Bundeskriminalamt: Cyber-Attacken nehmen zu
11. November 2019Die Zahl der Cyber-Attacken sei 2018 um 1,3 Prozent auf rund 87.000 gestiegen, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) bei der Veröffentlichung des Bundeslagebilds Cybercrime mit. Dabei handle es sich allerdings nur um die Angriffe, die der Polizei bekanntgeworden seien. Darüber hinaus gehen die Ermittler von einem Dunkelfeld aus, das um ein Vielfaches größer sein dürfte.
Drei Viertel aller Fälle waren Computerbetrug, daneben ging es unter anderem um Hacker-Attacken auf Unternehmen und Datendiebstahl. "Die steigende Zahl digitaler Geräte bietet Cyberkriminellen immer neue potenzielle Ziele", teilte das BKA mit. Die Sicherheitsexperten gehen für die kommenden Jahre von weiter steigenden Fallzahlen aus.
Auch Computer-Laien können Täter werden
Die Aufklärungsquote sank nach Angaben des BKA gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte auf knapp 39 Prozent. Rund 22.000 Tatverdächtige für Cyber-Delikte seien registriert worden, gut zwei Drittel von ihnen Männer, etwa ein Drittel Frauen. Damit gebe es in der Cyber-Kriminalität deutlich mehr weibliche Verdächtige als bei den Straftaten insgesamt, wo der Anteil der Frauen bei knapp 25 Prozent liege. Ausschlaggebend dafür sei der hohe Anteil weiblicher Verdächtiger beim Warenkreditbetrug - wenn also Waren im Internet bestellt, aber nicht bezahlt werden.
Nach den Worten von BKA-Vizepräsident Peter Henzler muss man kein Computerexperte sein, um kriminelle Hacker-Angriffe zu starten. Diese illegalen Dienstleistungen würden im verborgenen Teil des Internets (Darknet) angeboten - neben Waffen und Rauschgift.
Aus Scham nicht angezeigt
Henzler kündigte für das BKA eine eigenständige neue Abteilung an, in der Cyberkriminalität vom April 2020 mit gebündelten Kapazitäten bekämpft werden soll. "Cybercrime ist ein Massenphänomen, das nicht nur Privatpersonen, sondern auch die Wirtschaft immer stärker trifft", sagte Henzler. Nach BKA-Einschätzung sind deutsche Unternehmen wegen ihrer vergleichsweise hohen technologischen Expertise ein interessantes Ziel für Cyberspionage. Wie auch bei anderen Formen der Cyber-Kriminalität gehen die Experten von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da Angriffe entweder nicht erkannt oder aus Scham oder Angst vor Rufschädigung nicht angezeigt werden.
Die Cyber-Kriminalität habe 2018 einen Schaden von mehr als 60 Millionen Euro verursacht, erklärte das BKA. Damit sei die polizeilich erfasste Schadenssumme gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent gesunken. Auch hier gebe es jedoch ein großes Dunkelfeld. Der Digitalverband Bitkom hatte vor wenigen Tagen eine Studie veröffentlicht, wonach analoge und digitale kriminelle Attacken die Unternehmen in Deutschland nach eigener Einschätzung jährlich 102,9 Milliarden Euro kosten. Dazu zählten Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage. Der Schaden sei fast doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren.
lh/qu (dpa, rtr)