China baut Renminbi zu einer Weltwährung auf
18. Februar 2011Wenn China mit einem anderen Land, sagen wir Brasilien, ein Handelsgeschäft abschließt, wird in Dollar bezahlt. Warum eigentlich? Weil der Dollar als Weltwährung auch die allgemein akzeptierte Handels- oder Transaktionswährung ist und weil die chinesische Regierung es verboten hatte, internationale Handelgeschäfte in Yuan (auch Renminbi genannt) abzurechnen, bis Juli 2009. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat einen Sinneswandel in Peking bewirkt, meint Bernhard Esser, Emerging Market-Experte bei der Bank HSBC Trinkaus: "Die chinesische Exportwirtschaft hat unter dem Handelseinbruch massiv gelitten. Wenn Sie Produkte mit kleiner Marge in der Welt verkaufen, dann wollen Sie auf diesen Handelseinbruch nicht noch irgendwelche Wechselkursrisiken drauf haben." Die chinesischen Regierung wollte also der heimischen Exportwirtschaft helfen und das Wechselkursrisiko an ausländische Kontrahenten verlagern.
"Die zweite Erfahrung ist, dass der chinesischen Zentralbank aufgefallen ist, welche Risiken mit dieser immensen Summe von Dollarreserven verbunden sind", sagt Esser weiter. China sitzt auf einem Berg von knapp drei Billionen Dollar an Devisenreserven, zwei Drittel davon sind Schuldscheine der US-Regierung oder der US-Unternehmen. Wenn die amerikanische Notenbank eine lockere Geldpolitik betreibt, die den Kurs des Dollar nach unten drückt, bleibt es China nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie sein Vermögenswert schmilzt. Sich davon zu trennen, wäre genauso fatal, denn das würde den Kurs des Dollar ins Bodenlose fallen lassen - was die chinesischen Währungsreserven ebenso mindern würde.
Renminbi als Abrechnungswährung
Um sich von der Dollar-Abhängigkeit zu lösen, startete Peking Mitte 2009 ein Pilotprojekt. Schritt für Schritt soll der Renminbi internationalisiert werden und zum Dollar aufschließen. Ein "RMB Trade Settlement Scheme", also ein Renminbi-Abrechnungsprogramm wurde bekannt gegeben. Inzwischen ist das Programm auf 20 Städte und Provinzen ausgeweitet. Bernhard Esser geht davon aus, "dass damit 95 Prozent der chinesischen Außenhandelsunternehmen erfasst sind."
Rund 70.000 Unternehmen sind es, die internationale Handelsverträge in Renminbi abschließen dürfen. Auch deutsche Unternehmen machen mit. Der Handelskonzern Metro bezahlt seine chinesischen Zulieferer inzwischen in Yuan. Noch macht der Handel in Yuan nicht mal drei Prozent des Gesamthandels aus, doch bereits in fünf Jahren soll nach dem Willen der Pekinger Regierung die Hälfte des chinesischen Außenhandels in Yuan abgewickelt werden.
Renminbi als Anlagewährung
Um mit dem Dollar gleichzuziehen, muss der Yuan auch als Anlagewährung etabliert sein. Als Versuchslabor hat Peking die ehemalige Kronkolonie Hongkong ausgesucht. Dort hat sich in den vergangenen Monaten eine Art Offshore-Markt für die chinesische Währung entwickelt. 16 Renminbi-Anleihen wurden platziert. Zu den Emittenten gehören McDonald's, der US-Baumaschinenhersteller Caterpillar und die Asiatische Entwicklungsbank. In Dim-Sum-Bonds wurden diese Anleihen getauft. Dim-Sum sind die leckeren gefüllten Teigtaschen aus Hongkong.
Schätzungsweise werden in diesem Jahr Dim-Sum-Anleihen im Wert von über 100 Miliiarden Yuan gezeichnet - mehr als doppelt so viel wie 2010. Das riesige Interesse erklärt Emerging Market-Experte Esser so: "Die Motivation der Anleger besteht darin, dass man mit diesen Renminbi-Bonds auf die Aufwertung der chinesischen Währung spekulieren kann."
Renminbi als Reservewährung
Im Schnitt wird eine Yuan-Aufwertung von vier bis fünf Prozent jährlich erwartet. Eine Währung, die viel Aufstiegspotenzial enthält, ist auch als Anlage attraktiv für die Zentralbanken. Um den Yuan für eine Reservewährung fit zu machen, hat China mit einer Reihe von Zentralbanken Währungsswaps abgeschlossen. Das bedeutet einen Währungstausch in den Reserven. Nehmen wir Argentinien als Beispiel: Die People's Bank of China gibt der argentinischen Zentralbank eine bestimmte Summe von Renminbi und erhält dafür Peso. Doch bis die Zentralbanken dieser Welt den Renminbi als Reservewährung ernsthaft in Erwägung ziehen, wird noch einiges an Zeit vergehen. Bernhard Esser: "Was den Finanzplatz Hongkong angeht, da wird der nächste Schritt die Emission von RMB-Aktien sein."
Redback statt Greenback
Am Ende dieses langen Prozesses steht die völlige Freigabe des Renminbi. Wann das sein wird, ist die Gretchenfrage für die weltweiten Finanzmärkte. Jens Ruebbert von der Deutschen Bank in Peking meidet eine Voraussage, verweist aber auf eine Initiative Chinas: "Shanghai 2020. Man möchte Shanghai in ein internationales Finanzzentrum entwickeln. Das setzt eine sehr flexible Währung und ein relativ freies Zinsregime voraus; und es setzt voraus, dass die Kapitalmärkte weiter entwickelt werden."
Es kann durchaus sein, dass China das Jahr 2020 für die Freigabe seiner Währung anvisiert. Auch Bernhard Esser von der HSBC Trinkaus geht davon aus, dass der Renminbi zwischen 2020 und 2025 frei handelbar wird. Dann wird der Redback, so wird die chinesische Währung in Anlehnung an Greenback bereits von einigen genannt, die drittwichtigste Währung nach dem Dollar und dem Euro werden: "Je mehr Freiheit man in Peking dem Renminbi zugesteht, desto mehr Bedeutung wird er bekommen." In ferner Zukunft, vielleicht bis zum Jahre 2050 werde dann der Renminbi auf Grund der wirtschaftlichen Bedeutung Chinas den Dollar ablösen, meint Emerging Market-Experte Esser. Vorausgesetzt: die weltwirtschaftliche Verlagerung geht weiter wie bisher.
Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Rolf Wenkel