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Erinnerung an die Opfer des Holocaust

27. Januar 2014

Fast 70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedenkt der Bundestag an diesem Montag der Opfer des Nationalsozialismus. Hauptredner: der russische Schriftsteller und Zeitzeuge Daniil Granin.

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Russischer Schriftsteller Daniil Granin, Porträt (quelle: dpa/RIA novosti)
Bild: picture-alliance/dpa

Holocaust-Gedenktag - 69 Jahre nach Auschwitz

Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz von der Roten Armee befreit. In den Konzentrationslagern waren sechs Millionen Menschen ermordet worden. Ziel war die Vernichtung des europäischen Judentums. In Deutschland wird an diesem Montag der Opfer der Nazi-Diktatur gedacht. In Auschwitz-Birkenau findet eine Zeremonie mit einer großen Delegation aus Israel statt.

Gastredner der Gedenkstunde des Bundestages ist der 95-jährige russische Schriftsteller Daniil Granin (Artikelbild). Er überlebte die Blockade Leningrads (heute Sankt Petersburg) durch die deutsche Wehrmacht. Sie endete am 27. Januar 1944, ein Jahr vor der Befreiung von Auschwitz.

Holocaust-Gedenktag - 69 Jahre nach Auschwitz

70 Jahre nach dem Ende der deutschen Blockade Leningrads berichtete Granin im Bundestag eindringlich über das Leid der Opfer. "Der Tod war jemand, der schweigend seine Arbeit tat in diesem Krieg", sagte Granin in der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin. Granin hatte als Soldat der sowjetischen Armee an der Leningrader Front gekämpft. Später arbeitete er als Schriftsteller mit Zeugen und Tagebüchern die Belagerung auf. Im Bundestag schilderte Granin das Sterben und Überleben in der Stadt. Wassermangel, Hunger, Kälte, Krankheiten und der Beschuss der deutschen Wehrmacht brachten nach Schätzungen bis zu einer Millionen Menschen den Tod. "Ich konnte lange den Deutschen nicht verzeihen", sagte Granin.

Zum Holocaust-Gedenken im Bundestag rief Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) zur Verteidigung der Demokratie auf. Die Morde des rechtsextremen NSU an Migranten, die von rassistischen Parolen begleiteten Proteste gegen Flüchtlingsheime und antisemitische Straftaten in Deutschland forderten "unsere rechtsstaatliche, politische und zivilgesellschaftliche Gegenwehr als Demokraten heraus", sagte Lammert in einer Sondersitzung des Bundestags in Berlin. "In Deutschland jedenfalls ist Intoleranz nicht mehr tolerierbar."

Antisemitismus heute

In Auschwitz werden 61 Knesset-Abgeordnete - mehr als die Hälfte des israelischen Parlaments - zusammen mit Überlebenden gedenken. Mit Parlamentariern anderer Länder, darunter auch Bundestagsvertretern, diskutieren die Israelis anschließend in Krakau über Antisemitismus in der Gegenwart.

Nach der Gedenkstunde im Bundestag treffen sich Teilnehmer der internationalen Jugendbegegnung, die jährlich zum Gedenken an die NS-Opfer stattfindet, zu einer Podiumsdiskussion mit dem Schriftsteller Granin und Bundestagspräsident Norbert Lammert. Außerdem eröffnet Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt im Parlament die Ausstellung "Erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus".

Korrespondentin Julia Hahn. Holocaust-Gedenktag in Auschwitz

Die Gedenkstunde im Bundestag findet seit 1996 regelmäßig anlässlich des Jahrestages der Befreiung von durch die Sowjetarmee statt. Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, rief in der "Berliner Morgenpost" zum gemeinsamen Erinnern auf. "Der Holocaust ist eine Tragödie für die gesamte Menschheit", sagte er. "Das bekräftigt unsere Anstrengungen, dass so etwas nie wieder passieren darf."

SC/pg/kle (dpa, afp, epd)