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China holt Titel, Deutschland überzeugt

Holger Hank
5. Oktober 2018

Die beste Schachmannschaft der Welt kommt 2018 aus China. Bei der Schach-Olympiade siegten die chinesischen Schachprofis vor USA und Russland. Grund zur Freude hat aber auch das überraschend starke deutsche Team.

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Daniel Fridman, deutscher Schachgroßmeister
Bild: Imago/Sven Simon

Am Ende wurde es noch einmal spannend: Mit einem knappen Punktevorsprung hat das chinesische Team die Goldmedaille bei der Mannschafts-WM der Schachspieler im georgischen Batumi gewonnen. Im Spitzenspiel der letzten Runde spielten die Chinesen 2:2 gegen die USA, die in der Schlusstabelle auf Platz zwei landeten.

Im Schachsport setzt sich damit der Trend der letzten Jahre fort: Die Chinesen laufen den Russen, die in Georgien Dritter wurden, immer mehr den Rang als die führende Schachnation der Welt ab. Denn auch bei den Frauen siegten die chinesischen Spielerinnen. Bei der Schach-Olympiade, die alle zwei Jahre stattfindet, treten Vierer-Nationalmannschaften über elf Runden gegeneinander an. Es ist der weltweit wichtigste Wettbewerb für Schach-Teams. 

Deutschland erfolgreich

Für eine positive Überraschung sorgte das deutsche Männerteam. Mit einem 2:2 gegen das starke Team aus Armenien erreichte die deutsche Mannschaft den guten 13. Platz. Das Team um Bundestrainer Dorian Rogozenco verlor kein einziges Match und brachte eine Top-Mannschaft nach der anderen ins Grübeln.

Schach-Olympiade
Spannung bis zum Schluss: China gewinnt Gold bei der Schach-OlympiadeBild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Dabei war die deutsche Männer-Nationalmannschaft eher als Außenseiter nach Georgien gereist. Deutschland hat aktuell mit Liviu-Dieter Nisipeanu schließlich nur noch einen Spieler in den Top 100 der Weltrangliste. 

Doch wenn Vierer-Teams aufeinander treffen, dann zählt nicht nur die individuelle Spielstärke. Es geht auch um eine gute Vorbereitung und um den richtigen Matchplan: Wer spielt eher friedlich auf Remis und wer versucht, den vollen Punkt einzufahren?

Bei diesen Entscheidungen hatte Bundestrainer Dimitri Rogozenco diesmal ein gutes Händchen - vor allem, weil sich Daniel Fridman in überragender Verfassung präsentierte. Der Bochumer Großmeister gewann sechsmal und ließ nur drei Remispartien zu. Auch seine Mannschaftskollegen Georg Meier, Matthias Bluebaum, Rasmus Svane und Nisipeanu spielten gegen die starke Konkurrenz solide, so dass das deutsche Team überzeugte und auch gegen auf dem Papier stärkere Teams wie Frankreich, Niederlande und Armenien ein Unentschieden nach dem anderen erkämpfte. Deutlich schlechter lief es derweil in Georgien für die deutschen Frauen, die auf Platz 28 ins Ziel kamen und nicht mit den Top-Teams mithalten konnten.

Ein Russe an der Spitze

In Batumi ging es in den letzten Wochen jedoch nicht nur um die besten Züge auf dem Brett. Parallel zur Schach-Olympiade fand die Vollversammlung des Weltschachbunds FIDE statt. Schon im Vorfeld hatte das Top-Thema auf der Tagesordnung für viel Aufregung in der internationalen Schach-Szene gesorgt – denn die Neubesetzung des Chefpostens in der FIDE stand an. Nach einem von allen Seiten mit harten Bandagen geführten Wahlkampf setzte sich der russische Politiker Arkadi Dworkowitsch in der Kampfabstimmung durch. Dworkowitsch, der als Putin-Vertrauter gilt, traute die Mehrheit der Schachfunktionäre offenbar zu, den zerstrittenen Weltschachbund wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Seinen ersten großen Auftritt hat der Mann aus Russland in vier Wochen: Dann eröffnet Dworkowitsch den mit Spannung erwarteten WM-Kampf zwischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und Fabiano Caruana in London.

Arkadi Dworkowitsch
Arkadi Dworkowitsch: Präsident des Weltschachbunds FIDEBild: picture-alliance/dpa