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China will Schweizer Syngenta übernehmen

3. Februar 2016

Wieder eine Großinvestition aus China: Der Chemie-Riese ChemChina greift nach dem Schweizer Agrarchemie-Konzern Syngenta. Es dürfte die bisher teuerste Firmenübernahme aus der Volksrepublik werden.

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ChemChina Übernahme europäischer Firmen durch chinesische Staatskonzerne
Bild: picture-alliance/dpa/L. Shengli

Die Übernahme des schweizer Agrarchemie-Anbieters würden sich die Chinesen mehr als 43 Milliarden Dollar kosten lassen. Sollte der Deal genehmigt werden, wäre es der bisher größte chinesische Zukauf im Ausland. Die staatliche ChinaNational Chemical Corporation - kurz ChemChina - bietet 465 US-Dollar je Aktie zuzüglich einer Sonderdividende von fünf Franken. Das Angebot entspreche 480 Franken je Aktie, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Bis zum Ende des Jahres solle die Übernahme abgeschlossen sein.

Bereits seit einiger Zeit gab es Spekulationen über einen entsprechenden Deal. Mitte November hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Syngenta ein Übernahmeangebot von ChemChina unter Berufung auf regulatorische Vorbehalte zurückgewiesen habe. Der Kauf von Syngenta wäre nun ein wichtiger Schritt in der Strategie Chinas, die Entwicklung seiner Landwirtschaft durch moderne Methoden wie Biotechnologie voranzubringen.

Das Übernahmevorhaben muss möglicherweise einen langwierigen Genehmigungsprozess in der EU und den USA durchlaufen. Eine Kernfrage ist, ob das amerikanische Komitee für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) zustimmen muss. Das Aufsichtsgremium, das Übernahmen auch unter dem Gesichtspunkt der nationalen Sicherheit prüft, gilt als nicht besonders chinafreundlich. Syngenta macht schätzungsweise ein Viertel seines Umsatzes in den USA, wo es der größte Pestizid-Verkäufer ist.

Eine Branche im Umbruch

Im August hatte der Verwaltungsrat von Syngenta eine 46 Milliarden US-Dollar schwere Übernahmeofferte des US-Konkurrenten Monsanto noch zurückgewiesen. Einige Wochen später wurde dann ChemChina als möglicher Übernahmeinteressent ins Spiel gebracht.

Die geplante Mega-Fusion der US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont erhöhte den Druck in der Branche zuletzt gewaltig. Mitte Dezember hatten beide Konzerne ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Mit dem neuen Riesen Dowdupont soll zunächst der weltgrößte Chemiekonzern noch vor dem alten Spitzenreiter BASF aus Deutschland entstehen. Es ist die größte Firmenhochzeit in der Geschichte der Branche.

ChemChina hatte im Januar schon den deutschen Spezialmaschinenbauer KraussMaffei für 925 Millionen Euro geschluckt. Es war die bisher größte chinesische Übernahme in Deutschland. Vor knapp einem Jahr hatte ChemChina auch die traditionsreiche italienische Reifenfirma Pirelli für mehr als sieben Milliarden Euro gekauft. Nach eigenen Angaben hat ChemChina derzeit rund 140.000 Mitarbeiter.

Die Zahlen der Schweizer zum Geschäftsjahr 2015 treten derweil in den Hintergrund. Der Umsatz von Syngenta sank um elf Prozent auf 13,41 Milliarden US-Dollar. Das Betriebsergebnis (Ebitda) verminderte sich um fünf Prozent auf 2,78 Milliarden, der Überschuss fiel um 17 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar.

zdh/hmf (dpa, rtr)