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Bundesliga: Der Blick zurück

13. Mai 2018

Was Sie über die abgelaufene Bundesliga-Saison wissen sollten. Mieser Fußball, ein schwächelnder BVB, die neuen Trainer, die weitere Zersplitterung des Spieltags und der Videobeweis sorgten für Diskussionen.

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Kölns Tim Handwerker (l.) tröstet seinen Kollegen Marco Höger (Foto. picture-alliance/dpa/Revierfoto)
Kölns Tim Handwerker (l.) tröstet seinen Kollegen Marco HögerBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Mieser Fußball (hinter dem FC Bayern)

Ungern mit seiner Mannschaft am Ball: Herthas Davie Selke (r.) (Foto. picture alliance/dpa/P. Steffen)
Ungern mit seiner Mannschaft am Ball: Herthas Davie Selke (r.) Bild: picture alliance/dpa/P. Steffen

Es gab sie natürlich, die qualitativ hochwertigen Partien, die die Zuschauer aus den Sitzen gerissen haben und sie begeisterten. Das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke etwa, in dem der BVB mit 4:0 zur Halbzeit führte und am Ende Glück hatte, dass Schalke nach dem 4:4 nicht sogar noch den Siegtreffer erzielte. Das war aber die Ausnahme. Durchweg hochwertigen Fußball präsentierte lediglich der FC Bayern. Ansonsten gab es viel "Gegen-den-Ball", Quer- und Rückpässe und Zweikämpfe so weit das Auge reichte.

Wenig Risiko, der freiwillige Verzicht auf Ballbesitz, wie es etwa Vize-Meister Schalke gegen Hertha BSC im Heimspiel praktizierte, waren auch dabei. Dabei wollten die Berliner in dieser Saison den Ball auch nicht zwingend haben. Von den vielen unterirdischen Auftritten des 1.FC Köln gar nicht erst zu reden. Und so ließe sich diese Beschreibung dieser qualitativ unterdurchschnittlichen Saison mühelos mit jedem anderen Verein (bis auf Bayern) in der Liga fortführen .

"Ich sehe die Spiele ja nicht bloß als Manager, sondern auch als Konsument. Da schalte ich inzwischen bei vielen Spielen weg", sagte Köln-Manager Armin Veh unlängst. Damit dürfte er vielen Fußballfans aus der Seele gesprochen haben. 

Der abgestürzte BVB

Marco Reus (Foto: Imago/Kirchner-Media)
Marco ReusBild: Imago/Kirchner-Media

Dieses Saisonfinale hätte sich kaum jemand vorstellen können. Zwei Tore haben die Dortmunder vor der Konkurrenz doch noch gerettet, sie spielen in der kommenden Saison in der Champions League - trotz eines 1:3 bei 1899 Hoffenheim. Dass Peter Stöger seinen Abschied nach der Partie verkündete, passte ins Bild einer völlig missratenen Saison der Borussia. Zuvor hatte es ja den Niederländer Peter Bosz in dieser Spielzeit erwischt.

Der unappetitliche Streik von Ousmane Dembélé (zum FC Barcelona), der ebenfalls erzwungene Wechsel von Pierre-Emerick Aubameyang zum FC Arsenal, der Prozess gegen den Bus-Bomber haben ihre tiefen Spuren bei den BVB-Spielern hinterlassen. Zudem fehlte dem Team eine Hierarchie, weil sich nie eine Stammelf herauskristallisierte. Dass Angreifer Marco Reus verletzungsbedingt so lange ausfiel machte sich auch nicht gerade positiv bemerkbar.

Durch all diese Faktoren agierten die Spieler viel zu inkonstant und launisch - wohl auch, weil sie zwischen zu vielen unterschiedlichen Systemen hin- und hermanövrieren mussten. Stöger hat sein Ziel erreicht und führte die Mannschaft vom achten auf den vierten Platz und damit direkt in die europäische Königsklasse. Dem BVB steht ein Umbruch bevor - mit neuem Trainer und neuen Spielern.

Die neuen Trainer in der Bundesliga

Domenico Tedesco (Foto: picture-alliance/dpa/Revierfoto)
Domenico TedescoBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Domenico Tedesco, Florian Kohfeldt, Heiko Herrlich, Stefan Ruthenbeck, Christian Titz: die Bundesliga hat in der abgelaufenen Spielzeit gleich fünf neue Gesichter auf den Trainer-Chefposten kennengelernt. Und allesamt haben sich als eine Bereicherung dargestellt. Allen voran Domenico Tedesco, der gleich in seiner ersten Saison aus der launischen Diva FC Schalke 04 den Vize-Meister formte. Der 32-Jährige hatte eine klare (taktische) Linie, die er auch unnachgiebig verfolgte. Disziplin, Einsatz, Leidenschaft und eine gute Vorbereitung auf den Gegner sind das Credo, das ihn und sein Team zum Erfolg führte.

Florian Kohfeldt hat den Bremern wieder die spielerischen Elemente verliehen, mit denen die Hanseaten einst ihre eigenen Stil kreierten und damit erfolgreich waren. Oder Heiko Herrlich, der in Leverkusen auf die jungen Spieler setzte und trotz mehrerer Rückschläge und aufkommender Kritik seinen Weg unbeirrt weiterverfolgte und eine neue, perspektivisch wertvolle Mannschaft formte.

Und auch Stefan Ruthenbeck (1.FC Köln) sowie Christian Titz (HSV) haben es verstanden, ihre jeweiligen Teams auf einen erfolgreicheren Weg zu führen. Dass sie am Ende den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen, konnten sie aufgrund der desaströsen Ausgangslage, mit der beide in ihre Bundesliga-Mission gestartet sind, nicht mehr verhindern. "Meine Meinung ist, dass der Trainer zu spät gekommen ist", sagte HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos.

Zersplitterung der Spieltage

Leipzig-Fans protestieren gegen Montagsspiele (Foto: Imago/Picture Point LE)
Leipzig-Fans protestieren gegen MontagsspieleBild: Imago/Picture Point LE

Tennisbälle auf dem Fußballplatz, ein unerträglicher Lautstärkepegel durch permanenten Einsatz von Trillerpfeifen, Fan-Boykotts von Montagsspielen: Die weitergehende Zersplitterung der Spieltage ist auf viel Protest und Unverständnis bei vielen Fan-Gruppierungen gestoßen.

Und die Fans haben ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Die Kommerzialisierung trifft an vielen Stellen auf Unverständnis. Dies dürfte sich auch in der kommenden Saison nicht ändern.

Der Videobeweis

Schiedsrichter Patrick Ittrich schaut sich am Spielfeldrand eine strittige Szene an (Foto. picture alliance/Pressefoto ULMER/M. Ulmer)
Schiedsrichter Patrick Ittrich schaut sich am Spielfeldrand eine strittige Szene anBild: picture alliance/Pressefoto ULMER/M. Ulmer

Er sollte für mehr Gerechtigkeit sorgen. Allerdings gab es mit dem Videobeweis in dieser Saison so viele Probleme, dass selbst die größten Verfechter der technischen Hilfe ins Grübeln kamen, ob dies tatsächlich eine Hilfe sein kann. Denn viel zu häufig lieferte die Einmischung des Video-Schiedsrichters aus dem Keller in Köln-Deutz Nahrung für schier unendliche Diskussionen über den Sinn und Unsinn des Videobeweises.

Unterschiedliche Handhabungen und Auslegungen des Videobeweises, keinerlei Erklärungen für den Stadionbesucher und uneindeutige Zuständigkeiten sorgten in einigen Fällen für ein Chaos auf den Plätzen, bei dem niemand mehr durchblickte. Noch so eine Saison mit derlei Problemen dürften die Vereine und die Fans kaum noch über sich ergehen lassen. Die Schiedsrichter sollten die Sommerpause dazu nutzen, den Videobeweis im Sinne der Mannschaften und der Zuschauer zu optimieren.