Bush's bescheidene Bilanz
4. November 2008George Walker Bush, geboren am 6. Juli 1946, ist der 43. Präsident der USA - noch. Am 20. Januar endet seine zweite und letzte Amtszeit.
Bush ist der Sprössling einer wohlhabenden und einflussreichen Familie: Vater George Bush Sr. war der 41. Präsident der USA. Sein Bruder Jeb Bush bis 2007 Gouverneur von Florida. Ende der 70er Jahre ging George Bush jr. ins Ölgeschäft. Aus den Ölpreiskrisen 1980 und '86 ist er jeweils als Gewinner hervorgegangen: während seine Firmen pleite gingen, aufgekauft wurden oder fusionieren musste, gelang es ihm jeweils, im Nachfolgeunternehmen ein Büro in der Chefetage für sich zu ergattern. Erste Kontakte auf bundespolitischer Ebene knüpfte er 1988 im Wahlkampfteam seines Vaters - als er selbst Präsident wurde tauchten dann einige der Weggefährten des Vaters in Bushs Regierungsmannschaft wieder auf. Das war vor acht Jahren.
Lateinamerika aus der Blick verloren
Zu Beginn seiner Amtszeit hatte George Bush das "century of the Americas", das Jahrhundert der Amerikas ausgerufen. Doch nach den Anschlägen vom 11. September waren die USA mit Afghanistan und Irak beschäftigt. In Lateinamerika setzte sich der regionale Linksruck fort, der mit der Wahl von Hugo Chávez zum venezolanischen Präsidenten 1998 seinen Anfang genommen hatte. Washington wehte in zunehmend kalter Wind ins Gesicht.
Die noch Ende der 90er Jahre unter Bill Clinton aus der Taufe gehobene Idee zur Gründung einer gesamtamerikanischen Freihandelszone scheiterte 2005 auf dem Amerika-Gipfel in Mar del Plata endgültig, als neben Venezuela auch die Regionalmacht Brasilien das Projekt ablehnten. An die Stelle des ALCA, so die spanische Abkürzung für die gesamtamerikanische Freihandelszone, trat später die vom venezolanischen Präsidenten Chávez gegründete ALBA - die "bolivarianische Alternative für Amerika" - ein in doppelter Hinsicht symbolischer Name: "alba" bedeutet auf spanisch Tagesanbruch.
Linksruck in Lateinamerika
Mit Ausnahme von Kolumbien und Mexiko ist in fast alle Länder Ländern Lateinamerikas Regierungen aus dem linken Spektrum an der Macht. Die regionale Integration findet nicht nur in den zum Teil umstrittenen Initiativen eines Hugo Chávez Ausdruck. Die Gründung der Südamerikanischen Staatengemeinschaft UNASUR ist ein weiterer Beweis, dass sich der "Hinterhof der USA" politisch emanzipiert. Ebenso war auch die Wahl des chilenischen Diplomaten José Miguel Insulza zum Generalsekretär der OAS eine Niederlage für Washington. Die USA hatten den mexikanischen Außenminister Luis Ernesto Derbez favorisiert, musste jedoch erleben, dass sich die Organisation Amerikanischer Staaten über die "Empfehlungen" aus Washington hinwegsetzte.
USA haben kein Konzept für die westliche Hemisphäre
Für den Politikwissenschaftler Thomas Jäger von der Universität Köln hat die Lateinamerika-Politik der letzten acht Jahre gezeigt, "dass man kein Konzept hatte, in welcher Weise sich die lateinamerikanischen Staaten wirtschaftlich entwickeln, politisch demokratisieren konnte und gleichzeitig gute Beziehungen untereinander und mit den Vereinigten Staaten haben sollten." Darin sieht Jäger bis heute "die Quadratur des Kreises, die der amerikanischen Politik in den Amerikas nicht gelungen ist." DW-Reporter Benjamin Braden hat mit Andreas Jäger gesprochen und fasst die gescheiterte Lateinamerika-Politik unter George Bush zusammen.
Redaktion: Mirjam Gehrke