Chinese wird IWF-Vizechef
13. Juli 2011Als Christine Lagarde letzte Woche bekannt gab, ihre Stellvertreter-Posten von drei auf vier zu erweitern, wurden sofort Vermutungen laut, dass sie dabei den Chinesen Zhu Min im Sinn hatte. Am Dienstag (12.07.2011) wurde er nun offiziell zum stellvertretenden Direktor des Internationalen Währungsfonds ernannt. Wenn der IWF-Vorstand der Personalie zustimmt, wird Zhu am 26. Juli sein neues Amt antreten. Nach Meinung von Rolf Langhammer, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, will Frau Lagarde damit ein Signal setzen, "dass die Schwellenländer jetzt bei der Entscheidungsfindung im Internationalen Währungsfonds viel stärker beteiligt werden sollen als noch in der Vergangenheit."
Stationen einer beachtlichen Karriere
Geboren in der Finanzmetropole Shanghai studierte Zhu Min zuerst an der renommierten Fudan-Universität Volkswirtschaft und promovierte schließlich an der John Hopkins University. 1990 startete er als Ökonom bei der Weltbank und arbeitete nebenbei als Wirtschaftsprofessor in den USA und China. 1996 wechselte er zu Bank of China, einer der vier staatlichen Banken des Landes. Dort durchlief er mehrere Abteilungen und bekleidete Schlüsselpositionen. Der Durchbruch kam 2009 mit der Ernennung Zhus zum stellvertretenden Präsidenten der chinesischen Zentralbank. Damit wollte die chinesische Regierung Medienberichten zufolge Zhu zu einem wichtigen Posten beim IWF verhelfen, nachdem ein anderer Chinese, Lin Yifu, 2008 Chefökonom der Weltbank wurde.
Der Ruf aus Washington folgte dann auch prompt. Im Februar 2010 bot der damalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn Zhu an, sein Sonderberater zu werden. Zhu soll helfen, das Verständnis in Asien und unter den Schwellenländern für den bislang vom Westen dominierten Währungsfonds zu verbessern. Auch wurde dies als ein Versuch von Strauss-Kahn gedeutet, der wachsenden Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft Rechnung zu tragen.
Lagarde löst ihr Versprechen ein
Als der Franzose Mitte Mai nach einer Festnahme wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung zurückgetreten war, fiel der Name des Chinesen wieder. In China wurden Stimmen laut, Zhu Min als Nachfolger für Strauss-Kahn ins Rennen zu schicken. Doch die Zentralregierung hielt sich im Machtkampf zwischen den Industrienationen und den aufstrebenden Ländern zurück, weil sie auch wusste, dass der Zeitpunkt für eine grundlegende Änderung der Machtstrukturen noch nicht reif ist. Schließlich stellen die Industrienationen mit den USA an der Spitze immer noch den Löwenanteil der Finanzmittel für den Währungsfonds.
So unterstützte Peking die Kandidatur der damaligen französischen Finanzministerin Christine Lagarde. Lagarde versprach ihrerseits, im Falle eines Erfolges ihrer Kandidatur den Schwellenländern mehr Einfluss zu gewähren. Ein Versprechen, das sie nun mit der Beförderung von Zhu Min eingelöst hat. Mit der Personalie sei auch der Versuch der G7-Länder verbunden, China viel stärker in die Verantwortung einzubeziehen, "gerade im Bereich des internationalen Währungssystems und der internationalen Finanzbeziehungen", sagt China-Kenner Langhammer gegenüber DW-WORLD.DE.
Am Dienstag teilte Lagarde gleichzeitig mit, dass der Obama-Berater David Lipton der erste IWF-Vize wird. So bleibt das bisherige Machtgefüge des Währungsfonds bestehen, dass ein Europäer den Vorsitz stellt und ein Amerikaner der erste Stellvertreter wird.
Autorin: Zhang Danhong / Zhu Erning
Redaktion: Henrik Böhme