Chinesen treiben Kanalbau voran
2. August 2013Die Machbarkeitsstudie ist noch nicht beendet. Doch schon gibt Wang Jing, der Chef der HKND-Group, die den Kanal baut, eine klare Marschroute vor: "Ich bin hundertprozentig sicher, dass der Bau im Dezember 2014 beginnen kann und wir 2019 fertig sein werden." In zwei Monaten wolle er die Investoren aus China, Europa und den USA bekanntgeben. Die Finanzierung des Mega-Projektes sei abgeschlossen. Für die Wasserstraße zwischen dem Pazifik und dem Atlantik werden rund 30 Milliarden Euro veranschlagt.
Nicaraguas Regierung tritt aber auf die Bremse. Nachdem der Bauherr sich bereits auf den Verlauf des Kanals verständigt hat, zeigt sich der Wirtschaftsberater der Regierung in der der Tageszeitung "El Nuevo Diario" skeptisch: "Ich glaube nicht, dass diese Route bereits definitiv ist - dafür sind die Untersuchungen da."
Kritik von allen Seiten
Nach Jings Vorstellungen soll der Kanal von der Hafenstadt Brito am Pazifik bis nach Bluefields an der Atlantik-Küste verlaufen. Der Haken an der Sache: Die Schiffe müssten durch den Nicaragua-See fahren. Das wollen Umweltverbände verhindern, da es sich um den größten See Mittelamerikas handelt, der als wichtiger Süßwasserspeicher gilt.
Der Bauherr aus China tritt dem entgegen: "Ich übernehme die Verantwortung für alle Umweltschäden" sagte Wang. Er habe seinen Mitarbeitern gesagt, dass sie keinen Fehler machen dürften, ansonsten "werden wir mit Schimpf und Schande in die Geschichtsbücher Nicaraguas eingehen". Der Vorsitzende des nicaraguanischen Unternehmerverbands bittet aber dennoch um Geduld: "Im Moment wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Wir müssen die Ergebnisse abwarten."
Milliardengeschäft für Nicaragua
Das Bauvorhaben ist auch im Ausland umstritten. Kritiker bezweifeln, dass die gerade erst gegründete HKND-Gruppe in der Lage ist, das Megaprojekt zu schultern. Internationale Beobachter sehen auch das Vertragswerk zwischen der Regierung in Managua und der HKND-Gruppe mit Sorge. Demnach soll das Unternehmen eigenmächtig über die Enteignung von Ländereien entscheiden dürfen, die für den Kanalbau nötig sind. Und es soll auch autonom die Tarife für die Nutzung des Wasserweges festlegen.
Die Regierung des bitterarmen Landes sieht im Kanalprojekt eine große Chance für Investitionen und Infrastrukturprojekte. Über den Kanal des Nachbarlandes Panama laufen momentan fünf Prozent des Welthandels - das Land erwirtschaftet damit jährlich eine Milliarde Dollar. Der Panama-Kanal kann aber nicht mehr mit dem verstärkten globalen Warenstrom und den immer größeren Schiffen mithalten. Das wollen Nicaragua und die HKND-Gruppe zu ihrem Vorteil nutzen.
nm/ml (dpa, afp)