Chemie-Nobelpreis teilen sich drei Protein-Wissenschaftler
9. Oktober 2024Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr zu einer Hälfte an den US-Biochemiker David Baker, die andere Hälfte teilen sich die KI-Forscher Demis Hassabis und John M. Jumper, die beide in Großbritannien tätig sind. Alle drei werden für Studien zur Struktur von Proteinen geehrt, wie das Nobelkomitee in der schwedischen Hauptstadt Stockholm mitteilte. Baker wird für "computergestütztes Proteindesign" ausgezeichnet, Hassabis und Jumper für die Voraussage von Protein-Strukturen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI).
"Entdeckungen haben enormes Potenzial"
Nach Angaben der Königlich-Schwedischen Akademie gelang Baker das fast Unmögliche: die Entwicklung einer völlig neuen Art von Proteinen. Hassabis und Jumper hätten ein KI-Modell entwickelt, um ein Jahrzehnte altes Problem zu lösen: die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen. Beide Entdeckungen eröffneten enorme Möglichkeiten, sagte Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.
Baker, geboren 1962 in Seattle, hatte erstmals 2003 aus Aminosäuren ein neues Protein geschaffen. Seitdem habe seine Arbeitsgruppe viele weitere Proteine produziert, die unter anderem für Pharmazeutika und Impfstoffe eingesetzt würden, hieß es.
Hassabis, geboren 1976 in London, und Jumper, geboren 1985 im US-amerikanischen Little Rock, stellten 2020 das KI-Modell "AlphaFold2" vor, mit dessen Hilfe sich die Strukturen praktisch aller bisher bekannten 200 Millionen Proteine vorhersagen lassen. Die KI sei von Menschen in 190 verschiedenen Ländern genutzt worden, erklärte das Nobelkomitee. Das könne etwa bei der Klärung von Antibiotika-Resistenzen helfen oder beim Einsatz von Enzymen zum Abbau von Kunststoffen.
Hassabis ist Leiter der Google-Tochterfirma DeepMind
Hassabis ist der Chef der auf KI spezialisierten Google-Tochterfirma DeepMind. Jumper ist dort Seniorwissenschaftler. Er wurde kürzlich vom US-Nachrichtenmagazin "Time" zu den 100 einflussreichsten Personen in der KI-Welt gezählt.
Im vergangenen Jahr waren die in den USA tätigen Forscher Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet worden. Sie wurden für die Entdeckung und Entwicklung von sogenannten Quantenpunkten geehrt, die unter anderem in Fernsehern und LED-Lampen genutzt werden.
Am Donnerstag folgt der Literaturnobelpreis
Am Montag und Dienstag waren die diesjährigen Nobelpreisträger für Medizin und Physik bekannt gegeben worden. Am Donnerstag wird mitgeteilt, wer in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis geehrt wird, am Freitag folgt der Friedensnobelpreis. Er ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo verliehen wird.
Zum Abschluss wird am kommenden Montag der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften vergeben. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück.
Preisgeld: knapp 970.000 Euro
Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Preiskategorie dotiert. Geht die Ehrung in einer Kategorie an zwei oder drei Preisträger zugleich, teilen sie sich diese Summe.
Feierlich überreicht werden die Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember.
se/kle (dpa, afp, rtr, nobelprize.org)