Filmklassiker "Casablanca": "Ich schau dir in die Augen, Kleines!"
Was braucht ein Film, um Kult zu werden? Generationen von Menschen haben ihn im Kopf und können Dialoge in Sekunden auswendig zitieren. Das Emigranten-Melodram "Casablanca" gehört dazu. Hier die ganze Geschichte ...
"Rick's Café"
Humphrey Bogart spielt in "Casablanca" den undurchsichtigen Barbesitzer Rick Blain, der in der Hafenstadt Casablanca sein "Café Americain" betreibt. Der Amerikaner hat sein Geld als Schmuggler gemacht und im spanischen Bürgerkrieg gegen General Franco gekämpft. Für Bogart ist die Hauptrolle in dem Film ein großer Karrieresprung und macht ihn international als Charakterschauspieler bekannt.
Nazis und Emigrierende
In Rick's Café treffen unterschiedlichste Typen aufeinander: Alkohol-Schmuggler, jüdische Emigrantinnen und Emigranten, Kleinkriminelle, gestrandete Existenzen und 1942 auch hochrangige Nazis. In Nordafrika stehen sich Deutsche Wehrmacht und Truppen der Alliierten im Krieg gegenüber, die Zivilregierung untersteht dem französischen Vichy-Regime - eine explosive Situation, auch im Film.
Treffpunkt der verlorenen Seelen
Hollywood-Regisseur Michael Curtiz, selbst aus Ungarn emigrierter Jude, beschäftigt am Set viele Menschen, die aus Nazideutschland in die USA geflüchtet sind. Für deutschsprachige Schauspieler oft die einzige Arbeitsmöglichkeit. Peter Lorre (r.) hatte mit der Hauptrolle in Fritz Langs Film "M - eine Stadt sucht einen Mörder" 1931 Karriere gemacht. Auch er lebte jetzt als Emigrant in Amerika.
Filmpaar des Jahrhunderts
Im wahren Leben hatten beide Schauspieler andere Lebenspartner, aber als Film-Partner gelten Ingrid Bergman und Humphrey Bogart heute noch als das Liebespaar der Filmgeschichte schlechthin. Das Drehbuch basierte auf einem Theaterstück, neun Drehbuchschreiber waren am Skript beteiligt. Bis zuletzt war der Schluss offen, was Bergman sehr irritierte: Wen liebte sie nun eigentlich?
"As Time Goes By"
Viele Rollen in dem Hollywoodmelodram sind prominent besetzt: den Barpianisten Sam, der Rick und Ilsa schon in Paris kennengelernt hat, spielt der amerikanische Film- und Theaterschauspieler Dooley Wilson, der auch Jazzmusiker war. Für die Dreharbeiten musste er extra Klavierunterricht nehmen. Der von ihm interpretierte Song "As Time Goes By" ging in die Filmgeschichte ein und ist längst Kult.
Dreharbeiten im Studio
US-Schauspieler Humphrey Bogart war deutlich kleiner als die hochgewachsene Schwedin Ingrid Bergman. Bei nahen Liebesszenen stand er deshalb auf einem Schemel. Gedreht wurde alles in einem provisorischen Studio, am Flughafen Los Angeles durften in Kriegszeiten keine Scheinwerfer aufgestellt werden. Die Flugzeuge waren aus Sperrholz und kunstvoll in Nebel gehüllt.
Überleben durch Flucht
Eine halbe Million Menschen haben sich zwischen 1933 und 1945 vor der Verfolgung der Nazis durch Flucht in Sicherheit gebracht. Auch der Widerstandskämpfer Laszlo (Bildmitte) sieht nur eine Chance, um zu überleben: die Flucht aus der marokkanischen Enklave. Seine Frau Ilsa (Ingrid Bergman) entscheidet sich auf dem Flughafen in letzter Minute, mit ihm zu gehen. Ein melodramatisches Filmende.
Kultfilm auch in Deutschland
Das deutsche Publikum wartet lange auf das Original von "Casablanca". Als der Hollywoodfilm 1952 im Nachkriegsdeutschland in die Kinos kommt, hat der Verleih entscheidende Szenen drastisch gekürzt. Alle Bezüge zu Nazis und Emigrierenden sowie Verweise auf den 2. Weltkrieg sind getilgt - eine im restaurativen Deutschland übliche Praxis. Seinen Siegeszug als Kultfilm tritt "Casablanca" erst 1975 an.
Konferenz von Casablanca
Weltweit bekannt wird die französisch-marokkanische Hafenstadt 1943 durch die "Konferenz von Casablanca", auf der die Alliierten die vollständige Vernichtung von Nazideutschland vereinbaren. US-Präsident Roosevelt und der britische Premierminister Churchill gehen mit diesen Bildern vom Abschluss der Konferenz in die Geschichte ein - ebenso wie der Hollywood-Film.