müssen wir drastische Maßnahmen anwenden, um die Menschen behandeln zu können“, sagte Projektleiter Stefano Zannini gegenüber der BBC.
Präsident René Préval hat die Bevölkerung aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Am 28. November sollen in Haiti Präsidentschaftswahlen stattfinden. Bei gewaltsamen Protesten Tausender kamen am Montag zwei Menschen ums Leben. Einer von ihnen war von einem UN-Soldaten in Notwehr erschossen worden. In Cap Haitien, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurde der Flughafen wegen der Ausschreitungen am Dienstag für den zivilen Luftverkehr geschlossen.
Die Wut der Demonstranten richtet sich auch gegen die UN-Mission Minustah. Sie erheben den Vorwurf, UN-Blauhelmsoldaten aus Nepal hätten den Cholera-Erreger eingeschleppt. Die Vereinten Nationen weisen dies zurück. Sie nehmen an, dass die Demonstrationen zu Zeiten des Wahlkampfs politisch motiviert sind.
Wurde die Epidemie eingeschleppt?
Doch Mikrobiologen halten es für durchaus wahrscheinlich, dass die Cholera von UN-Blauhelmen nach Haiti eingeschleppt worden sein könnte. Zwar wirke es auf den ersten Blick ziemlich abwegig, dass die Haitianer ausgerechnet die ausländischen Helfer für ihr Unglück verantwortlich machten, sagte der Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in Halle, Alexander Kekulé, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Jüngste molekularbiologische Untersuchungsergebnisse scheinen ihnen aber Recht zu geben." So komme das Bakterium "Vibrio Cholerae", das vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen werde, in der Karibik gar nicht vor. Andernfalls hätte es angesichts der katastrophalen sanitären Verhältnisse in Haiti schon lange vor dem verheerenden Erdbeben eine Cholera-Epidemie geben müssen.
Untersuchungen der US-Seuchenbehörde hätten vielmehr ergeben, dass der in Haiti grassierende Erreger zu einem besonders aggressiven, asiatischen Stamm der Serogruppe O1 gehört, erläuterte Kekulé. Dieser Erregertyp habe in diesen Sommer bereits eine Epidemie in Nepal verursacht. Die ersten Cholera-Fälle in Haiti seien wiederum in der Nähe einer UN-Kaserne aufgetreten, in der nepalesische Soldaten stationiert seien. "Wenige Wochen vor dem Ausbruch der Cholera war dort eine neue Einheit aus Kathmandu eingetroffen", sagte Kekulé.
Autorin: Mirjam Gehrke (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Oliver Pieper