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Politik

China warnt die USA vor neuem Kalten Krieg

24. Mai 2020

Bereits vor Corona waren die Beziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften gespannt. Seit der Pandemie sind sie so schlecht wie nie. Nach wiederholter US-Kritik an Pekings Umgang damit schlägt China zurück.

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China Außenminister Wang Yi
Chinas Außenminister Wang Yi wirft den USA "Lügen" und "Verschwörung" vor Bild: picture-alliance/Xinhua/L. He

Zwischen den mächtigen Rivalen USA und China droht eine gefährliche Eskalation der Lage. Mit scharfen Angriffen gegen die US-Regierung warnte Chinas Außenminister Wang Yi in Peking vor einem neuen Kalten Krieg - und damit vor einer Gefahr für den Weltfrieden. Den USA warf er "Lügen und Verschwörungstheorien" vor.

In der Pandemie mit dem Coronavirus verbreite sich auch noch ein "politisches Virus" in den USA, jede Gelegenheit zu ergreifen, China anzugreifen und zu verunglimpfen, klagte Wang vor Journalisten am Rande der Jahrestagung des Volkskongresses. Der Erreger der Lungenkrankheit COVID-19 war zuerst im chinesischen Wuhan aufgetreten und hatte sich von dort in der ganzen Welt verbreitet. 

China Wuhan | Coronavirus | Temperaturmessung
Einer Einwohnerin in Wuhan wird im April die Temperatur gemessenBild: Getty Images/AFP/H. Retamal

China habe umgehend auf den SARS-CoV-2-Erreger reagiert und schnell Informationen geteilt. Auch sei das Genmaterial des Virus entschlüsselt und rasch anderen Ländern zur Verfügung gestellt worden, versicherte er. Der Außenminister reagierte damit auf Vorwürfe, Peking habe die Epidemie anfangs vertuscht, zu langsam reagiert und international zu wenig kooperiert.

"China wird sein Recht auf Entwicklung nicht aufgeben"

Die USA und China trügen große Verantwortung für Frieden und Entwicklung in der Welt, sagte Wang weiter. Beide Seiten sollten auch im Kampf gegen COVID-19 zusammenarbeiten. Er betonte, Peking werde seine Souveränität, territoriale Integrität und sein Recht auf Entwicklung stets verteidigen. Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump, der immer wieder von einem "chinesischen Virus" gesprochen hat, erklärte Wang, mit einer solchen geografischen Bezeichnung werde China "stigmatisiert". Er betonte nochmals, seine Regierung sei bereit, bei der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus mit internationalen Ermittlern zusammenzuarbeiten. 

Donald Trump besucht Ford
Nicht nur US-Präsident Donald Trump äußerte die Vermutung, dass das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stammen könnteBild: picture-alliance/AP/A. Brandon

"Es ist an der Zeit, dass die USA ihr Wunschdenken aufgeben, China zu verändern oder die 1,4 Milliarden Chinesen an ihrem historischen Marsch zur Modernisierung zu hindern", führte der chinesische Außenminister weiter aus. Peking wirft der Regierung in Washington vor, das Reich der Mitte an seinem weiteren Aufstieg zu hindern.

Generell ist die Liste der Konfliktfelder zwischen beiden Volkswirtschaften inzwischen sehr lang: Da sind der anhaltende Handelskrieg, US-Sanktionen gegen Chinas Technologieriesen, der sich zuspitzende Konflikt um Hongkong und das geplante "Sicherheitsgesetz" hierzu, Chinas Druck auf das anders denkende Taiwan, die Verfolgung von Bürgerrechtlern, Uiguren und Tibetern, die gegenseitigen Ausweisungen von Journalisten, die umstrittenen Territorialansprüche Chinas im Südchinesischen Meer - und nicht zuletzt die Modernisierung der chinesischen Streitkräfte, die die USA als wachsende Gefahr für ihre Sicherheitsinteressen ansehen.

se/uh (afp, dpa, rtr)