Chaos Computer Club warnt vor IT-Missbrauch
30. Dezember 2012Die Botschaft des Chaos Computer Clubs (CCC) an die rund 6000 Teilnehmer seiner Jahrestagung in Hamburg war klar: Wer Technik erforscht oder installiert, darf sich später nicht von den gesellschaftlichen Folgen seines Handelns distanzieren. Als Beispiel wurde unter anderem die Entwicklung des sogenannten Staatstrojaners genannt, einer Schadsoftware, mit der die Regierung Computer ausspionieren will. Die IT-Experten sollten ihr Können lieber für Freiheit und Menschenrechte einsetzen, so die Forderung des Netzaktivisten Jacob Appelbaum. Um den Teilnehmern zu verdeutlichen, wie eine Dauerüberwachung aussehen könnte, schwebten während der gesamten Konferenz im Hamburger Kongresszentrum CCH kleine ferngesteuerte Drohnen mit Kameras durch die Gänge.
Auftraggeber gut auswählen
Gerade im militärischen Bereich ist die Arbeit von Computerfachleuten in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Als Beispiele wurden in Hamburg die digitale Steuerung von Drohnen und andere automatisierte Waffensysteme genannt. CCC-Sprecher Frank Rieger rief die Hacker dazu auf, sich einer militärischen Nutzung ihrer Fähigkeiten zu widersetzen. Mit Blick auf das diesjährige Motto des 29. Chaos Communication Congress "Not my department" ("Nicht mein Zuständigkeitsbereich") kritisierte er die Neigung von Technikern, sich nicht um Verantwortung und Konsequenzen ihres Handlens zu kümmern. "Wir sagen: Arbeitet nicht für diese Leute, überlegt Euch, für wen Ihr Eure Fähigkeiten einsetzt", sagte Rieger der Nachrichtenagentur dpa.
Hacker im Aufschwung
Anders als in den USA, wo Hacker überwiegend als Kriminelle im digitalen Untergrund angesehen werden, verstehen sich die Computer-Nerds des CCC das Hacken eher als kreativen Umgang mit Technik. Das Konzept scheint immer mehr an Attraktivität zu gewinnen: Die Zahl der Neuaufnahmen in den Chaos Computer Club hat sich nach Angaben von Pressesprecher Rieger in diesem Jahr auf rund 800 verdoppelt, insgesamt habe man jetzt mehr als 4000 Mitglieder.
Für viele der Kongressteilnehmer standen jedoch nicht so sehr ethisch-moralische Fragen im Vordergrund, sie wollten sich über neueste Trends in der digitalen Technik austauschen, Software entwickeln und an neuer Hardware herumbasteln.
mak/kle (dpa)